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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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tatsächlich so war, dann konnte man das Buch endlos vor- und zurückblättern und würde auf immer neue Bilder stoßen.
    Das erinnerte mich an etwas, das wir in der Schule einmal besprochen hatten, den sogenannten Rorschach-Test. Man bekommt eine Anzahl von Blättern mit Tintenklecksen vorgelegt und soll sagen, was man darin zu erkennen glaubt. Angeblich lassen sich aus den Antworten dann Rückschlüsse auf den seelischen Zustand der Befragten ziehen.
    »Wer je ein Buch in seinen Händen hielt, das diesen gleicht, der kann sich glücklich schätzen«, schwärmte Pomet. »Doch ist Fortuna eine Braut, die Launen hat. Das Glück kann windesschnell in Unglück sich verwandeln.«
    »Aha«, sagte ich. »Und was heißt das im Klartext?«
    Er grinste mich an. »Euch liegt die Poesie nicht recht am Herzen, Herr. Doch will ich’s Euch gern sagen, sodass Ihr es versteht.« Er deutete auf das Buch, das ich aus Markovićs Bibliothek hatte. »Dies ist das Buch der Wege in der Tat. Denn zeigt es doch, wohin das Schicksal führt, wenn man sich seiner Hand überlässt. Und dies«, er wies auf das Buch mit der arabischen Schrift, »dies ist ein anderes der Bücher, die zu Recht vergessen sind. Es ist das Buch der Ursprünge, doch liegt sein Ursprung selbst im Dunkel der Vergangenheit.«
    Da hatten wir also gleich zwei der Vergessenen Bücher entdeckt! Aber welche Kräfte genau in ihnen steckten, das wussten wir trotz Pomets blumiger Worte noch immer nicht.
    Larissa stellte sich diese Frage offenbar ebenfalls. »Und worin liegt die besondere Macht dieser Bücher?«
    »Das Buch der Ursprünge zeigt dem, der es zu lesen versteht, die Herkunft der Dinge. Wenn man den Ursprung kennt, dann kann man ihn beherrschen, und so auch alles, was sich daraus entwickelt hat.«
    »Und das Buch der Wege?«, hakte ich nach. Der Maure hatte uns zwar in groben Zügen erklärt, was es damit auf sich hatte, aber vielleicht wusste Pomet etwas mehr darüber.
    »Es weist dem Leser den Weg zu seinem Ziel.«
    »Mit diesen Klecksen?«
    »Die sind’s fürs ungeübte Auge nur. Dem Sehenden eröffnet sich ein Bilderreigen, der ihm die rechten Pfade zeigt. Ihr müsst das Ziel euch klar vor Augen halten, dann findet ihr auch Sinn im scheinbar Sinnlosen.«
    »Dann will ich es ausprobieren«, sagte Larissa. »Vielleicht erzählt es mir, wie ich zu meinen Eltern komme.«
    Pomet reichte ihr das Bändchen, das kaum mehr als 50 Seiten umfasste, und sie blätterte es konzentriert durch. Ich sah ihr dabei über die Schulter. Dieses Mal konnte auch ich in einigen Formen klare Bilder erkennen.
    »Was hast du gesehen?«, fragte ich sie gespannt, nachdem sie das Buch wieder zugeklappt hatte.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher.« Sie stützte ihren Kopf in die Hand und schloss die Augen. »Zu Anfang war da eine Wüstenlandschaft mit ein paar Figuren, die einen Hügel emporstiegen. Dann war da ein riesiges Tor, bestimmt zwanzig Meter hoch oder höher, in einer Felswand. Ein weiteres Bild erinnerte an eine Frau und einen Mann, die in einem Käfig saßen. Ich habe ein Zelt an einem ausgetrockneten Flussbett gesehen und einen Kompass. Und dann waren da noch ein großer Raum mit dreizehn Säulen und eine Jahreszahl – die vom nächsten Jahr.«
    Sie öffnete ihre Augen wieder. »Das ist alles. Ziemlich undurchsichtig, was? Ich bin sicher, die Bilder hatten mit meinen Eltern und den Schatten zu tun. Nur was sie genau bedeuten, das weiß ich nicht.«
    Sie bemerkte meinen verblüfften Gesichtsausdruck. »Was hast du?«, fragte sie. »Stimmt was nicht?«
    »Ich habe etwas völlig anderes gesehen als du«, erwiderte ich. »Woran ich mich erinnern kann, das sind ein Sarg auf einem Holzgerüst, ein leeres Bett und ein loderndes Feuer in einer Höhle.«
    »Ziemlich düstere Bilder, finde ich.«
    »Deine waren doch auch nicht viel besser: Gefangene in einem Käfig oder Wanderer in der Wüste – das klingt alles recht dunkel.«
    »Vielleicht ist es das, was uns bevorsteht, wenn wir meine Eltern befreien.« Sie holte das Handy hervor und begann, unsere Eindrücke einzutippen. »Sonst haben wir morgen die Hälfte davon vergessen.«
    Für sie stand also bereits fest, dass wir in die Arabische Wüste reisen würden, um ihre Eltern zu suchen. Im Grunde hatte ich nichts anderes erwartet. Und ich musste auch nicht lange über meine Haltung dazu nachdenken. Natürlich würde ich sie begleiten.
    »Was meinst du denn zu den Bildern?«, fragte ich Pomet, der uns die ganze Zeit schweigend beobachtet

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