0196 - Gangsterschlacht in Norfolk Street
ersucht, ihr im Falle seines Ablebens behilflich zu sein.«
»Darf ich fragen, inwiefern?«
»Zwar sehe ich nicht ein, dass Sie das interessieren könnte, aber es ist kein Geheimnis. Mr. Amiglio hatte nur eine einzig lebende Verwandte, nämlich seine Tante Rebecca. Diese Tante, eine sehr eigenwillige Dame, ist Miss Steresch feindlich gesinnt. Es ist denn, auch eingetreten, was Mr. Amiglio vorausgesehen hat. Fast unmittelbar nach seinem Ableben forderte Miss Rebecca die Verlobte des Mr. Amiglio auf, ihr alle Dinge, die sie im Laufe der Zeit als Geschenk erhalten hatte, sofort zurückzugeben und den Bungalow zu räumen, da alles zur Erbmasse gehöre und sie, Miss Rebecca, die einzige Erbin sei. Daraufhin suchte Miss Steresch mich gestern auf. Ich konnte sie vollkommen beruhigen. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, das Mr. Amiglio für seine Verlobte großzügig vorgesorgt hat. Er hat auch ausdrücklich festgelegt, dass alles, was er ihr geschenkt oder sonst überlassen hat, ihr ausschließliches Eigentum ist und bleibt. Damit ist den Forderungen der Tante des Verstorbenen jede Rechtsgrundlage entzogen.«
»Das ist sehr erfreulich für die junge Dame«, lächelte ich. »Ich habe noch eine Frage. Hat Mr. Amiglio Ihnen in den allerletzten Tagen ein Paket oder einen Koffer zur Aufbewahrung übergeben?«
»Nein. Mit Ausnahme von Wertpapieren, die schon lange bei mir liegen, hat er mir keine Vermögenswerte anvertraut.«
»Wollen Sie mir sagen, mit welcher Bank Mr. Amiglio arbeitete?«
»Mit der Banking Trust, und zwar der Filiale in der Park Avenue.«
Ich hatte eine ganze Menge und doch gar nichts erfahren. Im Stillen hatte ich gehofft, Amiglio hätte die Juwelen bei seinem Anwalt in Aufbewahrung gegeben. Er hätte das ruhig tun können, obwohl es sich um gestohlenes Gut handelte. Solange das nicht nachgewiesen ist, kann der Anwalt jede Auskunft oder gar die Herausgabe verweigern. Wie ich Mr. Cox kannte, würde er auch so gehandelt haben, wenn ich die Katze aus dem Sack gelassen hätte.
Wenig gut gelaunt fuhr ich zurück ins Office, wo Phil gerade eingetroffen war.
»Na?«, fragten wir gleichzeitig, und ich sagte:
»Pleite auf der ganzen Linie. Mr. Cox ist der Testamentsvollstrecker und hat mir bereits reinen Wein eingeschenkt. Der Grund, warum die Steresch ihn besuchte, ist, dass die alte Schachtel von Tante ihr wegen einer Anzahl von Geschenken, die sie von Amiglio bekommen hat, an den Wagen fahren wollte. Erzähle mir bitte von dem Mädchen.«
Phil setzte sich, schlug die Beine übereinander und steckte sich eine Zigarette an.
»Über diese Stella zerbreche ich mir nun fast eine halbe Stunde den Kopf. Äußerlich ist sie ein Engel, und sie benimmt sich auch so. Sie heuchelt keine tiefe Trauer über den Tod ihres Freundes, aber man kann sehen, dass es ihr Leid tut.«
»Hat Amiglio irgendeine Äußerung getan, die mit den Steinen Zusammenhängen könnte, die man dem alten Hehler geraubt hat?«
»Ob er darüber gesprochen hat oder nicht, konnte ich nicht einwandfrei feststellen. Stella jedenfalls behauptet, von nichts zu wissen. Als ich mich vorstellte, war sie so wütend, dass sie mich am liebsten hinausgeworfen hätte. Dann aber überlegte sie es sich und war gewaltig liebenswürdig, so liebenswürdig, dass ich eine Zeit lang glaubte, sie verfolge einen ganz bestimmten Zweck damit, nämlich den, mich einzuwickeln.«
»Das kann man dem Mädchen schließlich nicht verdenken. Wir sind es ja gewöhnt von Bürgern, die in einem G-man nur einen gewalttätigen und brutalen Polizisten sehen, mit Misstrauen betrachtet zu werden. Die Kleine ist ein Revue-Girl und sicherlich von einfacher Herkunft und primitiver Denkungsweise. Das Einzige, was sie besitzt und womit sie sich durchgesetzt hat, ist ihr entsprechendes Äußere.«
»Und das ist recht bemerkenswert«, meinte mein Freund. »Sie ist unbedingt ein bildhübsches Mädel.«
»Was nicht beweist, dass sie auch Verstand hat.«
»Verstand wäre zu viel gesagt. Sie verfügt über ein kindlich naives Raffinement. Sie weiß genau, dass sie damit fast jeden Mann einwickeln kann, und sie hat das ausgenutzt.«
Ich rief Lieutenant Crosswing an und gab ihm einen kurzen Abriss von dem, was wir herausgefunden hatten.
»Ich habe heute Morgen mit dem Districtsanwalt gesprochen«, sagte er. »Er ist dafür, Bellery als eventuellen Komplicen festzuhalten. Es besteht immerhin die Möglichkeit, wenn nicht sogar die Wahrscheinlichkeit, dass er der Gang, die den Raub
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