0196 - Planet der letzten Hoffnung
retten. Miles rechnete mit einer solchen Aussage. Er kannte Iratio Hondro!
Die Motoren der Schildkröte begannen wieder zu summen. Miles drehte den großen Wagen auf der Stelle. Die Kettenglieder fraßen sich in den Rücken des Marschiere-Viel hinein, faßten und zogen das Fahrzeug herum. Die unwirklichen Gipfel und Zacken der Panzerschale wanderten aus dem Blickfeld aus. Auf dem Frontschirm der Fernbildaufnahme erschienen die Konturen der Landschaft. Die Polstation lag etwa dreihundert Kilometer entfernt.
Der Marschiere-Viel hatte sich genau an seine vorgezeichnete Umlaufbahn gehalten. So hatte sich die tatsächliche Entfernung zur Niederlassung nicht vergrößert. Man hatte nur den Standort gewechselt. Die Schildkröte polterte über den Panzerrücken des Marschiere-Viel hinweg, erreichte den rampenförmigen Auswuchs und glitt darauf dem Boden zu. Die letzten zwanzig Meter fielen im Winkel von etwa fünf und-vierzig Grad ab.
Mit einem harten Aufprall schlugen die vorderen Getrieberäder gegen eine Felsbrüstung und zogen den Wagen endgültig von dem Ungeheuer herunter.
Die beiden Männer und das Mädchen schwiegen, bis Miles sein Fahrzeug nach einigen Minuten anhielt Auf den Heckbildschirmen leuchteten die Konturen des unwahrscheinlichsten Lebewesens, das man jemals gesehen hatte.
„Vielen Dank, alter Bursche - vielen Dank!" sagte Traut vor sich hin. Dann lächelte er. „Vielleicht können wir auch mal etwas für dich tun." Er sah Eve an. Sie war schmal geworden. Die Anstrengungen der letzten sechzig Stunden waren in ihrem Gesicht abzulesen. Shelo dachte praktischer als sein Freund. Er seufzte, lehnte sich in seinem Sitz zurück und sagte: „Deine Gefühle für unseren Lebensretter in allen Ehren - aber wie soll es nun weitergehen? Deine prächtige Doppelbüchse wird wohl kaum leistungsstark genug sein, um mit ihr ein Raumschiff abschießen zu können, oder?" Miles antwortete nicht. Er nahm Fahrt auf. Augenblicke später raste die Schildkröte im rechten Winkel zur deutlich erkennbaren Marschroute des Marschiere-Viel davon. Miles fuhr wieder mit kaum zu verantwortender Geschwindigkeit. Der Kurs führte genau nach Norden. Ein Irrtum war nicht möglich. Es kam nur darauf an, die Kette der Konusberge möglichst schnell zu überwinden. Hinter ihr begann die relativ flache Geröllwüste, die noch höhere Geschwindigkeiten erlaubte.
Shelo beherrschte sich, bis die ersten Gipfel am Horizont auftauchten. Das nahe Milchstraßenzentrum mit seinen Milliarden Sternen spendete genügend Licht, um die Bodenunebenheiten einwandfrei erkennen lassen zu können. Es war nicht erforderlich, die ortungsempfindlichen Infrarotscheinwerfer einzuschalten.
Zwei Stunden nach der Abfahrt erreichte Miles die Abhänge des Ringgebirges. Er hielt an und suchte nach der passenden Positionskarte. Jede Schildkröte war damit ausgerüstet.
„Wir müssen den Raupenpaß nehmen", murmelte er vor sich hin.
„Das ist hier." Er tippte mit dem Zeigefinger auf die Karte. „Er schlängelt sich zwischen den Gipfeln hindurch und ist als gut befahrbar markiert. Es fragt sich nur, ob man nicht doch einen Wachtposten zurückgelassen hat."
„Es waren drei Suchfahrzeuge unterwegs", erklärte Shelo. „Die Luftgleiter dürften schon gelandet sein. Die Schildkröten der Blauen Garde werden höchstwahrscheinlich die Tageszone nicht verlassen haben. Aus den zahlreichen Funksprüchen ging hervor, daß die Kommandos den Befehl erhalten hatten, nach unseren Überresten zu suchen. Du kannst unangefochten den Paß überqueren."
„Hoffentlich", meinte Eve. „Mir reicht es allmählich.
Das Abenteuer mit dem Marschiere-Viel werde ich mein Leben lang nicht vergessen."
„Darf man nochmals fragen, wie es jetzt weitergehen soll?" sprach Shelo den Waffentechniker an. „Wie ich dich kenne, hast du bereits einen Plan. Also...?" .
Miles drückte die Knöpfe der Kettenkupplung nach unten. Der Wagen rollte auf den Paß zu.
„Nein, ich habe keinen Plan", antwortete er nach einer Weile.
„Ausnahmsweise einmal nicht! Wir sind hier draußen abgeschnitten. Wenn Kontemer nicht die entsprechenden Schritte eingeleitet hat, können wir zu unserem Marschiere-Viel zurückkehren und hoffen, daß er noch nicht erwacht ist."
„Keinen Plan?" staunte Bontlyn. Bestürzt richtete er sich auf und beugte sich nach vorn. „Das geht doch nicht. Hondro wird in acht Stunden landen."
„Soll ich etwa mit einer primitiven Feuerwaffe und zwei Schockstrahlern ein Raumschiff
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