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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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machten nämlich ebenfalls nicht den Eindruck, als würden sie aus einem Mitnahmemarkt für Möbel stammen.
    »Sie sammeln alte Bücher?« Larissa war ebenso erstaunt wie ich über das Hobby des Kroaten.
    »Eine alte Tradition in Dubrovnik«, sagte er. »Große Privatbibliotheken gab es schon vor Jahrhunderten. Die Republikregierung war eher kaufmännisch orientiert. Nicht einmal ein Theater gab es in Ragusa. Da war es die Aufgabe der Wohlhabenden, die Kultur zu fördern. Ein Brauch, den ich gerne aufrechterhalte.«
    »Haben Sie die Bücher denn alle gelesen?«, fragte ich.
    Marković lachte. »Nein, nein, ich bin auch nur ein Geschäftsmann. Aber ich fühle mich meinem Land verpflichtet. Nach meinem Tod werde ich meine Sammlung der Stadt spenden. Dann können meine Nachkommen sich an der Marković-Bibliothek erfreuen.«
    Er bemerkte unseren Gesichtsausdruck. »Ihr findet das merkwürdig, dass jemand, der, wie ich, speziellen Geschäften nachgeht, sich so um die Kultur sorgt? Nun, ungewöhnliche Menschen gehören zu dieser Stadt wie die Sonne und das Meer. Eines der besten Beispiele ist das Ende der Herrscher von Ragusa. Habt ihr davon gehört?«
    Wir schüttelten den Kopf. Es schien Marković zu gefallen, uns zu unterhalten. Wir mussten zwar auf die Rückkehr seiner Leute vom Flughafen warten, aber ich war mir sicher, dass er noch etwas anderes im Schilde führte. Ein Mann wie er verbrachte seine Zeit nicht ohne Grund mit zwei Halbwüchsigen.
    »Wie ihr vielleicht wisst, wurde Ragusa von adligen Familien beherrscht. Es gab keinen einzelnen Regenten, die Regierungsgeschäfte teilte sich die Gesamtheit des Adels. Dabei existierten strenge Gesetze zum Schutz dieser Elite. Kinder, die ein Adliger mit einer Nichtadligen zeugte, gehörten nicht zum Adelsstand. Sie waren zwar etwas besser gestellt als die Bauern und Dienstboten, durften aber keine wichtigen Positionen einnehmen oder ein Mitglied des Adels heiraten.
    Nach dem Tod Napoleons, der die Republik Ragusa erobert hatte, fiel die Stadt 1815 in den Besitz des österreichischen Kaisers. Da fassten die Adligen den Beschluss auszusterben. Sie wollten unter fremder Herrschaft nicht mehr fortleben. Natürlich ging das nicht so weit, dass sie sich alle umbrachten. Aber sie wählten einen sicheren zweiten Weg und beschlossen, sich nicht mehr fortzupflanzen. Und dabei waren sie sehr konsequent. Kein Edelmann zeugte mehr ein Kind mit einer anderen Angehörigen des Adels. Der letzte reine Adlige starb kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Seitdem gibt es in Dubrovnik niemanden mehr, der eindeutig adliger Abstammung ist.«
    Er lehnte sich zurück und lächelte. »Das ist Dubrovnik. Erfolgreich, ungewöhnlich und unabhängig, und diese Eigenschaften haben wir uns bis heute bewahrt.«
    Ich war mir sicher, dass in seiner Erzählung eine heimliche Botschaft an uns steckte. Oder war es einfach nur der Hinweis, vorsichtig im Umgang mit ihm zu sein? Während ich darüber noch nachdachte, ließ er die Katze endlich aus dem Sack.
    »Branko sagt mir, dass er die kleinen Programme, die du vorhin eingesetzt hast, gerne auch besitzen würde«, sagte er zu Larissa gewandt.
    »Da ist er nicht der Einzige«, gab sie trocken zurück.
    »Er hat mich gebeten, sie dir abzukaufen.« Es sprach für ihn, dass er Larissa ein solches Angebot machte, denn er hätte ihr den USB-Stick mit der Software auch jederzeit abnehmen können. Oder nicht?
    Als hätte Larissa meine Gedanken gelesen, sagte sie: »Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Die Programme, die ich mit mir führe, sind so verschlüsselt, dass sie niemand ohne meine Zustimmung nutzen kann.«
    »Ich hatte nichts anderes erwartet«, schmunzelte Marković. »Deine Fähigkeiten sind beeindruckend. So jemanden könnte ich in meinem Team gut gebrauchen.«
    Ich konnte es nicht fassen! Er machte ihr ein Jobangebot!
    »Du könntest von zu Hause aus arbeiten und ich würde dich gut bezahlen«, fuhr er fort.
    Larissa schüttelte den Kopf. »Ich arbeite nicht für andere Leute«, sagte sie bestimmt.
    »Schade.« Er schien nicht allzu sehr von ihrer Ablehnung enttäuscht zu sein. Vielleicht hatte er auch damit gerechnet. »Aber man sieht sich immer zweimal im Leben. Und was ist mit der Software?«
    Larissa schüttelte erneut den Kopf, aber ich stieß sie leicht an. Sie neigte sich zu mir herüber und wir konferierten flüsternd miteinander. Sie zögerte erst, als sie meinen Vorschlag hörte, war dann aber doch einverstanden.
    »Gut«, sagte sie.

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