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0199 - Hyänen für den Henker

0199 - Hyänen für den Henker

Titel: 0199 - Hyänen für den Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hyänen für den Henker
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Schläfe wies Pulverspuren auf, und das Kopfhaar war angesengt. Die Waffe hatte dem Toten gehört. Die Zimmertür war, ebenso wie die Fenster, fest verschlossen gewesen.
    Wir suchten. Wir drehten jedes Papier um, wir griffen in alle Taschen. Wir fanden vieles, das ein Licht auf das Leben des jungen Engländers in New York warf.
    Im Schreibtisch entdeckten wir einen ganzen Stapel von Fotos mit mehr oder weniger hübschen Mädchen und Frauen.
    Sechs davon schieden aus. Es waren die Töchter oder Ehefrauen prominenter Industrieller oder Staatsbeamter. Die anderen sechs Fotos steckten wir ein, ohne uns viel davon zu versprechen.
    »Sieh da! Ist das nicht die Gattin des Staatssekretärs im State Departement in Washington?«, fragte mein Freund. »Klar, das ist sie und dahinter ihr Mann. Das scheint eine recht vergnügte Gesellschaft gewesen zu sein. Hier die beiden netten Mädchen, sind das nicht die Töchter des Mister Vandermoilen, des Mannes, der den Tabakhandel kontrolliert?«
    »Natürlich sind sie das. Mit denen würde ich auch mal bummeln gehen.«
    »Du Schwerenöter«, lachte ich. »Guck dir mal diese beiden Mädchen an. Ist die Blondine nicht geradezu apart? Ich komme nur nicht darauf, wie sie heißt, und wo ich sie gesehen habe.«
    »Ich auch nicht.«
    Vier der sechs Frauenfotos, die wir mitnahmen, trugen die Adresse des Fotografen, zwei waren Schnappschüsse von Amateuren. Darunter befand sich auch das Bild der aparten Blondine, die ebenso wie die fast genauso nette Freundin einen bezaubernden Strandanzug trug und wahrscheinlich während einer Jacht-Partie aufgenommen worden war.
    Von dem Hotelpersonal bekamen wir eine, wenn auch dürftige Beschreibung der Nichte und Tante, die Mister Shawsburry öfter besucht, ihn abgeholt oder mit ihm gegessen hatte. Daraus war nur zu entnehmen, dass die Tante eine ältere, mittelgroße, elegante und arrogante Dame war, während die Nichte als ungefähr einundzwanzig, hellblond, blauäugig und lustig beschrieben wurde.
    Derartige alte Damen und »Nichten« gab es in New York vermutlich viele Tausende.
    Wir legten die mitgenommenen Bilder vor, aber niemand kannte die Leute. Das alles sei bloße Routinesache, erklärten wir, und auch das Hotelpersonal war der Ansicht, dass Mister Shawsburry wohl nicht ganz klar im Kopf gewesen war.
    Es hatte sich, während der letzten acht Tage, sehr merkwürdig benommen. Der Liftboy, ein kesser Junge, meinte altklug, das käme wohl davon, dass die »Braut« nicht mehr erschienen sei.
    ***
    Als wir, ziemlich mutlos, wieder zurückkamen und veranlassten, dass die auf den Bildern angegebenen Fotografen befragt werden sollten, wurde uns gemeldet, dass ein Chinese den Beamten sprechen wolle, der den Mord an Min To Sui bearbeite.
    Das konnte nur jemand sein, der den Bruder der kleinen Mi, Jack gekannt hatte.
    Ich ließ den Chinesen heraufbitten. Es war ein alter Mann mit einem dünnen, herabhängenden Schnurrbart. Er verschmähte es, europäische Kleidung zu tragen.
    Er verbeugte sich zeremoniell vor uns, und wir mussten ihn wiederholt darum bitten, bevor er sich setzte.
    »Was können wir für Sie tun?«, fragte ich.
    »Man hat meinen Sohn ermordet«, sagte er wehmütig. »Er war mein einziger Sohn, und ich liebte ihn, obwohl er mir Kummer machte. Ich weiß, er hatte sich mit schlechten Menschen eingelassen. Mein Sohn wollte nicht arbeiten und glaubte, auf andere Art leichter Geld verdienen zu können. Ich weiß das alles, aber er war mein Sohn.«
    Ich hatte schon genügend Chinesen kennen gelernt, wir waren schon in Hongkong gewesen, und so kannte ich die Mentalität dieser Leute. Ich kannte ihren bewunderungswürdigen Familiensinn, ihre Vorzüge und ihre Fehler.
    »Mister Min«, sagte Phil, »wir bedauern die Tatsache, dass Ihr Sohn getötet wurde, unendlich. Welches auch seine Fehler gewesen sein mögen, Mord bleibt Mord, und Sie können sich darauf verlassen, wir werden die Verbrecher fassen. Bevor ich aber darauf näher eingehe, gestatten Sie eine Frage: Wir machen uns Sorgen um Ihre Tochter. - Haben Sie von ihr gehört?«
    »Ich danke Ihnen, meine Herren, dass Sie an Mi denken. Ich kann Sie darüber beruhigen. Sie befindet sich in Sicherheit, und niemand wird sie erreichen können. Der Grund, warum ich Sie aufsuche, ist der, dass ich Ihnen unsere Hilfe anbieten möchte, um To Suis Mörder zu fassen. Ich weiß, wir sind nur Gäste in Ihrem herrlichen Land, und wir müssen uns darüber freuen, dass wir den Schutz der Behörden genießen, aber

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