02 Arthur und der Botschafter der Schatten
Gruppe und gingen hinaus, in der Hoffnung, die Japaner würden hinter uns den Ausgang blockieren und Zafón dadurch aufhalten. Sobald wir im Freien waren, fielen wir in einen leichten Trab.
Wir überquerten den Orangenhof, bis wir die Puerta de los Deanes erreichten. Ein kurzer Blick zurück zeigte uns, dass Zafón bereits die halbe Strecke zurückgelegt hatte. Er wollte wohl nicht laufen, weil das Aufsehen erregt hätte, aber mit schnellen Schritten kam er uns trotzdem bedrohlich näher.
Wir sprangen die Stufen vor dem Tor herab und rannten Richtung Alcázar. Kurz hinter dem Palast gabelte sich die Straße. Wir tauchten nach rechts in eine schmale Gasse mit niedrigen weißen Häusern ein und sprinteten los, so schnell wir konnten. Schließlich gelangten wir auf einen kleinen Platz, von dem ein Tor durch die Stadtmauer aus der Altstadt hinausführte.
Hinter dem Tor hielten wir das erste Mal kurz an. Zu unserer Rechten sahen wir eine Statue, die einen würdevollen Mann in maurischen Gewändern darstellte. Er stand mit einer Pergamentrolle in der Hand da und blickte streng auf das ausgetrocknete Bett eines Kanals herab. Vor uns erstreckte sich eine kleine Brücke über die Vertiefung zu einer viel befahrenen Straße. Zu unserer Linken führte ein schmaler Weg an der Stadtmauer entlang, der nach wenigen Metern um eine Ecke verschwand.
Ich überlegte fieberhaft, wohin wir uns wenden sollten. Auf der Straße würden wir uns nicht vor unserem Verfolger verstecken können. Also entschied ich mich für den Weg. Ich zog Larissa mit mir und wir rannten um die Mauerecke.
Hier fühlte ich mich etwas sicherer. Die Mauer wurde fünfzig Meter weiter wieder durch einen Vorsprung unterbrochen, um den sich der Weg herumwand. Wir liefen, bis wir auch diese Ecke umrundet hatten, und verlangsamten dann unsere Schritte. Wenn uns Zafón nicht am Anfang des Weges entdeckt hatte, dann konnte er uns jetzt nicht mehr sehen.
Obwohl die Mittagshitze vorüber war, lief uns der Schweiß in Strömen das Gesicht herunter. Wir trabten an der Stadtmauer entlang. Der Kanal, der den Weg auf der anderen Seite begrenzte, war offenbar schon lange nicht mehr in Betrieb, denn Gras und Sträucher hatten sich in seinem Bett breitgemacht und den Beton zum Platzen gebracht.
Wir kletterten ein paar Stufen empor und kamen an ein Tor in der Mauer. Dahinter lag ein kiesbestreuter Platz. Ein Mann in schwarzem Kostüm und mit einem kleinen roten Cape um den Hals führte ein Pferd herum.
»Das müssen die ehemaligen königlichen Reitställe sein«, sagte ich. »Sie erstrecken sich bis zum Alcázar. Vielleicht kommen wir auf diese Weise zurück, ohne dass Zafón uns sieht.«
Als der Mann bemerkte, dass wir durch das Tor gehen wollten, winkte er mit beiden Armen. » ¡No! ¡No! « Wir blieben stehen. Er merkte wohl, dass wir kein Spanisch sprachen. » You cannot pass here! «, rief er. » This is private property! «
Hier kamen wir also nicht weiter. Wir machten kehrt. Zum Glück war von unserem Verfolger weit und breit nichts zu sehen. Wir wechselten auf einer kleinen Brücke auf die andere Seite des ausgetrockneten Kanals und folgten einem staubigen Fahrweg, der uns bis ans Ufer des Guadalquivir brachte. Rechts von uns strömte der Fluss entlang, links versperrte ein weiteres Stück alter Stadtmauer den Weg zur Straße. Kurz vor dem großen Schöpfrad an der Römischen Brücke endete der Weg. Hier führte ein kleiner Pfad auf die Straße zurück.
Von Zafón war nach wie vor nichts zu sehen. »Vielleicht haben wir uns die ganze Mühe umsonst gemacht und er ist uns gar nicht nachgelaufen«, mutmaßte Larissa.
«Ich gehe lieber auf Nummer sicher«, sagte ich. »Er kann sich immer noch irgendwo hier herumtreiben. Wir sollten auf der Hut sein.«
Wir folgten der Straße, bis wir die Römische Brücke erreicht hatten. Auf der anderen Seite ragte die Puerta del Puente auf, ein Stadttor aus dem sechzehnten Jahrhundert.
Dagegen gelehnt stand eine vertraute Gestalt: Zafón.
Er hatte die Arme verschränkt und grinste selbstzufrieden, ganz so, als hätte er hier seit einer halben Stunde seelenruhig unsere Ankunft erwartet.
Die Fußgängerampel sprang auf Grün, und er stieß sich vom Tor ab, um die Straße zu überqueren. Ohne zu zögern, rannten wir auf die Brücke, die um diese Zeit von zahlreichen Passanten bevölkert war. Haken schlagend erreichten wir das andere Ende. Direkt vor uns ragte der Torre de la Calahorra auf, dessen Eingangstür offen stand. Ohne
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