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0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

Titel: 0196 - Flucht vor den Riesenspinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gesichts erkennen können, dort, wo Hut und Sonnenbrille es nicht überschatteten.
    Der schwarze Wagen schoß in Richtung Süden davon.
    ***
    Nach einer Weile war Frederic wieder in der Lage, sich zu bewegen. Die Erschöpfung ließ rasch nach, seine Kräfte erneuerten sich in einem Maß, das ihm unheimlich vorgekommen wäre, wenn er sich noch darüber hätte wundern können.
    Aber er wunderte sich nicht, denn es war doch alles normal.
    Cathy hatte ihn gebissen - na und?
    Sie hatte ihm damit doch nur einen Gefallen getan, denn jetzt wußte er, daß alle seine Fragen ihre Antwort gefunden hatten. Bald schon würde er sein wie sie. Er spürte bereits, wie es in ihm arbeitete.
    Er genoß es.
    »Du hättest nicht vor mir fliehen müssen«, sagte er. »Es war nicht nötig.«
    Sie versuchte ein Lächeln, aber durch ihre umgeformte Mundpartie mißglückte es. Dennoch verstand er, wie es gemeint war.
    »Du hättest in mir ein Ungeheuer gesehen und mich an dem zu hindern versucht, das wir tun müssen«, sagte sie.
    Er nickte.
    Er wußte, was sie zu tun hatten.
    Sie mußten nach Süden gehen.
    In ihnen existierte das Bild einer großen Grotte - nein, eines gemauerten Gewölbes. Und sie wußten auch genau, wo sie es finden würden. Dort würden sie ihre Erfüllung finden.
    Dort war ihr Ziel.
    Noch war der Weg dorthin weit, aber sie würden ihn gehen. Nur kurz dachte Frederic Portland an seinen Mietwagen. Doch das Fahrzeug befand sich viel zu weit abseits. Sie würden Zeit verlieren.
    Und irgendwie hatten sie beide das Gefühl, daß sie sich schnell bewegen mußten, daß die Zeit drängte. Eine Rückkehr zum Wagen hätte Zeitverlust bedeutet. Und dann war der Gedanke aus Frederics Hirn bereits wieder verschwunden.
    Er fühlte, wie mit seinem Gehirn eine Veränderung vor sich ging. Er konnte plötzlich nur noch in eng begrenztem Rahmen denken, dafür aber kristallklar und schärfer als jemals in seinem ganzen Leben. Irgendwie fühlte er sich, als stände er unter der Einwirkung von aufputschenden Drogen, und es war ein angenehmes Gefühl.
    Seine Haut verhärtete sich - wie die von Cathy. Und er begann auch bereits, anders zu sehen.
    »Wir gehen«, bestimmte Cathy und setzte sich in Bewegung. Wortlos schloß Frederic sich ihr an. Alles bis auf ihr Ziel hatte an Bedeutung verloren. Es gab nichts mehr, das wichtiger war. Der Auftrag, bestimmte Papiere nach Amerika zu bringen - er war vergessen. Unwichtig.
    Nur das gemeinsame Ziel zählte noch.
    Es war ein etruskischer Grabhügel in der Nähe Roms, in einer alten Etruskersiedlung an einem See.
    Es war der Friedhof der Spinnen.
    ***
    Alpendurchquerung und Grenzübertritt kosteten ihre Zeit. Irrwitzigerweise schien es ein paar tausend Leuten gleichzeitig eingefallen zu sein, an diesem Tag Auslandsurlaub zu machen. Die Fahrzeugkolonne staute sich fast endlos, und die Zöllner nahmen ihre Tätigkeit anscheinend besonders ernst. Erst zwischen drei und vier Uhr nachmittags hatten sie es geschafft, Italien zu erreichen, und als sie Turin vor sich sahen, atmete zumindest Professor Zamorra erleichtert auf.
    Dabei wußte er, daß es bis an ihr Ziel noch eine weite Strecke war, wenn die Angaben stimmten, die Nicole machte.
    Lago di Bracciano - der lag etwa zwanzig Kilometer oder wenig mehr von Rom entfernt, und in der Nähe dieses kleinen Sees sollte sich die ehemalige Etruskerstadt mit den Grabhügeln befinden, von welcher alles seinen Ausgangspunkt haben mußte.
    Aber hatte es in der Schriftrolle nicht geheißen, der Friedhof der Spinnen solle in der Toskana liegen? Der Bracciano-See aber war doch in Latium oder Lazio, wie es jetzt hieß!
    Zamorra äußerte sein Befremden laut.
    »Ach…«, winkte Bill vom Rücksitz ab. »Südliche Toskana, heißt es in der Schrift, und vielleicht hat man früher die Heimatkunde ein wenig großzügiger gelehrt als heute… südliche Toskana Und nördliches Latium, warum sollen da die Grenzen nicht ein wenig verwischt sein? Immerhin muß das alles schon mehr als zweieinhalb tausend Jahre her sein, und da läßt sich so vieles nicht mehr nachprüfen!«
    Zamorra umfuhr Turin weiträumig per Umgehungsstraße. Nicole protestierte. »Laß uns in der City Pause machen! Da gibt es bestimmt ein paar nette kleine Boutiquen…«
    »Auf dem Rückweg!« entschied Zamorra diktatorisch. »Dann haben wir mehr Zeit!«
    »Spielverderber«, maulte Nicole, hatte sich aber in ihr Schicksal zu fügen und gab über das Amulett, mit dem sie in permanentem Kontakt stand, weiter die

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