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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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den Gläubigen als Ort für die rituellen Waschungen vor dem Betreten der Moschee.«
    Trotz der frühen Stunde hatte sich vor dem Eingang bereits eine lange Schlange von Besuchern gebildet. Wir debattierten kurz, ob wir uns anstellen sollten, entschieden uns aber dann dafür, erst einmal das Viertel rund um die Mezquita zu erkunden.
    Wir überquerten den Orangenhof und verließen ihn durch ein großes Tor auf der gegenüberliegenden Seite. Dabei hatten wir Mühe, den Touristen auszuweichen, die in Rudeln in den Hof hineindrängten.
    Nur ein Paar Meter hinter der Mezquita gelangten wir in ein Gewirr von kleinen, kopfsteingepflasterten Gassen und Wegen, in dem wir nur wenigen Menschen begegneten. Die weiß gekalkten Häuser mit ihren winzigen, schmiedeeisernen Balkonen waren geschmückt mit unzähligen Blumentöpfen voller Geranien und Nelken in allen erdenklichen Farben. Steinerne Bögen überspannten die Gassen an vielen Stellen, und an etlichen der Haustüren aus massivem Holz hingen schwere eiserne Hände, die als Türklopfer dienten.
    »Die Legende behauptet, sie seien ein Symbol für die Hand von Fatima, die eine Tochter des Propheten war«, wusste ich durch meine knappen Recherchen. »Andere vermuten, die fünf Finger stünden für die fünf Grundfesten des Islam: Glaube, Gebete, Almosen, Fasten und die Pilgerfahrt nach Mekka.«
    Die Fenster der meisten Häuser waren klein und vergittert, viele von ihnen mit einer goldgelben Umfassung vom Weiß des Mauerwerks abgesetzt. Das Leben spielte sich, wie schon vor tausend Jahren, im Inneren ab. Wir blieben vor einer halb geöffneten Haustür stehen. Sie führte durch einen Torbogen in einen blumenverzierten Innenhof, an dessen Ende ein kleiner Springbrunnen vor sich hin plätscherte. Der Boden war mit einem feinen geometrischen Muster gefliest, und mehrere Orangenbäume spendeten Schatten für den Tisch, an dem ein Mann in weißem Anzug saß und Zeitung las.
    Unser Weg führte uns in einen Gang, der noch um ein Vielfaches enger war als die Straßen, die wir bisher gesehen hatten. Das war die Calleja del Pañuelo , die Gasse des Taschentuchs, wie mein Reiseführer uns verriet. Sie hieß so, weil sie an ihrer engsten Stelle so schmal ist, dass man ein Taschentuch von einer bis zur anderen Seite spannen kann.
    Larissa wurde langsam unruhig. Sie war nicht an touristischen Attraktionen interessiert, sondern ausschließlich an unserer Mission.
    »Gibt es hier auch irgendwelche Antiquariate in der Nähe?«, fragte sie ungeduldig. Das war ein naheliegender Ort, wenn man nach einem alten Buch suchte.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Auf dem Stadtplan ist nichts verzeichnet. Aber ich glaube, wir sind gestern, auf dem Weg zum Hotel, an einer Buchhandlung vorbeigekommen.«
    Nachdem ich uns ein paarmal in die falsche Richtung manövriert hatte, erreichten wir schließlich unser Ziel. Der Buchladen war leicht zu übersehen. Zu erkennen war er lediglich an einer verstaubten winzigen Vitrine, die gerade einmal drei Bücher präsentierte und neben der niedrigen Tür in die Hauswand eingelassen war, sowie dem kleinen Schild mit der Aufschrift Librería hinter dem Türglas.
    Der Laden sah geschlossen aus. Ich linste durch das Fenster in den Innenraum, konnte aber keinerlei Bewegung erkennen. Larissa, der das zu lange dauerte, drückte einfach die Türklinke herunter und stieß die Tür auf.
    »Los, komm schon!«, rief sie und verschwand im Geschäft. Ich folgte ihr widerwillig. Etwas gefiel mir nicht an diesem Ort, ohne dass ich genauer hätte beschreiben können, was es war.
    Der Raum, in dem wir standen, war winzig. Die Bücher in dem halbend Dutzend Regalen an den Wänden waren zwar alt, aber nicht antiquarisch. Sie hatten lediglich jahrelang Staub angesetzt und waren nun mit einer fast fingerdicken grauen Schicht überzogen.
    Die Luft im Laden roch abgestanden, als ob ewig nicht mehr gelüftet worden sei. Gleich neben der Tür stand auf einem wackeligen Holztisch eine alte Registrierkasse. Im Hintergrund des Raums hing ein zerschlissener Vorhang zwischen zwei Regalen. Die Sonne hatte Mühe, die verdreckten Fensterscheiben zu durchdringen. Obwohl es draußen gleißend hell war, herrschte im Laden lediglich ein dämmriges Zwielicht.
    »Mir gefällt das hier nicht«, sagte ich. Larissa ging an den Bücherreihen entlang und antwortete nicht. Als sie den Vorhang erreichte, betrachtete sie ihn kurz und zog ihn dann entschlossen zur Seite.
    Sie stieß einen spitzen Schrei aus und machte

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