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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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besteht nämlich nur aus einem Zimmer.«
    Zum Glück wandte er sich wieder nach vorn. Ich beschloss, nichts mehr zu sagen, um ihn nicht noch einmal zu langen Ausführungen in Richtung Rücksitz zu bewegen. Wir fuhren eine breite, mehrspurige Straße entlang, die von Palmen gesäumt wurde. Córdoba sah hier aus wie jede andere Großstadt auch: hässliche Häuserblocks, Neonlichter, Reklameschilder und mehr Beton als Grün.
    Das änderte sich schlagartig, als wir in eine Seitenstraße einbogen. Unvermittelt wurden die Straßen schmaler, der Asphalt wurde von Kopfsteinpflaster abgelöst. Anstelle der Wohnblocks ragten jetzt zu beiden Seiten sandsteinfarbene alte Gebäude auf, die von Scheinwerfern angestrahlt wurden.
    »Das ist die historische Altstadt«, erklärte Mario. »Ihr werdet in den nächsten Tagen sicher genug Zeit haben, sie zu erkunden, zumal euer Hotel mittendrin liegt. Mit dem Auto darf man nicht weiter hereinfahren, deshalb biegen wir jetzt hier ab.«
    Zu unserer Linken lag ein kleiner Park; der Blick auf der rechten Seite wurde durch eine hohe Sandsteinmauer versperrt. Wir kamen auf einen Platz. Mario parkte den Wagen, und wir folgten ihm zu einem Lokal, aus dem lautes Stimmengewirr auf die Straße drang.
    Die Bar im vorderen Bereich war auch um diese Stunde noch gut gefüllt. In einer Ecke lief ein Fernseher, in dem ein Fußballspiel übertragen wurde. Offenbar waren die meisten Anwesenden Fans des einen oder anderen Vereins, wie man an ihren unterschiedlichen Schals ablesen konnte. Der Geräuschpegel war enorm. Neben dem Dröhnen des laut aufgedrehten Fernsehers waren es die Stimmen der Gäste, die sich gegenseitig zu übertönen versuchten. Es wurde gelacht, gestöhnt, gerufen, und einer der Lautesten war ein kleiner, hinkender Kellner, der sich mit seinem vollbeladenen Tablett den Weg durch die Menge bahnte.
    Wir zwängten uns durch die Fußballfans bis zu einer Tür, die in ein Hinterzimmer führte. Auch hier herrschte Chaos, allerdings von einer anderen Art. Um einen langen Tisch saßen etwa zwanzig Männer und Frauen, alle ungefähr in Marios Alter. Die Tischplatte war übersät mit Blätterstapeln, Rotweinflaschen, Gläsern, kleinen Schälchen mit Tapas, Brotkörben und überquellenden Aschenbechern. Die Luft war zum Schneiden dick. Die Anwesenden führten heftige Diskussionen, unterstützt durch ausgreifende Armbewegungen. Wer sich mit wem unterhielt, war nicht ganz klar, denn alle schienen gleichzeitig zu sprechen.
    Mario lotste uns zu drei freien Stühlen am Ende des Tisches. Die Diskutanten, an denen wir vorbeikamen, riefen uns ein freundliches ¡Hola! zu, ohne ihr Gespräch zu unterbrechen. Auch Mario stieg, sobald er saß, in eine der Diskussionen ein. Zugleich schob er uns zwei saubere Teller und Gläser hin.
    »Bedient euch!«, rief er. »Wollt ihr Rotwein? Die Tapas hier sind ausgezeichnet. Nehmt euch etwas Brot! Wollt ihr Wasser?«
    Ohne ihre Gespräche zu unterbrechen, reichten uns die Umsitzenden Tapasschälchen, Brotkörbe und Flaschen. Wir sammelten erst einmal alles ein, bis der Tisch vor uns komplett zugebaut war. Die meisten Tapas sahen ziemlich undefinierbar aus. Normalerweise hätte ich sie nicht angerührt, aber in diesem Augenblick war der Hunger stärker. Wir luden uns die Teller voll, und während um uns herum die Diskussionen wogten, genossen wir die erste spanische Mahlzeit unseres Lebens.
    Es schmeckte besser, als ich gedacht hatte. Das weiße Brot war saftig, die Soßen, in die die Tapas eingelegt waren, würzig und die Häppchen selbst ausgesprochen schmackhaft. Ich konnte Hähnchen, Paprika und Pilze identifizieren, und es wäre mir wahrscheinlich sogar gleichgültig gewesen, wenn sich in irgendeinem der Schälchen die berüchtigten achuras befunden hätten.
    Nachdem wir unseren Hunger und Durst gestillt hatten, lehnten wir uns zufrieden in unseren Stühlen zurück. Die Gespräche rund um den Tisch hatten an Heftigkeit eher noch zugenommen. Mir war unklar, wie jemand bei dem Durcheinander etwas verstehen wollte.
    Mario wandte sich uns zu, ein Glas Rotwein in der Hand. Sein Kopf war von der Diskussion gerötet und besaß den gleichen Farbton wie der Wein. »Wir sind die vagabundos del crepúsculo , die Vagabunden der Dämmerung, und wir werden das Theater revolutionieren«, erklärte er stolz. »Im Augenblick arbeiten wir an der Neufassung eines Werkes von Jacinto Benavente.« Und auf unseren verständnislosen Blick hin fügte er hinzu: »Benavente ist einer der

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