02 Arthur und der Botschafter der Schatten
musst und wann vertrauen.«
Als Letzter kam Torres dran. »Sie haben das geschafft, was nur wenigen gelingt: Ihre Schwäche zu akzeptieren und sie damit zu überwinden. Ich verneige mich vor Ihnen, Señor.«
Er machte eine tiefe Verbeugung. Torres war das eher peinlich. »Das ist doch nichts«, murmelte er.
Der Maure richtete sich wieder auf. »Vielleicht ist es nichts. Vielleicht ist es aber auch alles.« Mit diesen Worten drehte er sich um, warf Mario und den anderen noch einen kurzen Blick zu und verließ den Raum.
»Ein b-beeindruckender Mann, euer Freund«, meinte Torres. Das Stottern war wieder zurück, und er schien darüber, ebenso wie wir, nicht besonders erstaunt zu sein.
Ich nickte wortlos. Mario, der die ganze Zeit mit einer Gruppe von Schauspielern diskutiert hatte, kam zu uns herüber.
»Habe ich das gerade richtig gesehen?«, fragte er. »Der Maure hat mit euch gesprochen? Wisst ihr denn nun, wer er ist?«
»Leider kein reicher Sohn eines Ölscheichs«, erwiderte ich.
Mario seufzte theatralisch. »Wieder um eine Hoffnung ärmer.«
Wir mussten über seinen Gesichtsausdruck lachen.
»Aber vielleicht kennt er einen wohlhabenden Gönner«, war er gleich wieder obenauf. »Ich werde ihn danach fragen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.«
»Ich fürchte, das wird so bald nicht sein«, sagte ich, denn ich hatte eine Ahnung, dass der Auftrag des Mauren in Córdoba vorerst erledigt war.
Wir informierten Mario über unsere Pläne, und er erklärte sich sofort bereit, uns am nächsten Abend zum Schiff nach Cádiz zu bringen. Dann verwickelte er Torres in ein Gespräch über modernes Theater, das mich nicht wirklich interessierte. Larissa warf mir anfangs noch ein paar böse Blicke zu, weil ich ihr vorhin so vehement widersprochen hatte, beruhigte sich dann aber wieder.
Schließlich wurde Mario anderswo im Raum gebraucht. Torres und wir nutzten die Gelegenheit, um uns zu verabschieden. Der Detektiv brachte uns bis zu unserem Hotel. Im Innenhof ließ er sich auf einem Sofa nieder.
»Ich w-werde die Nacht über hierbleiben«, erklärte er. »So könnt ihr w-wenigstens in Ruhe schlafen.«
Wir protestierten vergebens. Also wünschten wir ihm eine gute Nacht (was unter den gegebenen Umständen etwas ironisch war) und zogen uns in unsere Zimmer zurück.
Als wir am nächsten Morgen nach unten kamen, war Torres nicht mehr da. Er rief uns während des Frühstücks an, um uns mitzuteilen, dass das Diebesgut tatsächlich für die Ann Catherine bestimmt war. Damit war unsere Reise nach Rijeka bestätigt. Nachdem wir unsere Koffer gepackt hatten, blieb noch Zeit für einen Bummel durch die Altstadt, bevor Mario kam, um uns abzuholen.
Bei der Rückkehr ins Hotel wartete der Detektiv bereits auf uns. Er hatte Ringe unter den Augen und seine Kleidung war zerknittert.
»Ihr d-dachtet doch nicht, ich lasse euch abreisen, ohne mich z-zu verabschieden«, lächelte er.
Wir umarmten einander. Ich hatte mich so an seine Gegenwart gewöhnt, dass ich ihn gerne mit an Bord genommen hätte. Aber das war natürlich nicht möglich.
Wenig später erschien Mario mit seinem zerbeulten Kleinwagen. Torres warf mit gespieltem Entsetzen die Arme in die Luft. »D-darin zu fahren ist ja gefährlicher als alles, w-was wir bislang erlebt haben!«
Montalba grinste. »Was wäre das Leben ohne ein bisschen Gefahr?«
Er hatte gut reden. Ich hätte nur zu gerne mit ihm und seiner sorglosen Existenz mit den vagabundos getauscht. Es waren Sommerferien, und ich sollte mich eigentlich von der Schule erholen und mich nicht in halb Europa mit irgendwelchen Finsterlingen herumschlagen.
Andererseits hatte ich in den letzten beiden Jahren wahrscheinlich mehr erlebt als die meisten Menschen in einem ganzen Leben. Das war zwar manchmal sehr unangenehm (und, wie in Bologna, sehr schmerzhaft), aber missen wollte ich es auch nicht.
»Ihr müsst euer B-buch finden, bevor das Schiff Rijeka erreicht«, sagte Torres, bevor wir in Marios Wagen kletterten. »Ich informiere morgen die P-polizei. Wahrscheinlich w-werden die K-kisten dann direkt bei der Ankunft b-beschlagnahmt.«
»Mit etwas Glück zusammen mit Pluribus und seinen Konsorten«, wünschte ich mir. Der Detektiv winkte uns nach, bis wir außer Sichtweite waren.
Die Fahrt nach Cádiz war ereignislos, sah man einmal von Marios Fahrweise ab, die der von Torres zum Verwechseln ähnelte. Ob alle Spanier so Auto fuhren? Zumindest erreichten wir die Hafenstadt ohne Unfall. Montalba fragte sich
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