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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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beiden Karasamoffs über die Mauer gebeugt. Einer von ihnen verschwand, wohl um die Kette wieder nach oben zu holen. Aber sie rührte sich nicht. Ich konnte nur hoffen, dass Pomet den Motor lahmgelegt hatte und rechtzeitig entkommen war.
    Die Gasse gegenüber sah nicht besonders einladend aus, aber ich folgte den Anweisungen Pomets. Sie führte unter einem gemauerten Torbogen durch, der meinen Verfolgern die Sicht auf mich nahm. Direkt dahinter fand ich das Haus mit der grünen Tür. Ohne zu zögern, drückte ich dagegen. Sie öffnete sich, und mir schlug ein dumpfer Modergeruch entgegen. Offenbar wurde das Haus schon lange nicht mehr bewohnt. Ich machte einen Schritt in den kleinen, dunklen Flur und schob die Tür hinter mir zu. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich lehnte mich vorsichtig gegen die Wand und wartete.
    Als sich mein Atem wieder einigermaßen normalisiert hatte, tastete ich mich tiefer in den Raum hinein. Durch ein mit Brettern vernageltes Fenster fiel etwas Sonnenlicht herein. Bis auf einen morschen Schrank war das Zimmer leer. Ich drückte mich dahinter an die Wand. Falls einer meiner Verfolger hereinkommen sollte, würde er mich, so hoffte ich zumindest, nicht sehen können.
    Es kam mir wie eine kleine Ewigkeit vor, bis die Tür aufgestoßen wurde. Ich traute mich nicht, den Kopf um die Schrankecke zu schieben, aus Angst, mich sonst zu verraten.
    »Arthur?«
    Ich atmete auf. Das war Pomets Stimme. Erleichtert kam ich hinter dem Schrank hervor. Mein Begleiter sah gelassen und unangestrengt wie immer aus.
    »Unsere Freunde mussten bis zum Hafen gehen, um von der Mauer herunterzukommen«, erklärte er. »Ich glaube nicht, dass sie die Suche fortsetzen werden.«
    »Ich wünschte, du hättest recht. Aber sie können uns jederzeit wieder über den Weg laufen.«
    »So werden wir die Augen offen halten. Doch auch wenn böse Feinde walten, wird uns das nicht vom Ziel abhalten.«
    Aua, das tat ja fast schon weh. Er musste selbst bemerkt haben, dass der Reim nicht besonders gelungen war, und lächelte verlegen. Vorsichtig folgte ich ihm auf die Gasse, und mit seiner Hilfe fand ich schnell zu Lidija Pjorotićs Laden zurück.
    Ich war heilfroh, als wir dort ankamen. Da drinnen würde ich zunächst einmal sicher vor den Karasamoffs sein. Ich wollte mich von Pomet verabschieden, aber er schüttelte den Kopf.
    »Ich werde Euch begleiten, Herr. Oft lauert das Böse hinter verschlossenen Türen. Wer weiß, was hier auf Euch wartet.«
    »Ein paar Stunden Ruhe«, lag mir die Antwort auf der Zunge, die ich mir gerade noch verkniff. Sollte er doch, wenn er unbedingt wollte. Vielleicht fand er in Lidija eine bessere Gesprächspartnerin als in mir.
    Ich stieß die Tür auf und trat ein.
    Und erlebte eine faustdicke Überraschung.

 
    Am Tisch neben Lidija saß Larissa!
    Als sie mich erblickte, sprang sie auf und stürzte auf mich zu. »Arthur!«, rief sie. Eine Sekunde später lagen wir uns in den Armen. Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich sie bei meinem Streifzug durch Dubrovnik vermisst hatte.
    So schnell, wie sie mich umarmt hatte, löste sie sich zu meinem Leidwesen auch wieder von mir. Nun erst bemerkte sie Pomet. »Wer ist das?«
    Bevor ich antworten konnte, trat er an mir vorbei, nahm sein Barett ab und verneigte sich tief. »Ich bin ein Philosoph des Lebens, ein Doktor der vergessenen Kunst. Man nennt mich tugendhaft, denn ohne Tugend kann die Welt nicht sein. Doch bin ich nur ein kleiner Diener, der Euch auf Eurem Weg begleitet. Ruft mich nur einfach Pomet, und ich bin zufrieden.«
    Larissa war verblüfft von so viel Redseligkeit. »Aha«, sagte sie und schaute mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern.
    Lidija Pjorotić hingegen reagierte völlig anders. Sie war hinter ihrem Schreibtisch hervorgekommen, hatte sich vor Pomet aufgebaut und musterte ihn genau.
    »Pomet also?«, sagte sie. Ihr Tonfall war eine Mischung aus Frage, Misstrauen und Ungläubigkeit.
    »Ganz recht, edle Dame.« Er verbeugte sich erneut.
    Sie schüttelte den Kopf. »Stimmt was nicht?«, fragte ich.
    »Es gibt keinen Pomet«, erwiderte Lidija. »Zumindest nicht in der Realität. Er ist eine Fantasiefigur, erfunden vor fünfhundert Jahren von Marin Držić, Dubrovniks größtem Dichter.«
    »Ihr haltet mich für ein Hirngespinst?« Pomet machte einen beleidigten Gesichtsausdruck. »Doch steh ich hier vor Euch in Fleisch und Blut!«
    »Das ist es gerade, was mir Sorgen bereitet. Denn du kannst nicht der sein, für den du dich

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