0197 - Horror-Träume
Cadillac nieder. Siccine hob die Brauen.
»Kein Wort jetzt«, flüsterte Odinsson hastig. »Er braucht Ruhe zur Konzentration.«
Selbst Nicole schwieg jetzt. Sie wußte, daß Zamorra jetzt keine Störung vertrug.
Er versetzte sich in Halbtrance und begann, das Amulett zu aktivieren.
***
Ein schwaches Zucken ging durch den Körper in der Adeptenkutte. Jan Huysman erwachte. Er tauchte auf aus rotierenden Trichterkreisen, die ihn langsam aus der Schwärze eines unfaßbaren Nichts an die Oberfläche seines Bewußtseins spülten.
Langsam öffnete er die Augen.
Es war düster in dem Kellerraum. Aber irgendwo mußte sich eine Öffnung befinden, durch die etwas Licht fiel.
Jan Huysman schrak zusammen. Tageslicht?
Er versuchte sich aufzurichten. Ein Schwindelanfall überkam ihn. Ihm war, als habe er eine ganze Flasche Whisky leergemacht. Übelkeit stieg in ihm auf, und als er ein zweites Mal langsamer auf die Ellenbogen kam, setzten Kopfschmerzen ein. Es pochte heftig hinter seinen Schläfen.
Was war geschehen? Wie kam er hierher?
Er versuchte, alles in eine logische Reihe zu bringen. Der Meister hatte die Adepten seines Magischen Kreises zusammengerufen. Es sei endlich so weit, hatte er gesagt. Er wolle versuchen, einen Dämon aus den sieben Kreisen der Hölle zu beschwören.
Sie wußten alle, was sie zu tun hatten. Lange genug hatten sie gelernt, hatten sich von dem Meister erzählen lassen, in welcher Form die Rituale abliefen. Jetzt war es soweit.
Sie waren hinuntergestiegen in van Meulens Keller. Der Meister hatte alles vorbereitet. Das Blutopfer fand statt, und dann …
Jan Huysmann nickte grimmig. Dann war es geschehen. Er hatte es erst für eine Halluzination gehalten, hervorgerufen von der Hexensalbe oder was auch immer das für ein Teufelszeug war, mit dem sie sich eingerieben hatten. Aber da hatte dieses schwarze Teufelchen tatsächlich gehockt, etwas verzerrt und zuweilen verschwimmend. Aber es war da gewesen.
Und dann hatte es eine Klaue erhoben. Ein Gewitter hatte sich in dem Kellerraum ausgetobt. Und jetzt war Jan wieder erwacht.
Langsam sah er sich um.
Die anderen sechs lagen in ihren Kutten noch da wie tot. Eine entsetzliche Kraft mußte getobt haben. Aber da er selbst erwacht war, nahm Jan an, daß auch die anderen bald wieder zu sich kommen würden.
Wo war der Meister?
Art van Meulen war nirgends zu sehen. Huysmann raffte sich auf, machte zögernd einen Schritt und wäre fast gestürzt. Alles drehte sich um ihn wie in einem Rausch. Seine Gedanken liefen nur langsam ab. Er mußte sich zwingen, die Gedankengänge in logischer Reihenfolge zu halten.
Die Kellertür war offen.
Der Meister war fort. Also war er hinaufgestiegen, hatte den Keller verlassen und vergessen, die Tür wieder hinter sich zu schließen. Jetzt fiel von dort ein Lichtbalken herein. Die Kerzen waren längst niedergebrannt.
Wie spät mag es sein? fragte Huysmann sich. Er torkelte auf die Tür zu, hinter der die Treppe nach oben führte. Dem Altar warf er keinen Blick mehr zu. Er nahm deshalb nicht wahr, daß der schwarze Stein gesprungen war. »Raus hier«, murmelte er.
Am Treppengeländer zog er sich empor. Die Kutte behinderte ihn. Irgendwo oben in der Wohnung mußten sich seine Kleider befinden. Er mußte diese verdammte Kutte loswerden und verschwinden.
»Du siehst mich nie wieder, van Meulen«, murmelte er.
Er hatte alles für einen netten Zeitvertreib gehalten, für eine Blödelei, zu der man irgendwann einmal die Freundinnen einladen und eine gewaltige Show abziehen konnte. Erst jetzt begriff er, wie ernst van Meulen es gemeint hatte.
Pakt mit dem Teufel! Dämonismus!
Von einem Moment zum anderen war die Spinnerei zu bitterer Wirklichkeit geworden. Eine unfaßbare Kraft hatte unten im Keller zugeschlagen. Eine Kraft, die nicht mehr menschlich war. Gab es den Teufel wirklich?
Ja! schrie es in Huysmann. Es gibt den Teufel! Er heißt van Meulen!
Er erreichte die letzte Stufe, lehnte sich an die Wand. Immer noch drehte sich alles um ihn, aber langsamer als zu Anfang. Er begann sich zu erholen.
»Weg hier«, murmelte er.
Und noch ein Gedanke zuckte in ihm auf. Art van Meulen mußte das Handwerk gelegt werden. Was sich hier entwickelte, war keine Spielerei mehr. Es war bitterer Ernst. Es war vielleicht kriminell.
»Ich muß der Polizei einen Tip geben«, murmelte Huysmann. »Vielleicht ist es noch nicht zu spät.«
Er taumelte durch Türen und Zimmer, bis er schließlich den Raum erreichte, in dem sie sich
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