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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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eher, bis ich alles durchsucht habe«, antwortete sie. Sie schlug die Schranktür zu und wandte sich einer großen metallbeschlagenen Truhe zu, die dahinterstand. Sie beugte sich vor und versuchte erfolglos, den Deckel anzuheben.
    Im Schein der Taschenlampe sah ich, dass die Truhe nicht nur ein, sondern drei Schlösser hatte. Larissa stocherte mit einem Metallstab in ihnen herum. Dann reichte sie mir die Lampe.
    »Halt du sie mal, damit ich beide Hände frei habe.«
    »Was willst du mit der Truhe?«, fragte ich, während ich die Taschenlampe nahm. »Wenn es hier irgendwelche Sachen von Wert gegeben hat, dann sind die in den letzten hundert Jahren garantiert geklaut worden.«
    »Da ist etwas drin, das spüre ich«, beharrte sie.
    Pomet war ebenfalls herangetreten. »Das ist ein alter Schließmechanismus. Die Meister ihrer Zunft haben ihn gebaut. Er widersteht jedem Versuch, ihn unbefugt zu öffnen.«
    »Ach«, erwiderte Larissa trocken. »Ich habe diese Mechanismen vorhin im Rektorenpalast studiert. Sie sehen kompliziert aus, sind aber einfach zu durchschauen.«
    Ich hatte die Schließmechanik unter den Deckeln der dort ausgestellten Truhen ebenfalls gesehen, fand sie aber alles andere als leicht durchschaubar. Selbst der Versuch, ihre Funktionsweise zu verstehen, indem ich den Wegen der verschlungenen Metallbögen folgte, hatte mich bereits schwindelig werden lassen.
    Larissa machte sich am ersten Schloss zu schaffen. Sie drückte vorsichtig mit ihrem Dietrich darin herum und nickte dann befriedigt. Sie ließ das Werkzeug stecken und wandte sich dem nächsten Schloss zu. Hier wiederholte sie den Vorgang. Dann kam das dritte an die Reihe.
    Schließlich lehnte sie sich zurück. »Jetzt brauche ich deine Hilfe. Wir müssen alle drei Schlösser gleichzeitig öffnen. Ich nehme die beiden rechts, du das linke. Auf mein Kommando!«
    Widerwillig griff ich nach dem Dietrich. Larissa packte die anderen und rief dann: »Los!« Gemeinsam drehten wir. Ich spürte einen leichten Widerstand und hörte dann das Gleiten des Schließmechanismus im Inneren der Truhe.
    »Perfekt«, sagte Larissa und klappte den Deckel auf. Ich leuchtete in die Truhe hinein. Sie war leer, bis auf ein Bündel aus schmutzigem Tuch. Larissa hob es heraus und wickelte es aus. Unter dem Tuch verbarg sich ein altes, in Leder gebundenes Buch. Sie reckte es triumphierend in die Höhe.
    »Hab ich es doch gewusst!«, rief sie. Sie winkte mich mit der Lampe näher heran. Die Oberfläche des Einbands war heftig abgerieben. Die einstmals goldenen Buchstaben auf dem blauen Untergrund waren nur noch zum Teil zu identifizieren. Wir konnten aber das Wort liber erkennen, die lateinische Bezeichnung für »Buch« und das erste Wort im Namen aller Vergessenen Bücher.
    » Jetzt können wir gehen«, sagte Larissa und steckte das Buch in ihre Umhängetasche. Ich atmete erleichtert auf. Auch Larissa schien es auf einmal eilig zu haben. So schnell es ging, kletterten wir die Stufen ins Erdgeschoss herab. Ich wollte gerade die Tür öffnen, als ich draußen Stimmen hörte.
    »Psst!«, ermahnte ich die anderen und knipste die Taschenlampe aus. Ich legte ein Ohr an die Tür und lauschte. Mehrere Männer unterhielten sich leise miteinander in einer Sprache, die wie Russisch klang. Sollten das ...?
    »Die Karasamoffs«, flüsterte ich. Sicher war ich mir zwar nicht, denn ich konnte sie nicht sehen, aber wer sonst sollte uns verfolgen und zugleich des Russischen mächtig sein?
    »Gibt es einen Hinterausgang?«, fragte Larissa Pomet. Der schüttelte den Kopf.
    »Kein Hintertor. Aber es gibt einen Keller.«
    »Und was sollen wir da? Wenn die reinkommen, finden sie uns doch sofort.«
    »Haltet Pomet nicht für dumm, edles Fräulein. Es war in Ragusa Brauch, Häuser mit Gängen unter der Erde zu verbinden. Sehr praktisch bei schlechtem Wetter und wenn Feinde vor der Tür standen.«
    »Worauf warten wir dann?«, wisperte ich. Meine Augen hatten sich einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt und ich konnte die Umrisse von Larissa und Pomet ausmachen. Der Narr öffnete eine niedrige Holztür, die wir beim ersten Durchsuchen des Parterres übersehen hatten. Ich legte meine Hand über das Glas der Taschenlampe und knipste sie wieder an. Das fehlte noch, dass einer von uns im Dunklen die Stufen hinunterfiel und sich wer weiß was brach!
    Wir schlichen geduckt die enge Treppe nach unten. Die Decke war so niedrig, dass sich keiner von uns aufrichten konnte. Unten angekommen, nahm ich die Hand vom

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