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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Häufchen Elend, und plötzlich hätte ich nichts lieber getan, als sie in den Arm zu nehmen.
    »Jeder will, dass ich das tue, was er gern möchte«, fuhr sie fort. »Du, mein Opa, der Schatten. Jetzt bin ich an der Reihe zu entscheiden. Ich mache das, was ich für richtig halte. Wenn es einem von euch in den Kram passt, fein. Wenn nicht, dann müsst ihr euch trotzdem damit abfinden.«
    »Aber was ist, wenn deine Entscheidung falsch ist?«, flehte ich sie an. »Was meinst du, warum deine Eltern, sofern sie noch leben, so lange gefangen gehalten werden? Sie hatten auch die Möglichkeit, den Schatten das Buch zu bringen. Aber ich bin sicher, sie haben sich dagegen entschieden.«
    »Woher willst du das wissen?« In ihren Augen blitzte der Ärger. Das war mir bedeutend lieber als die resignierte Larissa, die ich soeben noch vor mir gehabt hatte.
    »Ich weiß es einfach«, erwiderte ich.
    »Und ich weiß es auch«, sagte eine Stimme hinter mir.
    Es war Pomet. Unbemerkt von uns hatte er sein Versteck verlassen und war zu uns getreten. Sein Blick wechselte unruhig zwischen dem Schatten und Larissa hin und her.
    »Du wagst es, mir unter die Augen zu treten, Narr?« Das Flackern des Schattens verstärkte sich um ein Vielfaches. »Hast du vergessen, was damals geschehen ist?«
    »Ich habe ein gutes Gedächtnis, Herr«, antwortete Pomet und schlug die Augen nieder. Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen. »Ich will Euch auch nicht verärgern. Doch kann ich nicht am Rande stehen und unbeteiligt zusehen.«
    »Seit wann hast du ein Gewissen? Hast du die Suche nach Fortuna aufgegeben und übst dich jetzt im Gemeinwohl?«
    »Fortuna, Herr, ist eine launische Göttin. Sie nimmt vielerlei Formen an. Und heute steht sie vor mir in der Gestalt dieser Kinder.«
    »Hah! Dann hat die Zeit dich wirklich weich geklopft! Nun gut, du wirfst das Letzte weg, das du besitzt. Mach dich bereit!« Mit diesen Worten verwandelte sich die wabernde Form in einen Wirbel aus Farben, aus dem sich langsam ein dünner Schwaden löste, der in Pomets Richtung schwebte.
    »Halt!«, rief Larissa. »Warum soll er nicht sagen, was er weiß? Ich will es hören.«
    Der Schwaden verschwand so schnell, wie er gekommen war, in dem Wirbel, der gleich darauf wieder menschliche Umrisse annahm.
    »Er ist ein Lügner von Geburt und ein Betrüger von Beruf«, sagte der Schatten. »Er will dich irreführen, damit du deinen gewählten Weg verlässt.«
    »Stimmt das?«, fragte Larissa und sah Pomet an.
    Er nickte traurig. »Es ist wohl wahr, was Seine Hoheit sagt. Lug und Trug sind meine Begleiter, sie machen mich zu dem, was ich bin.« Seine Augen fingen wieder Feuer. »Doch liegt darunter noch ein anderer Pomet. Und der ist es, der jetzt zu Euch spricht.«
    »Du wolltest etwas über meine Eltern sagen?«
    »Sie waren hier. Schon viele Jahre ist es her, doch hab ich sie getroffen. Wie Ihr suchten sie das Buch der Wege.« Er deutete auf den Schatten. »Nicht, um es ihm zu geben. Sondern um es vor ihm und seinesgleichen in Sicherheit zu bringen. Aber sie haben es nicht entdeckt.«
    »Warum hast du das nicht eher erzählt?« Larissa war an Pomet herangetreten und rüttelte ihn mit beiden Händen. »Hast du mit ihnen gesprochen? Weißt du, was geschehen ist?«
    »Ich habe sie begleitet, so wie ich Euch begleite«, erwiderte er. »Sie wollten in die Wüste, um dort mit jemandem zu verhandeln. Ich habe versucht, sie davon abzubringen, doch hörten sie nicht auf mich. Und jetzt sind sie in seiner Gewalt.« Er deutete auf den Schatten.
    »Aber du kannst sie befreien«, sagte der Schatten, jetzt wieder mit schmeichelnder Stimme. »Sieh dir diese Verlierer an. Der Narr jagt seit Jahrhunderten dem Schlüssel Fortunas nach und findet ihn nicht. Der kleine Bewahrer irrt durch die Welt und weiß nicht, was er eigentlich tut. Dir biete ich das Glück und deine Eltern an, denn du bist stärker als sie alle. Du brauchst nur zuzugreifen.«
    »Larissa, glaub ihm nicht!« Ich stellte mich zwischen sie und den Schatten. »Willst du das alles zurücklassen? Unsere Freunde, deine und meine Freundschaft? Ich schwöre dir, wir werden deine Eltern finden. Ich werde alles dafür tun, und Pomet und die anderen werden uns dabei helfen. Aber wenn du ihm jetzt das Buch gibst, braucht er dich nicht mehr. Und du wirst deine Eltern nie wieder sehen.«
    Sie betrachtete mich schweigend. Für einen Moment standen wir da wie eine Skulpturengruppe: Pluribus und die Drillinge hinten an der Wand, Pomet mit

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