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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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ich. »Und sie will ihm eines der Vergessenen Bücher geben.«
    Pomets Gesicht wurde schlagartig ernst. »Ein Schatten in Ragusa, das hat es lange nicht gegeben.«
    »Du meinst, es war schon einmal einer von ihnen hier?«
    Er nickte. »Es war eine schwere Zeit. Und sie hat Opfer gekostet. Einer von uns hat die Seiten gewechselt und musste für diese Tat büßen.«
    Ich hätte gern mehr erfahren, aber dafür fehlte jetzt die Zeit. »Und hast du eine Idee, wo sich der Schatten rumtreiben könnte?«
    Pomet machte ein nachdenkliches Gesicht. »Nun, damals war es so, dass er die Stadt nicht betreten konnte. Ich weiß nicht, warum und ob das heute noch gilt. Man hatte einen Treffpunkt vereinbart, der Innen und Außen verband.«
    »Also irgendwo an der Stadtmauer?«, vermutete ich.
    Pomet nickte. »Damals war es Fort Bokar, soweit ich mich entsinnen kann. Mein Gedächtnis ist auch nicht mehr das beste ...«
    »Dann nichts wie hin!«, rief ich. Ich wusste ungefähr, wo Fort Bokar lag. Es war ein Festungsturm in der Nähe des Pile-Tors, durch das ich die Stadt zum ersten Mal betreten hatte.
    Pomet, der sich in den dunklen Gassen besser zurechtfand als ich, übernahm die Führung. Bereits nach wenigen Minuten durchschritten wir das Stadttor. Wir liefen die Treppen hinunter zu dem kleinen Park, der zwischen der Außen- und der Innenmauer lag, und unter der Zugbrücke hindurch, bis wir eine Bucht erreichten. Direkt vor uns ragte die Bokar-Festung wie ein dunkler Schatten auf. Rechts über uns lag ein Restaurant, dessen helle Lichter bis zu uns herabstrahlten.
    »Und wie kommen wir jetzt da rein?«, fragte ich Pomet.
    Er deutete auf den kleinen Strand, auf dem ein paar umgestürzte Ruderboote lagen. »Übers Wasser. Siehst du die Öffnung im Felsen, auf dem die Festung steht?«
    Ich starrte auf das Fort. Es war auf einem Felsvorsprung errichtet worden, der über die Stadtmauer herausragte. Die Öffnung konnte ich mehr ahnen als erkennen. Sie lag nur vier oder fünf Meter vom Ufer entfernt.
    »Ist es nicht schneller, wenn wir dorthin waten?«
    »Das würde ich nicht empfehlen. Das Wasser ist recht tief und außerdem sind wir dann hinterher nass.«
    Das war mir in diesem Moment völlig egal. Aber ich wollte auf Pomets Begleitung nicht verzichten. Also liefen wir zu einem der Boote, drehten es um und schoben es ins Wasser. Mit wenigen Schlägen brachte ich uns bis vor die Einfahrt in den Felsen. Ich legte die Ruder an und wir glitten lautlos auf dem Wasser ins Dunkel hinein.
    Ich zog meine Taschenlampe hervor und knipste sie an. Wir befanden uns in einem Gewölbe, an dessen einer Seite eine Steintreppe in die Festung hinaufführte. Durch den Schwung, den wir bei der Einfahrt hatten, waren wir daran schon fast vorbeigerauscht. Ich hob die Ruder, bis sie die Wände des Tunnels berührten und uns abbremsten. Pomet beugte sich zur Treppe vor und zog uns langsam näher heran.
    Sobald das Boot einigermaßen zur Ruhe gekommen war, sprang ich ans Ufer. Pomet, der mir katzengleich gefolgt war, legte eine Hand auf meinen Arm und deutete auf sein Ohr. Ich blieb stehen und lauschte. Über uns hörte ich gedämpfte Stimmen.
    Ich deckte das Glas der Taschenlampe mit einer Hand ab und wir eilten die Treppe empor. Sie mündete in einen Raum mit hohen, gemauerten Bögen, hinter denen weitere Räume verborgen lagen. Die Stimmen waren jetzt deutlicher zu vernehmen. Sie kamen aus der Richtung des Durchgangs, der direkt vor uns lag.
    Wir näherten uns vorsichtig. Dahinter führte erneut eine Treppe in die Höhe. Wir stiegen auch sie empor und erreichten einen weiteren Torbogen, durch den ein matter Lichtschein fiel. Er spendete genug Helligkeit, dass ich die Taschenlampe ausschalten konnte.
    Die Stimmen waren jetzt klar zu unterscheiden. Sie kamen aus dem nächsten Raum. Von dort wehte uns auch ein heißer Luftzug entgegen, der trotz der nächtlichen Hitze deutlich zu spüren war. Auf Zehenspitzen näherte ich mich der Säule und schob langsam meinen Kopf um die Ecke.
    Vor mir lag ein großes Gewölbe, dessen Decke sich in der Dunkelheit verlor. Zwischen zwei Bauscheinwerfern, die vor einer Wand aufgebaut waren, zeichnete sich, halb im Schatten versunken, die Gestalt ab, der ich bereits im Park begegnet war. Wie damals bot die Figur auch diesmal kein klares Bild, sondern verschwamm immer wieder vor meinen Augen.
    Dem Unbekannten gegenüber stand Larissa, in der Hand das Buch, das wir im Meninski-Haus gefunden hatten. Zwei Meter von ihr entfernt hatten

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