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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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lange konnte ich das nicht mehr durchhalten.
    Kleine Flammen züngelten inzwischen über den ganzen Boden. Ich schleifte Larissa bis kurz vor den Flur und ließ sie dann los. Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Ich nutzte die Zeit, um in den ebenfalls rauchgefüllten Gang zu treten. Sofort machte sie sich auf, mir zu folgen.
    Gut. Genau das hatte ich bezweckt. Der Schmerz, den ich die ganze Zeit unterdrückt hatte, erwischte mich jetzt mit voller Wucht und ich schwankte durch den Flur zum Laden hin. Das Blut tropfte aus den tiefen Wunden in meinen Händen und ich wäre bei dem Anblick beinahe ohnmächtig geworden.
    Vorn angekommen, lief ich zur Eingangstür und rüttelte daran. Sie war natürlich verschlossen. Wie vermutet, steckte kein Schlüssel im Schloss. Ich wünschte mir zum wiederholten Mal, ich hätte etwas mehr Interesse für Larissas Hobby aufgebracht. Dann wäre es mir ein Leichtes gewesen, uns den Weg frei zu machen.
    Ich drehte mich um. Die Kasse! Vielleicht konnte ich die durch die Glasscheibe schleudern und so einen Weg ins Freie schaffen. Ich versuchte, sie mit meinen blutenden Händen anzuheben, aber sie bewegte sich keinen Zentimeter. Panisch ließ ich von ihr ab und blickte mich im Raum um. Inzwischen war auch Larissa aus dem Flur getreten und kam mit einem bösartigen Fauchen auf mich zu. Hinter ihr schlugen bereits die ersten Flammen in den Laden.
    Mir blieb nur ein Ausweg: Ich musste meinen Körper benutzen, um nach draußen zu gelangen. Mit letzter Kraft nahm ich Anlauf und warf mich mit der Schulter gegen die Glasscheibe. Dabei drückte ich meinen Kopf so fest wie möglich an meine Brust.
    Die Scheibe zersplitterte mit einem lauten Klirren. Ich spürte das Sonnenlicht mehr, als dass ich es sah, und stürzte mit einem Schmerzensschrei auf das harte Pflaster. Das Letzte, was ich wahrnahm, war ein großer schwarzer Schatten, der sich über mich beugte.
    Dann wurde es dunkel.

 
    Als ich wieder zu mir kam, war das Erste, was ich erblickte, Larissa. Sie stand neben dem Mann, den wir gestern Abend im Restaurant gesehen hatten und den alle nur den Mauren nannten. Er trug, wie bei unserer ersten Begegnung, eine weite, schwarze Hose und darüber ein ebenfalls schwarzes, bauschiges Hemd. Ich versuchte sein Alter zu schätzen, aber es gelang mir nicht. Er konnte dreißig oder auch fünfzig Jahre alt sein.
    Larissa sah wieder völlig normal aus. Sobald sie bemerkte, dass ich meine Augen geöffnet hatte, hockte sie sich neben mich und legte ihre Hand auf meinen Arm.
    »Arthur«, sagte sie, und ihre Stimme klang so besorgt wie schon lange nicht mehr.
    Ich blickte mich um. Vor mir lag ein kleiner Platz, der voller Fahrräder stand. Ich saß, an eine Mauer gelehnt, auf dem Boden. Neben mir führten ein paar Stufen zum Eingang einer Kirche, in deren Schatten ich hockte.
    Larissa hielt mir eine Flasche Mineralwasser hin. »Trink erst mal«, forderte sie mich auf. Dankbar ließ ich die kühle Flüssigkeit durch meine ausgedörrte Kehle rinnen. So kalt, wie es war, konnte sie das Wasser gerade erst gekauft haben. Das bedeutete, dass ich eine ganze Weile ohne Bewusstsein gewesen sein musste.
    Mein Blick fiel auf meine Hände. Sie wiesen lediglich ein paar rote Kratzer auf anstatt der tiefen, blutigen Risse, die ich zuletzt gesehen hatte. Ich griff mir an die Wange. Auch hier war weder Blut noch eine Wunde zu spüren.
    Larissa bemerkte meine Verblüffung, interpretierte sie jedoch falsch. »Ich hab dich wohl da drinnen gekratzt«, entschuldigte sie sich. »Der Gnom muss uns irgendwas in den Tee getan haben. Du hast dich jedenfalls plötzlich in ein Monster mit Reißzähnen und Klauen verwandelt und versucht, mich zu verschleppen. Da musste ich mich natürlich wehren ...«
    »Aber das Monster warst du!«, rief ich. »Du hast mich verfolgt und ich bin vor dir geflohen!«
    Larissa schüttelte verwirrt den Kopf. »Davon weiß ich nichts.«
    »Und das Feuer?«, fragte ich.
    »Welches Feuer?« Sie blickte mich erstaunt an.
    »Der Buchladen hat doch lichterloh gebrannt«, erklärte ich. »Ich habe dich gepackt, um dich aus den Flammen herauszuziehen. Hast du davon nichts bemerkt?«
    Larissa schüttelte den Kopf. »Ich habe kein Feuer gesehen.«
    »Dann ist das Gebäude also nicht niedergebrannt?« Ich musste wohl ziemlich ratlos ausgesehen haben, denn der schwarz gekleidete Fremde, der bislang geschwiegen hatte, trat näher heran und beugte sich zu mir herunter.
    »Ihr habt Glück gehabt, dass ihr da

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