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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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hatte ich eine Ahnung, wo ich Pomet finden könnte.
    Sie strich sich irritiert mit der Hand durchs Haar. »Ich habe eine Verantwortung gegenüber Larissas Großvater. Wie soll ich der gerecht werden, wenn ihr euch davonstehlt? Habt ihr ihn eigentlich schon angerufen, seitdem ihr hier seid?«
    Schuldbewusst schüttelte ich den Kopf. Ich wollte ihm immerhin eine Mail schreiben, aber das hatte ich nach meiner schockierenden Entdeckung völlig vergessen. Und jetzt war keine Zeit mehr dafür.
    »Weißt du wenigstens, wo deine Freundin hingegangen ist?«
    »Das versuche ich gerade herauszufinden«, sagte ich.
    »Das bedeutet, sie läuft im nächtlichen Dubrovnik herum, und wir haben keine Ahnung, wo sie ist?«
    Wieder nickte ich bloß. Die ganze Situation war völlig verfahren. Ich hatte dem Bücherwurm versprochen, auf Larissa aufzupassen. Und jetzt? Sie war kurz davor, zu den Schatten überzulaufen, in der Tasche ein Buch, welches sie für das Buch der Wege hielt, wovon ich aber nicht überzeugt war. Ebenso war ich mir sicher, dass sie ihrem Ziel, ihre Eltern wiederzusehen, damit keinen Millimeter näher kam. Wenn ich ihr überhaupt noch helfen wollte, durfte ich nicht noch mehr Zeit verlieren.
    »Ich muss los«, sagte ich und ging auf die Tür zu.
    Lidija machte keine Anstalten, mich zurückzuhalten. »Einfach so?«, fragte sie. »Habe ich als eure Gastgeberin nicht zumindest das Recht auf eine Erklärung?«
    »Später«, erwiderte ich und öffnete die Tür. »Jetzt ist dafür leider keine Zeit.«
    Wohl fühlte ich mich nicht dabei, sie so kurz abzufertigen, aber ich musste Pomet finden. Vorsichtig trat ich auf die menschenleere Gasse. Von den Drillingen war nichts zu sehen. Einen Moment lang stand ich unentschlossen da. Wo sollte ich nach Pomet suchen? Dann fiel mir die Kirche ein, in der ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Vielleicht trieb er sich dort in der Nähe herum.
    Im kargen Licht der Straßenlaternen ging ich die Gasse hinaus bis zur nächsten Ecke und bog nach rechts ab. Von irgendwoher hörte ich ein Jazzpiano und leises Stimmengewirr aus einer der vielen Bars der Stadt. Ein Blick zurück auf den hell erleuchteten Stradun zeigte mir, dass dort auch um diese Stunde noch jede Menge Menschen unterwegs waren.
    Ich marschierte so schnell ich konnte die Gasse entlang. Mein Schatten wanderte um mich herum, je nachdem wo ich mich zwischen den Lampen befand. Zwei lachende Pärchen kamen mir entgegen, offenbar auf dem Weg zur nächsten Bar.
    Wären die elektrischen Straßenlampen und die Menschen nicht gewesen, ich hätte mich wie im Mittelalter gefühlt. Die von den Jahrhunderten blank gewetzten Steine der Häuser und der Gasse spiegelten sich hier und da im Licht der Laternen. Über mir wehten die dunklen Schatten der Wäsche wie schwarze Pestfahnen in der leichten Brise, die vom Meer her kam.
    Vielleicht war vor vielen Hundert Jahren ein anderer Bewahrer genau diesen Weg entlanggelaufen, ebenfalls auf der Flucht oder auf der Suche. Hatte er sich wohl auch so verzweifelt gefühlt wie ich? Wenn ich Pech hatte, konnte ich die ganze Nacht durch die Stadt laufen, ohne auf Larissa oder Pomet zu stoßen.
    Ich erreichte eine Kreuzung, an der links eine Treppe hinauf in das unwirtliche Dunkel am Fuß der Stadtmauer führte. Dort gab es entweder keine Laternen oder sie waren außer Betrieb. Ich wollte gerade nach rechts abbiegen, als ich jemanden auf der Treppe eine Melodie pfeifen hörte.
    Meine erste Reaktion war, umzudrehen und davonzulaufen. Aber ich war heute schon zu viel gerannt. Es war ermüdend, immer auf der Flucht zu sein. Wahrscheinlich war es nur ein harmloser Bürger. Ich ignorierte das Geräusch und schlug den Weg in Richtung Stradun ein.
    Die Gasse war ebenfalls menschenleer und ausgesprochen schlecht erleuchtet. Ich hörte das Pfeifen hinter mir näher kommen und beschleunigte meine Schritte möglichst unauffällig. Doch das reichte nicht. Der Pfeifer schien deutlich besser zu Fuß zu sein als ich. Mein Herz begann, schneller zu schlagen. Ich wollte mich gerade umdrehen, als eine Stimme sagte: »Wer macht die Runde zu später Stunde? Der junge Meister irrt umher, als wenn er auf der Suche wär.«
    Pomet tauchte neben mir auf und strahlte mich an. Mir fiel gleich ein ganzer Steinbruch vom Herzen. »Pomet! Dich habe ich gesucht! Wir müssen Larissa finden!«
    »Die junge Frau? Ist sie verschwunden?« Er zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Sie ist auf dem Weg, sich mit einem Schatten zu treffen!«, rief

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