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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Sitzplatz zugewiesen bekommen. Der Zug stand bereits am Gleis. Wir suchten den richtigen Waggon, wuchteten die Koffer die hohen Einstiegsstufen hoch und nahmen unsere Plätze in dem hell erleuchteten Großraumwagen ein. Es waren nur wenige Fahrgäste an Bord. Einige Minuten später rollte der Zug auch schon los.
    Draußen war es inzwischen fast völlig dunkel. Trotzdem konnten wir noch ein paar Details der Landschaft erkennen. Sie war vorwiegend flach oder leicht gewellt, immer wieder unterbrochen von größeren Schatten, die einen kleinen Wald oder einen etwas höheren Hügel darstellten. Gelegentlich tauchten ein paar Lichter aus der Nacht auf, eine Häusergruppe oder ein Dorf, bevor der Zug erneut in die Finsternis eintauchte.
    »Weißt du, was mich schon die ganze Zeit beschäftigt?«, fragte ich Larissa. »Wie konnte Pluribus davon wissen, dass wir nach Sevilla fliegen? Und wie hat er es geschafft, vor uns hier zu sein?«
    »Irgendwer muss es ihm verraten haben«, mutmaßte sie.
    »Aber wer? Außer deinem Großvater, dir und mir wusste doch keiner etwas. Und von uns dreien hat er es bestimmt nicht erfahren.«
    »Dann hat er uns vielleicht verfolgt oder überwachen lassen.«
    »Unwahrscheinlich. So hätte er nie vor uns in Sevilla sein können. Den Flug haben wir über das Internet gebucht, und wenn er uns zum Flughafen gefolgt wäre, hätte er frühestens gleichzeitig mit uns ankommen können.«
    Wir spekulierten noch eine Weile herum, kamen aber zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Zwischen Sevilla und Córdoba hielt der Zug nicht, und so dauerte es nur knapp vierzig Minuten, bis wir unser Ziel erreicht hatten.
    Endlich waren wir in der Stadt der Kalifen.

 
    Inzwischen war es fast elf Uhr, und ich hatte keine Lust, im Dunkeln ziellos durch eine fremde Stadt zu laufen. Die Straße vor dem Bahnhof war bis auf ein älteres Paar, das am Taxistand auf einen Wagen wartete, menschenleer. Larissa stieß mich an und machte eine leichte Kopfbewegung zur gegenüberliegenden Straßenseite hin.
    Unter einer Straßenlaterne stand ein hochgewachsener Mann, der unverwandt in unsere Richtung blickte. Details konnte ich nicht erkennen, dafür war die Entfernung zu groß. Zumindest sah er nicht aus wie Zafón oder Pluribus. Im milden Nachtwind flatterten seine Ärmel und Hosenbeine, so als ob er Pluderhosen und ein weites Hemd anhätte.
    »Ob der auf uns wartet?«, fragte Larissa.
    Ich zögerte einen Moment mit der Antwort. Vielleicht war der Mann einfach nur neugierig und beobachtete uns, so wie wir ihn. Viel anderes gab es um diese Zeit auf der Straße auch nicht zu sehen.
    »Wir sollten uns nicht verrückt machen«, erwiderte ich. »Lass uns Montalba anrufen.« Zur Sicherheit behielt ich die Gestalt unter der Laterne allerdings stets im Auge.
    Unser Gastgeber war sofort am Telefon und versprach, uns in zehn Minuten abzuholen. Wir nutzten die Zeit, um uns beim Bücherwurm zu melden. Das übernahm ich. Trotz der Uhrzeit hob er beim ersten Klingeln ab.
    »Da seid ihr ja endlich!«, rief er, als er meinen Namen hörte. »Wo steckt ihr denn? Ihr hättet doch schon vor Stunden in Córdoba ankommen sollen.«
    Ich berichtete ihm in kurzen Worten, was passiert war. Seine Reaktion war dieselbe wie meine.
    »Pluribus? Wie kommt der so schnell nach Spanien?«
    »Das haben wir uns auch gefragt, leider ohne eine Antwort zu finden. Und er ist bei Weitem nicht so harmlos, wie wir angenommen haben.«
    »Das muss mit den Schatten zusammenhängen«, vermutete der Alte. »Sie haben schon früher ganz andere wild gemacht. Und jetzt hat es Pontus erwischt. Das ändert natürlich die Lage.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nach dem, was du mir erzählt hast, hat Pontus skrupellose Helfer, mit denen wir nicht gerechnet haben. Ich würde es lieber sehen, wenn ihr so schnell wie möglich zurückkommt.«
    »Das wird Larissa niemals machen«, entgegnete ich.
    »Und du?«, fragte er. »Was ist deine Meinung?«
    Ich zögerte einen Moment. Larissa war bei der Nennung ihres Namens aufmerksam geworden und beobachtete mich. Was wollte ich? Natürlich hatte mich der Vorfall mit Pluribus und Zafón beeindruckt. Wir mussten damit rechnen, dass sie uns auch weiterhin auf den Fersen blieben. Und wer weiß, was geschehen würde, wenn sie uns das nächste Mal erwischten. So leicht würden wir gewiss nicht wieder davonkommen.
    Andererseits war es eine Ehrensache für mich, Larissa nicht alleine zu lassen. Der Versuch, sie davon zu überzeugen, nach Hause

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