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0199 - Phantom der Lüfte

0199 - Phantom der Lüfte

Titel: 0199 - Phantom der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
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hinter ihm hergehumpelt war. Der Druse blutete aus Dutzenden von Wunden. Sein graues Haar war mit roten und schwarzen Streifen durchsetzt, und sein linker Arm hing nutzlos herunter.
    »Der Stein!« drängte Varcon. »Wo hast du ihn?«
    Borg schloß sorgfältig die Tür, klemmte einen Stuhl unter die Klinke und ging dann zu der schweren, eisenbeschlagenen Truhe hinüber, in der er seine wertvollsten Besitztümer aufbewahrte.
    »Die Drachenkrieger«, keuchte der Druse. »Du mußt die Drachenkrieger beschwören. Nur sie können uns noch retten.«
    Borg antwortete nicht. Er nestelte mit ungelenkten Fingern am Schloß herum, fluchte schließlich wild und zerschmetterte es mit einem einzigen Schwerthieb. Von draußen waren jetzt dumpfe Schläge zu hören; Metall, das gegen Holz krachte. Schließlich das helle Splittern, mit dem die äußere Tür nachgab. Harte Stiefelsohlen trappelten über den Boden.
    Borg wühlte mit bebenden Händen in der Kiste. Gold, Edelsteine und wertvolle Stoffe flogen achtlos durch die Kabine. Schließlich hatte er gefunden, wonach er suchte: Eine kleine, schlichte Schatulle aus poliertem Holz. Auf dem Deckel war ein kompliziertes, kabbalistisches Muster eingeschnitzt.
    Borg starrte die Schatulle einen Herzschlag lang an.
    »Ich hoffe, deine Magie funktioniert«, sagte er dumpf.
    Vercon lachte nervös.
    »Es ist nicht meine Magie. Aber der Stein stammt aus dem Grab Carnons des Schrecklichen - du kannst sicher sein, daß seine Magie wirkt.«
    »Wenn nicht, brauchen wir uns auch keine Sorgen mehr zu machen«, sagte Borg spöttisch. Er wies mit einer Kopfbewegung auf die Kajütentür. Das Holz erbebte unter einer Reihe wuchtiger Schläge.
    Varcon schluckte nervös. Seine Lippen bebten.
    »Schnell jetzt. Die Drachenkrieger!« drängte er.
    Borg klappte den Deckel mit einer fast andächtigen Bewegung hoch. Das Kästchen war mit schwarzem Samt ausgeschlagen und enthielt einen kleinen, unscheinbaren Stein, der sich weder in Farbe noch in Schliff von einem jener billigen Schmucksteine unterschied, wie ihn die Dirnen in den Hafenkneipen zu tragen pflegten.
    Aber er war mehr, weit mehr.
    Wenn Varcons Ezählungen stimmten - und Borg hatte keinen Grund, an der Aufrichtigkeit des alten Drusen zu zweifeln - dann stammte er direkt aus dem Grab eines der mächtigsten Zauberer, die das wolanische Reich jemals gekannt hatte. Und er besaß magische Fähigkeiten. Er konnte seinem Besitzer nahezu jeden Wunsch erfüllen -aber nur einmal.
    Jeder Mensch kann ihn nur einmal benutzen, dachte Borg. Ein einziges Mal. Wähle das Falsche, und die Chance ist vertan.
    »Schnell!« drängte Varcon. Seine Stimme zitterte. »Die Drachenkrieger! Sie sind unsere letzte Chance!«
    Vor Borgs Augen erschien das Bild der schrecklichen, geflügelten Drachenkrieger von Kh- asanthi; dreieinhalb Meter große, reptilienähnliche Kreaturen, die auf allen Kontinenten Wolans gleichermaßen gefürchtet waren. Die Drachenkrieger galten als unbesiegbar. Kein Schwert war scharf genug, kein Pfeil schnell genug, ihre schuppige Panzerhaut zu durchschlagen, keine Rüstung hielt den fürchterlichen Hieben ihrer Krallenhände stand. Ein Befehl von ihm, und Dutzende der gräßlichen Kreaturen würden die wolanischen Soldaten ins Meer fegen.
    Und dann? dachte Borg. Was geschieht dann? Das Schiff sinkt. Die meisten Männer sind tot.
    Was würde geschehen, wenn er die Macht des Steines nutzte, um sein Schiff ein letztes Mal zu retten? Er war besiegt, so oder so. Vielleicht konnte er das halbe Dutzend Männer, das den Angriff der Soldaten überlebt hatte, auf den wolanischen Segler führen und irgendeine verlassene Insel ansteuern. Aber Borg, der Priat, war tot. Die Legende war zerstört. Früher oder später würde man ihn fangen und wie einen Strauchdieb an den nächsten Baum hängen.
    Die Tür gab unter einer Reihe wütender Stöße nach. Holz splitterte. Wütende Stimmen drangen von draußen herein.
    »Den Spruch!« kreischte Varcon! »Borg! Deine Männer erwarten deine Hilfe! Sie sterben! Borg!«
    Die Stimme des Alten überschlug sich.
    Borg gab ihm einen rüden Stoß vor die Brust, als die Tür endgültig zersplitterte. Ein Halbes Dutzend braungekleideter Gestalten drängte in den Raum.
    »Halt sie auf!« schrie Borg.
    Der Druse fuhr herum, schwang seinen Säbel und warf sich der Übermacht mit Todesverachtung entgegen.
    »Die Drachenkrieger, Borg!«
    Die Drachenkrieger…
    … und dann? Was wird dann sein? Flucht, ein ewiges Gejagtsein. Schließlich

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