Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0199 - Phantom der Lüfte

0199 - Phantom der Lüfte

Titel: 0199 - Phantom der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang E. Hohlbein
Vom Netzwerk:
Kühltasche aus dem Kofferraum, öffnete die Hecktür des Chevy und ließ sich hineinfallen. Nach den Backofentemperaturen draußen erschien ihm das Wageninnere fast kalt.
    »Möchte jemand einen Schluck kalten Tee?« fragte er. »Ich habe noch eine Thermoskanne voll.«
    Zamorra nickte und griff dankbar nach der dargebotenen Tasse. »Du auch?« fragte er, an Nicole gewandt.
    »Gerne.« Nicole nippte an dem eiskalten Getränk, beugte sich vor und schaltete die Klimaanlage höher. Auf dem Ledersitz war der Umriß ihres Körpers als feuchter Fleck zu erkennen.
    »Seht mal, die Wolke dort vorne«, sagte sie plötzlich. Sie deutete aus dem Fenster und blinzelte aus zusammengekniffenen Augen nach Westen. »Sie sieht aus wie ein riesiges Schiff.«
    Bill und Zamorra folgten ihrem Blick.
    Nicole hatte mit ihrer Beschreibung durchaus recht. Im Westen, dicht über dem Horizont, türmte sich eine einzelne, gewaltige Wolke in den Himmel. Mit etwas Phantasie konnte man darin wirklich einen altertümlichen Segler erkennen, der sich langsam seinen Weg durch das Blau des Firmamentes suchte.
    »Seltsam«, murmelte Zamorra. »Das ist die erste Wolke, die ich seit Wochen sehe.«
    »Wahrscheinlich nicht nur du«, murmelte Bill. »Das Ding steht genau über dem Death Valley. Eigentlich habe ich noch nie gehört, daß es dort regnet.«
    »Das ist auch keine Regenwolke«, antwortete Zamorra.
    »Was sonst?«
    »Ich bin kein Meteorologe, aber…« Er brach ab, lachte unsicher und sah dann wieder zu dem bizarren Wolkengebilde hinüber. »Als Kind hatte ich ein Spiel«, erinnerte er sich. »Ich habe mir oft die Wolken am Himmel angesehen und versucht, Ähnlichkeiten mit irgendwelchen Dingen darin zu entdecken. Aber so deutlich wie jetzt…«
    »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich behaupten, sogar die Besatzung erkennen zu können«, murmelte Nicole.
    Sie atmete scharf ein und sah Zamorra fast ängstlich an. Eine beklemmende, unwirkliche Atmosphäre schien sich plötzlich im Wageninneren auszubreiten.
    »Das ist keine Wolke«, sagte Zamorra plötzlich überzeugt.
    »Vielleicht eine Luftspiegelung«, murmelte Nicole. »Eine Fata Morgana oder so etwas…«
    »Es ist überhaupt nichts. Die Hitze gaukelt einem manchmal die verrücktesten Sachen vor«, sagte Bill. Aber seine Stimme klang nicht halb so überzeugt, wie es die Wahl seiner Worte erfordert hätte. »Haltet lieber nach einem Wagen Ausschau, der uns hier wegbringt.«
    Zamorra starrte immer noch fasziniert auf die riesige, weißgraue Wolke, die im Schneckentempo über den Horizont zu kriechen schien.
    »Du sagst, sie wäre über dem Death Valley?« fragte, er, ohne Bill anzusehen.
    Fleming nickte zögernd. »Ungefähr, jedenfalls. Aber die Entfernung kann täuschen. Jedenfalls liegt es in dieser Richtung.«
    »Death Valley?« Nicole drehte sich halb im Beifahrersitz herum und sah Bill an. »Das hört sich nicht sehr gemütlich an.«
    Fleming lachte nervös. »Das ist es auch nicht, Mädchen. Das Death Valley ist wahrscheinlich der heißeste Platz der Welt. Man erzählt sich, daß es dort selbst dem Teufel zu ungastlich wäre. Aber es leben trotzdem Mensehen dort. Wenn auch nicht viele.« Er trank den letzten Schluck Tee, schraubte den Deckel pedantisch wieder auf die Kanne und verstaute das Gefäß.
    »Außerdem…«
    Ein gellender, mißtönender Schrei verschluckte den Rest seiner Worte.
    Bill, Zamorra und Nicole fuhren gleichzeitig herum. Uber der Wüste, nur wenige Meter von der Straße entfernt, war ein dunkles, formloses Etwas materialisiert. Auf den ersten Blick erinnerte es an eine seltsam symmetrisch geformte Wolke; eine schwarze, wallende Kugel, unter deren Oberfläche wesenlose Schatten zu kochen schienen.
    »Was… ist das?« fragte Nicole entsetzt.
    Zamorra antwortete nicht. Er spürte, daß diese Wolke nicht durch ein Naturphänomen entstanden war. Die Ausstrahlung des Magischen, Bösen, lag fast greifbar in der Luft.
    Wieder durchschnitt der krächzende Schrei die Stille, ein Schrei, der den drei Menschen unwillkürlich einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Ein Schrei von ungeheurer Wildheit, wie ihn kein lebendes Wesen aus dieser Welt ausstoßen konnte.
    Ein greller Blitz durchzuckte die Wolke. Schattenhafte, bizarre Umrisse und Silhouetten tauchten in der brodelnden Wolkenmasse auf und vergingen wieder. Die Erscheinung wurde größer und gleichzeitig blasser.
    Und dann passierte scheinbar alles gleichzeitig.
    Für einen unmeßbar kurzen Augenblick

Weitere Kostenlose Bücher