0196 - Gangsterschlacht in Norfolk Street
unterwegs versuchen konnte, aus dem fahrenden Wagen zu springen. Ich glitt hinters Steuer, und gerade als Phil mir folgen wollte, hörten wir in dem Bungalow, den wir gerade verlassen hatten, die Telefonklingel.
»Ich sehe nach«, sagte mein Freund und lief zurück.
Ich hielt meine Pistole auf die beiden gerichtet und wartete.
In meiner Nase begann es zu kribbeln, als ob sich ein paar Ameisen hineinverirrt hätten. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte das Niesen zu unterdrücken. Ich werde das im ganzen Leben nicht mehr probieren. Die Ameisen schienen sich rapide zu vermehren, und dann hatte ich das Gefühl, in meiner Nase explodiere eine Handgranate.
Das war die letzte Empfindung, die ich für geraume Zeit hatte.
***
Bericht von Phil Decker:
Als der Fernsprecher in Stella Stereschs Bungalow klingelte, beeilte ich mich. Es konnte jemand sein, der keine Ahnung davon hatte, dass das Mädchen entführt worden war. Es war aber auch möglich, dasä der Anrufer damit rechnete, die beiden Gangster, die wir soeben verfrachtet hatten, währen noch im Haus, und ihnen etwas mitteilen oder von ihnen hören wollte.
Ich riss die Tür auf und lief ins Wohnzimmer, wo der Apparat stand. Ich hob den Hörer von der Gabel und meldete mich, möglichst leise, mit »Hallo«.
»Cox Brothers. Ich verbinde«, sagte eine Mädchenstimme, und dann war Mr. Cox am Apparat.
»Mit wem spreche ich?«, fragte er.
»Ich bin Phil Decker vom Federal Bureau of Investigation. Mein Kollege Cotton war heute bei Ihnen. Sie können mir ruhig anvertrauen, was Sie wollen.«
»Ich habe Miss Steresch etwas zu fragen. Können Sie die Dame rufen?«
»Zur Zeit nicht. Sie wurde nämlich vor ungefähr einer Stunde, kurz bevor wir hier ankamen, entführt.«
Ich hörte einen Schreckensruf und dann die Frage.
»Von wem?«
»Wenn ich dass wüsste, so wäre ich zufrieden. Offenbar dachten gewisse Leute, der ermordete Lucio Amiglio hätte ihr etwas in Aufbewahrung gegeben oder sie wüsste, wo er die betreffende Sache versteckt habe. Ich nehme an, man wird versuchen sie zu zwingen, das zu sagen, was ihr bekannt ist.«
»Das ist ja furchtbar. Das arme Mädchen tut mit gewaltig leid.«
Damit war ich natürlich nicht klüger als vorher, und darum fragte ich:
»Wollen Sie mir nicht sagen, warum Sie Miss Steresch sprechen wollten? Es ist Ihnen doch wohl bekannt, dass wir G-men dieselbe Schweigepflicht haben wie ein Anwalt.«
»Ich erhielt vor einer halben Stunde den Besuch eines Herrn, der sich als Mr. Rasby vorstellte und mich bat, auf meine Klientin einzuwirken, damit sie ihm ein Paket oder Köfferchen ausliefere, das sie von Mr. Amiglio zur Aufbewahrung bekommen habe. Er sagte, dieses Köfferchen oder Paket enthalte Dinge, die ihm kürzlich gestohlen worden seien. Er meinte, Miss Steresch könne sie bedenkenlos herausgeben, da sie für keinen Dritten von Wert seien. Er sei bereit, ihr für diese Freundlichkeit tausend Dollar zu bezahlen. Ich sagte diesem Mr. Rasby, ich müsse mich zuerst mit meiner Klientin in Verbindung setzen. Ich könne mir nicht denken, dass sie etwas Derartiges im Besitz habe, da sie mich sonst bestimmt um Rat gefragt hätte. Er will heute Abend um sieben kommen oder telefonieren. Was soll ich dem Mann nun sagen?«
»Wenn er kommt, gar nichts. Ich werde sofort zwei G-men schicken, die ihn ohne Weiteres festnehmen werden. Sollte er telefonieren, so halten Sie ihn hin und versuchen Sie, ihn dazu zu veranlassen, dass er persönlich zu Ihnen kommt. Sagen Sie meinetwegen, Sie hätten Miss Steresch noch nicht erreicht oder auch, sie bestände darauf, diesen Mr. Rasby persönlich zusprechen.«
»Hören Sie mal, Mr. Decker. Es ist mir furchtbar unangenehm, wenn Sie einen Menschen, der mich in gutem Glauben an meine Ehrlichkeit aufsucht, in Haft nehmen. Ich weiß nicht, wie ich eine derartige Handlungsweise vor meinem Gewissen verantworten und mit meiner Ehre als Anwalt vereinbaren kann.«
»Sie sind vollkommen auf dem Holzweg, Mr. Cox.« Ich fing an, mich über den störrischen Kerl zu ärgern. »Ihre Klientin befindet sich zurzeit wahrscheinlich in Lebensgefahr. Sie sind in erster Linie verpflichtet, für Ihre Klientin einzustehen und nicht einen x-beliebigen Gangster zu schützen, der Ihnen ein Märchen erzählt hat.«
»Aber der Mann sah doch so vertrauenswürdig aus« protestierte Mr. Cox.
»Die meisten Gauner sehen vertrauenswürdig aus, sonst hätten sie keinen Erfolg«, belehrte ich ihn und erreichte es, nachdem wir noch ein
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