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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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treffen«, dachte ich laut nach. Allein der Gedanke daran jagte mir trotz der Hitze einen Schauer über den Rücken.
    Sie sah mich an. »Du willst mir also weiterhin helfen?« Sie stockte. »Ich würde es verstehen, wenn du mit mir nichts mehr zu tun haben möchtest, so wie ich mich verhalten habe. Es ist schwer zu erklären, aber nach der ersten Begegnung mit dem Schatten fühlte ich mich einfach völlig allein. Ich hatte das Gefühl, dass niemand nachvollziehen kann, was ich empfinde. Und dafür habe ich euch alle gehasst. Dich, Opa, Montalba, einfach alle. Und je mehr du versuchst hast, mir zu helfen, desto wütender wurde ich auf dich. Und desto mehr habe ich mich von dir entfernt.«
    »Und wärst beinahe zu den Schatten übergelaufen«, führte ich ihren Gedanken fort.
    Sie nickte und ergriff meine Hand. »Das war das Allerschlimmste: Mit jedem Schritt, den ich tat, schien ein Wechsel auf ihre Seite verlockender zu werden. Meine Gefühle waren wie abgestorben.«
    Sie schwieg. »Ich bin froh, der Versuchung widerstanden zu haben«, fuhr sie schließlich fort. »Im Fort Bokar habe ich gespürt, wie gut es ist, Freunde zu haben. Und dass ich erst dann wirklich allein bin, wenn es keinen Menschen mehr gibt, dem ich wichtig bin.«
    Sie drückte meine Hand. Ich musste schlucken.
    »Du bist mir wichtig«, sagte ich. »Und natürlich helfe ich dir auch weiterhin.«
    Sie lächelte und ließ ihre Hand auf meiner liegen. Ich tat so, als wäre das nichts Besonderes, und konzentrierte mich auf den Anblick der Insel Lokrum, die ruhig im spiegelglatten Meer lag. Trotz der brennenden Sonne lief ein noch heißerer Schauer durch meinen Körper, und ich wünschte mir, wir könnten ewig so sitzen bleiben.
    Irgendwann standen wir auf und bummelten langsam über die Stadtmauer. Wir genossen den Blick auf das Meer, auf die Stadt und auf die Hügelkette, hinter der Bosnien-Herzegowina lag. Die roten Ziegeldächer drängten sich so dicht aneinander, dass man die Gassen dazwischen von hier oben nur ahnen konnte. Aus dem Gewirr der Dächer ragte hier und da ein Kirchturm oder eine Kuppel auf. Nur die Satellitenantennen ließen erkennen, dass wir uns im einundzwanzigsten Jahrhundert befanden.
    Am Hafen stiegen wir von der Mauer herab und gingen zu Lidijas Buchladen. Sie hatte dunkle Ränder um die Augen und empfing uns mit einem Schwall von Vorwürfen.
    »Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen! Wieso habt ihr euch nicht eher gemeldet? Ihr habt doch ein Telefon, oder? Beinahe hätte ich die Polizei über euer Verschwinden informiert, wenn mir Johann nicht davon abgeraten hätte!«
    So ging das zehn Minuten weiter. Wir ließen ihre Tiraden wortlos über uns ergehen. Sie hatte ja nicht unrecht. Wir hätten sie tatsächlich kurz anrufen können. Aber bei den Ereignissen der vergangenen Nacht war uns der Gedanke überhaupt nicht gekommen. Schließlich beruhigte sie sich wieder. »Seid ihr wenigstens erfolgreich gewesen?«, fragte sie schließlich. »Habt ihr das Buch der Wege finden können?«
    Wir berichteten in Kurzform von den Ereignissen der letzten Stunden. Sie war enttäuscht, dass wir das Buch der Wege nicht mitgebracht hatten. »Ihr habt es diesem Burschen gegeben? Seid ihr denn überzeugt, dass es bei ihm gut aufgehoben ist?«
    Ich seufzte. Wie soll man jemandem ein Bauchgefühl erklären? Ich kannte Lidijas Vorbehalte gegen Pomet und machte mir gar nicht erst die Mühe, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
    »Ich weiß es einfach«, sagte ich. Damit war das Thema für mich erledigt. Für sie allerdings noch nicht, wie sich später herausstellen sollte.
    Ich hatte vom Café aus über das Internet einen Flug für den frühen Abend gebucht. »Dann dürften die Rechner ja wieder gehen«, hatte ich zu Larissa gesagt.
    »Die funktionieren jetzt schon«, hatte sie gegrinst. »In mein Programm war ein Selbstzerstörungsmechanismus eingebaut, der sich nach zwei Stunden aktiviert hat.«
    Lidija erklärte sich bereit, uns zum Flughafen zu bringen, der knapp zwanzig Kilometer außerhalb der Stadt lag. Wir telefonierten mit dem Bücherwurm, der heilfroh war, unsere Stimmen zu hören. Er würde uns daheim vom Flughafen abholen.
    »Da ist noch etwas, was ihr unbedingt sehen solltet«, sagte Lidija, nachdem sie ihren Laden abgeschlossen hatte. »Es ist nur ein kleiner Umweg.«
    Zum letzten Mal gingen wir den Stradun entlang, diesmal ohne Furcht, von irgendwem verfolgt zu werden. Die Sonne, die hellen Gebäude, das spiegelnde Pflaster und die

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