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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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konnte ich erneut mit meinem Wissen aus dem Reiseführer glänzen. »Eigentlich schon. Aber diese hier zeigt nach Damaskus, in Richtung des Heimatorts des Wüstenprinzen.«
    Ich nahm meine Berechnungen wieder auf. Wir standen nahe der nordöstlichen Ecke der Mezquita. Ich suchte die Umgebung nach irgendetwas ab, was als Maßeinheit für die beiden Zahlen dienen könnte. Während ich noch überlegte, hatte Larissa das Handy hervorgeholt und einen virtuellen Kompass auf den Bildschirm gezaubert.
    »Nordosten ist da«, sagte sie. »Aber in was sollen wir messen? Meter? Schritte?«
    Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. »Säulen natürlich«, grinste ich. »Das liegt doch eigentlich nahe, oder?«
    Wir zählten von der Ostseite aus sieben Säulen in den Raum hinein und dann acht in Richtung Süden. Der Punkt befand sich exakt vor einer der beiden Buchvitrinen, die ich vorhin entdeckt hatte. In dieser lagen vier dicke Bücher.
    »Das ist es«, sagte ich. »Eines dieser Bücher muss es sein.« Ich warf einen Blick auf den Zettel in meiner Hand. »Aber was bedeutet 28343?«
    »Lass mal sehen.« Sie schaute mir über die Schulter auf die Zahl. »Fünf Zahlen – vier Bücher. Das passt nicht zusammen. Ob es Seitenzahlen sein können?«
    »Aber für welches Buch? Und welche Seiten? 2? 28? 283?«
    »Das müssen wir herausbekommen.« Larissa begann bereits, die Umgebung abzusuchen. Der Boden vor den Vitrinen war nicht gefliest, sondern aus Holz. Und nicht nur das: Zwei Eisenringe deuteten darauf hin, dass sich hier eine Klapptür befand. Das erinnerte mich sehr stark an unser Versteck in Teylers Museum in Haarlem. Sofort stieg ein mulmiges Gefühl in mir auf, denn es kam natürlich das, was ich erwartet hatte.
    »Vielleicht können wir uns da drunter verbergen?«, mutmaßte Larissa.
    »Mag sein. Aber wie kommen wir da rein?« Ich machte eine ausholende Handbewegung. »Hier sind überall Leute. Da werden wir kaum unbeobachtet verschwinden können. Und selbst wenn: Wie wollen wir die Bücher hier herausschaffen?«
    »Das müssen wir gar nicht. Wir können sie doch direkt vor Ort studieren.«
    »Nachts, in der Mezquita? Das funktioniert nie! Hier gibt es bestimmt Wachen, die regelmäßig alles abgehen. Ganz zu schweigen von Überwachungskameras.«
    »Kameras gibt es keine, das habe ich bereits überprüft.« So schnell war Larissa von ihrer Idee nicht abzubringen. »Und vor den Nachtwächtern können wir uns in einer der ausgehöhlten Säulen in der Nähe der Kathedrale verstecken.«
    Ich wusste, was sie meinte. Am Ende der Kathedrale waren zwei breite Steinsäulen in die Moschee eingebaut worden, zu denen man über eine kleine Holztür Zutritt hatte und die zwei Fensteröffnungen aufwiesen.
    Trotzdem gefiel mir der Gedanke nicht. Larissa war bereits dabei, mit dem Handy die Vitrine und das Umfeld zu fotografieren. Ich hatte das Gefühl, wir würden im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, und blickte mich möglichst unauffällig um. Aber niemand schien sich um uns zu kümmern.
    Niemand – bis auf Onofre Zafón.
    Er stand etwa zwanzig Meter von uns entfernt, halb verdeckt von einer Säule. Ob er uns wohl schon lange beobachtete? Jedenfalls entgingen ihm unsere Aktivitäten rund um die Büchervitrine nicht.
    Ich stieß Larissa leicht an. »Sieh mal, wer da steht.«
    Sie erkannte ihn sofort. Aber auch Zafón hatte bemerkt, dass wir ihn entdeckt hatten. Mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht kam er hinter der Säule hervor und ging auf uns zu.
    »Wir sollten besser verschwinden«, sagte ich. »Bei den vielen Menschen hier drin wird er es zwar nicht wagen, uns etwas anzutun, aber ich möchte es nicht drauf ankommen lassen.«
    Kurz vor uns ging eine Gruppe japanischer Touristen gerade in Richtung Ausgang. Wir schlossen uns ihnen an. Ein Blick über die Schulter zeigte mir, dass Zafón uns im Abstand von wenigen Metern folgte.
    »Was machen wir, wenn wir draußen sind?«, fragte Larissa.
    »Der Orangenhof hat drei Ausgänge. Er wird erwarten, dass wir den nächstgelegenen nehmen. Also tun wir genau das Gegenteil.«
    Die Moschee erschien mir mit einem Mal noch größer als vorhin. Vor allem der Weg bis zum Ausgang sah unendlich lang aus. Die Japaner plauderten munter miteinander und hatten es nicht besonders eilig. Immer wieder blieben einzelne Teilnehmer stehen, um ein Foto von sich machen zu lassen. Und alle anderen warteten natürlich!
    Endlich war die Tür nur noch wenige Meter entfernt. Larissa und ich überholten die

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