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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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richtete sich wieder auf. »Ich hörte, dass Ihr meinen Namen rieft. Dreimal erschallte der Ruf nach Pomet, doch wagtet Ihr nicht, ihn vollends auszusprechen.« Er beugte sich vor, setzte eine Verschwörermiene auf und flüsterte hinter vorgehaltener Hand: »Ich kann es wohl verstehen. Denn Neider lauern hinter jeder Ecke.«
    Na klasse. Jetzt hatte ich auch noch den Stadtnarren am Bein! »Ich habe dich nicht gerufen«, sagte ich. »Ich habe nur vor mich hin gesprochen.«
    »So sagt ich’s doch, Euer Wohlgeboren. Ihr sprecht, ich komme.«
    Was fing ich mit dem Kerl nur an? Ich vermutete, diese Leute wurden von der Stadtverwaltung bezahlt, um für etwas mehr historische Atmosphäre zu sorgen. Wahrscheinlich mussten sie auch mehrsprachig sein, um sich mit den Touristen aus aller Welt unterhalten zu können. Aber beinhaltete ihr Auftrag auch die Einzelbetreuung?
    »Ich habe jede Menge zu tun und keine Zeit für nutzloses Geplauder«, sagte ich so abweisend wie möglich und drehte mich zum Gehen.
    »In der Tat, mein Herr, das habt Ihr. Ihr müsst das Buch der Wege finden«, antwortete er.
    Ich hielt in meiner Bewegung inne. Hatte ich richtig gehört?
    »Was hast du gesagt?«, fragte ich.
    »Euer Wohlgeboren hat’s wohl manchmal an den Ohren«, grinste er. »Erst beim Pomet, dann beim Buch: Ist es Krankheit oder Fluch? Ja, ich sprach vom Buch der Wege. Wie Ihr wisst, denn Ihr seid rege, gerade dieses Buch zu finden.«
    Ich ließ mich von seiner merkwürdigen Ausdrucksweise nicht beirren. »Dann weißt du also, wo das Buch der Wege ist?«
    »Wissen! Was ist schon Wissen!«, rief er aus und machte eine Pose wie ein schlechter Schmierenkomödiant. »Gewissheit ist es, die Ihr braucht. Ein wenig kann ich Euch vielleicht behilflich sein bei Eurer Suche, wenn Ihr an Eurer Seite mich ertragen könnt.«
    »Ja, ja, schon gut. Natürlich ertrage ich dich.« Nach der Begegnung mit Gerrit in Amsterdam hätte ich gleich wissen müssen, woran ich mit ihm war. Gleichwohl kam er mir ziemlich verrückt vor. Diese Ausdrucksweise, dieses Reden in Reimen, dieses falsche Pathos – das musste ich wohl in Kauf nehmen. Denn ich konnte jede Hilfe brauchen.
    » Hvala! «, lachte er. »Das bedeutet Danke. Ihr werdet es nicht bereuen. Wo soll es nun hingehen, Herr?«
    »Das fragst du mich? Du bist es doch, der sich hier auskennt. Sag du mir, wo wir suchen sollen!«
    Er legte einen Finger an die Lippen und betrachtete mich nachdenklich. »Ich höre ein finsteres Grollen, so als ob ein gewaltiger Sturm sich zusammenbraut. Wenn wir jetzt nichts dagegen unternehmen, wird es schon bald zu spät sein.«
    Das klang ziemlich bedrohlich. Aber wenigstens unterschätzte er die Gefahr, die von den Schatten ausging, nicht. Ich nickte. »Was schlägst du vor?«
    »Die nächste Bäckerei aufzusuchen«, flüsterte er verschwörerisch.
    Ich stutzte einen Moment, bevor ich begriff. Mit dem Donnergrollen hatte er das Knurren meines Magens gemeint!
    »Eine gute Idee«, willigte ich ein. »Kannst du eine empfehlen?«
    »Pomet kennt nur die besten in Ragusa«, rief er. »Folgt mir!«
    Ich musste mich anstrengen, um mit ihm Schritt zu halten. Wie dem Mauren, so schien auch ihm die Hitze nichts auszumachen. Auf seiner Stirn hatte ich keinen einzigen Schweißtropfen entdecken können.
    Wir liefen im Zickzack durch ein paar Gassen, bis wir eine etwas breitere erreichten. Vor einem Geschäft standen Gruppen von jungen Leuten und unterhielten sich in verschiedenen Sprachen. Dabei bissen sie in belegte Brote oder Teilchen. Schräg gegenüber war eine Kirche, auf deren Stufen es sich ebenfalls eine Gruppe bequem gemacht hatte. Dies schien ein beliebter Frühstückstreff zu sein.
    Pomet bedeutete mir zu warten und verschwand in der Bäckerei. Kurz darauf kam er mit einer Pappschachtel in der Hand wieder heraus. Ich folgte ihm zu den Kirchenstufen gegenüber, wo wir uns einen schattigen Platz suchten. Pomet klappte den Karton auf. Darin lagen zahlreiche Gebäckstücke, die er mir der Reihe nach vorstellte. Hinter so fremdartig klingenden Namen wie crempite , čupavci , krafne oder štrudla verbargen sich Leckereien wie Apfelstrudel, Kokoswürfel, Blätterteiggebäck mit Puddingfüllung sowie eine Art Berliner.
    Alles war ziemlich süß, aber genau richtig, um meine sinkenden Lebensgeister wieder auf Vordermann zu bringen. Pomet griff ebenfalls zu, und nachdem wir alles verputzt hatten, sah der Tag schon ganz anders aus.
    »Jetzt erzähl mir mal, was du über das Buch der Wege

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