0196 - Gangsterschlacht in Norfolk Street
nicht abnehmen. Ich gäbe etwas darum, wenn ich wüsste, wo sie steckt.«
Im gleichen Augenblick klingelte es lang und fordernd. Wir sahen uns an, und mein Freund huschte an das Fenster und spähte durch die Gardine.
»Zwei Männer«, flüsterte er.
»Schon wieder?«
Dabei wurde mit klar, dass diese zwei Männer nur von der Gegenseite sein konnten. Vielleicht waren die Burschen vom Syndikat auf dieselbe Idee gekommen wie die Konkurrenz oder… Möglicherweise war auch dies die Konkurrenz und Stella war in den Händen der Syndikat-Leute.
Jedenfalls sollten sich die Burschen geirrt haben, wenn sie dachten, sie könnten ein wehrloses Mädchenüberrumpeln. Es klingelte nochmals.
Ich zog meine Smith & Wesson und schob den Sicherungsflügel zurück. Phil ging auf Fußspitzen zur Tür. Als er sie mit einem Ruck aufriss, starrten die beiden Kerle, die davorstanden, vollkommen perplex in die Läufe unserer Pistolen.
»Immer hereinspaziert, meine Herrschaften«, sagte ich.
In solchen Fällen habe ich ein Lachen, das dem, der damit gemeint ist, nichts Gutes verheißt. Die zwei Ganoven folgten unserer Aufforderung. Es blieb ihnen ja nichts anderes übrig.
Während Phil sie in Schach hielt, nahm ich ihnen die Kanonen ab.
»Bitte, nehmen Sie Platz, meine Herren«, forderte ich sie auf und winkte dabei mit meiner Waffe.
»Welchem Umstand verdanken wir das Vergnügen?«, eröffnete Phil dann die Unterhaltung.
Die zwei blickten sich an. Sie waren offenbar vollkommen bedeppert.
»Wir wollten Miss Steresch besuchen«, sagte der eine, und der andere fügte hinzu.
»Wir sind alte Bekannte.«
»Und dazu bringt ihr eure Artillerie mit?«, konterte ich.
Sie rutschten unruhig auf ihren Sitzen herum und wussten keine Antwort.
»Hört mal, Boys, ihr habt die Wahl zwischen dem Gefängnis im Keller des FBI und einer nachfolgenden Gerichtsverhandlung, bei der ihr gewaltig verknackt werdet, und der Möglichkeit, dass wir euch laufen lassen«, sagte ich 28 gemütlich. »Was von beiden zieht ihr vor?«
»Wir haben nichts Unrechtes getan und wissen überhaupt nicht, was Sie von uns wollen«, maulte der eine, ein großer, rothaariger Bursche, über dessen linke Wange eine Narbe lief.
»Das wird sich noch finden. Wenn wir euer Sündenregister durchgesehen haben, werdet ihr weniger frech sein«, meinte mein Freund, der langsam die Geduld verlor. »Entweder ihr packt aus oder ihr seid geliefert.«
»Was meint ihr zum Beispiel dazu«, fuhr ich fort, »wenn ich euch jetzt in Notwehr über den Haufen schieße? Denkt ihr, dass ein Mensch daran glaubt, ihr wäret aus vollständig selbstlosen Beweggründen hier erschienen?«
Die beiden bekamen es mit der Angst.
»Zuerst, wer seid ihr und welchem Verein gehört ihr an?«, fragte Phil. »Es hat keinen Sinn, wenn ihr uns Märchen erzählt. Ihr seid registriert, und wenn ihr uns belügt, so sitzt ihr noch tiefer in der Tinte als jetzt.«
Es folgte eine beklommene Stille. Dann plötzlich raffte sich der Rotkopf auf. Ohne auf die warnende Geste seines Kumpanen zu achten, blubberte er:
»Ich bin Jim Flix, meine Freunde nennen mich Ginger…« Er schwieg fast erschreckt über seine eigene Courage, und dann sagte er leise: »Ich gehöre keiner Gang an. Fragen Sie Blue Beard (Blaubart), er wird es Ihnen bestätigen.«
»Natürlich wird er das bestätigen. Er wird sogar beschwören, du wärest ein Engel vom Himmel«, schnauzte ich. »Ihr gehört zu den ›Löwen‹.«
Das war ein Schuss ins Blaue, aber er schien gesessen zu haben.
Die beiden schreckten zusammen, und dann versuchten sie uns weiszumachen, sie hätten noch nie etwas von dieser Gang gehört.
»Dann machen wir es eben anders«, grinste mein Freund. »Ihr werdet uns zum Office begleiten, und das Weitere wird sich dort finden.«
Wir standen auf. Ich hatte gehofft, einer von beiden würde in letzter Sekunde umfallen, aber irgendjemand oder irgendetwas schreckte sie mehr als die Aussicht, hinter Gitter zu gehen.
Gehorsam erhoben sie sich.
Phil dirigierte sie nach draußen und hielt sie mit der Pistole in Schach, bis ich die Tür in Ermangelung eines Schlüssels mit einem Siegel des FBI verschlossen hatte.
Dann gingen wir hinaus auf die Straße. Die wenigen Passanten merkten nicht, dass zwei Verbrecher verfrachtet wurden.
Ich nahm ein paar Handschellen heraus und legte vorsichtshalber die eine Hälfte um das linke Handgelenk des Roten und die zweite um das rechte seines Komplicen. So waren wir sicher, dass keiner von beiden
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