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0197 - Höllentanz der Riesen

Titel: 0197 - Höllentanz der Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Eine Bö, die von der Seite kam, hatte den Shift fast gegen die LION gedrückt, doch Bactas riß die Maschine herum und beschleunigte.
    „Da vorn!" rief Clantworthy plötzlich. „Sehen Sie die Lücke?"
    Bactas' Blicke glitten über die Riesenbeine hinweg, die wie tanzende Mangrovenwurzeln die LION umgaben. An einer Stelle gab es sie nicht, dort befand sich nichts als Dunkelheit und Wolken aus Gas und Schnee. Es war unmöglich, die Breite der Öffnung zu schätzen, denn sie veränderte sich ständig, wie die Dancers ihre Stellungen änderten. Bactas biß die Zähne zusammen. Er dachte an Tschato und den krummbeinigen Picot und an die anderen und daran, daß diese Männer ein Risiko wert waren. Die Außenhülle der LION verschwand aus dem Blickfeld der beiden Männer, und der Shift wurde scheinbar eins mit den Wolken, in die er hineinschoß. Bactas glaubte das Dröhnen des Orkans zu hören, aber es waren nur die Störgeräusche, die Clantworthys Stimme vorausgingen.
    „Hinter der Lücke können weitere Dancers sein", sagte Clantworthy.
    Daran hatte auch Bactas schon gedacht, aber die Vorstellung, es könnte sich als wahr erweisen, rief nichts als hartnäckigen Trotz in ihm hervor. Vertrigg meldete sich. Die Müdigkeit in der Stimme des Captains war einer Erregung gewichen, die leicht aus Angst entstanden sein konnte. Bactas wußte nicht genug von Vertrigg, um ihn einzuschätzen, aber der Captain galt als einer der fähigsten Offiziere der LION. Und bei einem Kommandanten wie Tschato bedeutete das viel. Unwillkürlich dachte Bactas an Captain Walt Heintman, der jetzt mit einer Kaulquappe durch den Raum raste, um die Flotte zu alarmieren.
    Vertriggs Stimme rief ihn in die Wirklichkeit zurück.
    „Haben Sie einen Durchschlupf gefunden?"
    „Ja", sagte Bactas. „Wir versuchen jetzt, an den Dancers vorbeizukommen. Der Sturm ist sehr heftig."
    Wie um seine Worte zu unterstreichen, schaukelte der Shift auf die Lücke zwischen den Dancers zu. Clantworthy hatte sich so weit nach vorn gebeugt, daß seine Haltung unnatürlich wirkte. Ein Blick auf die Kontrollen zeigte Bactas, daß er dreißig Meter über der Oberfläche flog. Er zog den Shift etwas höher, ohne jedoch die Richtung zu ändern.
    Die Beine der Monstren schienen ins Riesenhafte anzuwachsen, als der Raupenpanzer näherkam. Vereinzelt vermochte Bactas die Tasterbeine zu sehen, die, dünnen Fühlern gleich, zur LION hinüberlangten. Ein sonderbares Gremium, das die LION untersuchte, überlegte Bactas ohne Heiterkeit. Und plötzlich war die Angst da.
    Bactas empfand dieses panikartige Gefühl, das über ihn hereinbrach, wie einen Schock. Er warf einen vorsichtigen Blick zu Clantworthy hinüber, doch der Techniker hatte seine Haltung nicht verändert. Wachsam starrte er in die Nacht.
    Der Shift raste in die Lücke hinein und durch sie hindurch. Nichts deutete darauf hin, daß sich vor ihnen Dancers befanden. Bactas atmete auf. Die Innenflächen seiner Hände waren feucht geworden.
    Der Flugpanzer flog weiter in die stürmische Nacht.
    Und hinter ihm unsichtbar für die beiden Männer schloß sich der Ring der Beine völlig. Die letzte Öffnung existierte nicht mehr.
     
    *
     
    Mit Beginn des Morgens verdoppelte sich die Heftigkeit des Sturmes. Dan Picot begann sich zu fragen, ob Bactas es überhaupt noch schaffen würde, mit seinem Shift zur Unglücksstelle vorzudringen. Dreimal war der Chefingenieur vom Kurs abgewichen, da die Funkverbindung abriß. Dann hatte er immer wieder ganzen Herden von Dancers ausweichen müssen.
    Im Augenblick befand sich Bactas etwa anderthalb Meilen von ihnen entfernt, eine Strecke, die unter normalen Bedingungen in wenigen Sekunden zurückzulegen war. Der Sturm ließ den Shift jedoch nur langsam vorankommen. Bactas berichtete den Verunglückten über Funk ständig von seinem Flug.
    Die starken Normalfunkanlagen der LION drangen trotz der unzähligen Dancers bis zu den abgestürzten Shifts vor. Die Nachrichten, die von Vertrigg eintrafen, waren alles andere als beruhigend. Der Kreis der Dancers schloß sich immer enger um das Schiff. Vertrigg und die an Bord gebliebenen Wissenschaftler befürchteten, daß es zu ernsthaften Zwischenfällen kommen würde, wenn die LION ihren Standort nicht verließ.
    Picot starrte in den beginnenden Tag hinein. Er glaubte nicht daran, daß es noch heller werden konnte. Die mit Wasserstoff, Stickstoff, Methan und Schwefel gesättigte Atmosphäre befand sich in wildem Aufruhr.
    Tschatos Shift schaukelte auf

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