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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Gitanos, die alle unsere Kultur geprägt haben. Was meinen Sie, Señor?« Dabei sah er Torres an.
    Der Detektiv nickte. » Sí, absolutamente. Una b-bailadora fantástica .«
    »Ganz richtig, sie ist eine wunderbare Tänzerin. Sie müssen Torres sein?«
    » Sí . Und Sie Montalba? Encantado .«
    » Encantado «, erwiderte Mario. Damit hatten sie die Grußfloskeln ausgetauscht. Mario bugsierte uns zu einer Ecke des Tisches und versorgte uns mit Essen und Getränken.
    Ich war noch immer beeindruckt von dem Tanz und hörte nur mit halbem Ohr zu, worüber Mario und Torres sprachen. Larissa gab mir einen Schubs und machte eine Kopfbewegung zur Tür. Soeben war der Maure hereingekommen. Er ließ seinen Blick durch den Raum wandern und kam dann zielstrebig auf uns zu.
    »So sehen wir uns doch noch einmal«, lächelte er und verneigte sich leicht. »Darf ich mich setzen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er sich einen Stuhl heran. Torres beobachtete den Neuankömmling aufmerksam. »Sie müssen der Mann mit den ausgezeichneten Geschichtskenntnissen sein. Gestatten, Torres.« Er deutete ebenfalls eine Verbeugung an.
    »Und Sie haben Larissa und Arthur geholfen. Dafür bin ich Ihnen sehr verbunden«, erwiderte der Maure.
    » ¡Con mucho gusto! « Der Detektiv neigte den Kopf.
    »Und was habt ihr nun vor?«, fragte der Maure uns.
    Wir berichteten von unseren Erlebnissen in Cádiz und der bevorstehenden Schiffsreise nach Rijeka.
    »Ah, Ragusa«, sagte der Maure mit verträumter Miene. »Ein Ort mit vielen Erinnerungen ...«
    »Sie waren schon einmal in Dubrovnik?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Dubrovnik kenne ich nicht. Dubrovnik war einmal Ragusa, ist es aber nicht mehr. Dazu ist in den Jahren zu viel passiert.«
    »Aber der Name Ragusa bedeutet etwas für Sie? Hat er etwas mit den Büchern zu tun?«
    An seiner Stelle beantwortete Torres die Frage. »Ragusa war eine Republik mit einer hoch entwickelten Kultur, bereits zu jener Zeit, als die Mauren in al-Andalus herrschten. Die Stadt war für ihr Streben nach Unabhängigkeit und für ihre Toleranz bekannt. Es heißt, dass Averroës, als er beim Kalifen in Ungnade fiel, eine Reise nach Ragusa unternommen hat, bevor er sich ins marokkanische Exil begab.«
    Larissa und ich starrten ihn mit offenem Mund an. Zum einen, weil er diese Dinge wusste, zum anderen aber, weil er kein einziges Mal gestottert hatte. Das musste ihm wohl auch selbst aufgefallen sein, denn er fuhr sich mit der Hand an den Mund.
    Der Maure lächelte. »Sie haben das Leben von Ibn-Rushd studiert?«
    »Ibn-Rushd ist der arabische Name von Averroës«, erklärte Torres, als er unseren fragenden Blick bemerkte. Jetzt sprach er ganz langsam, so als wolle er jeden stotterfreien Satz genießen. Sein Gesicht nahm einen glücklichen Ausdruck an. »Ja, ich habe Philosophie und Geschichte studiert und meine Abschlussarbeit über Averroës geschrieben.«
    Der Detektiv war ein Mensch, der voller Überraschungen steckte. Ich fragte mich, weshalb er nicht an der Universität lehrte, sondern auf der Jagd nach Verbrechern war.
    »Jetzt fragt ihr euch gewiss, warum ich diesen Job ausübe, was?«, echote er meine Gedanken. »Die Antwort ist ganz einfach: Als Stotterer sind deine beruflichen Aussichten leider immer noch sehr eingeschränkt. Also habe ich mir einen Beruf gewählt, in dem es nicht so darauf ankommt.«
    »Haben Sie denn schon immer gestottert?«, fragte Larissa.
    »Seitdem ich denken kann«, erwiderte er. »Anfangs war es ziemlich hart, vor allem in der Schule. Als Stotterer hast du wenig Freunde und bei den Mädels ausgesprochen schlechte Karten.«
    »Aber man muss doch etwas dagegen tun können!«, rief ich.
    »Kann man auch. Ganz weg geht das Stottern zwar nie, aber es lässt sich durch Training in Grenzen halten.« Er grinste. »Ich muss euch allerdings gestehen, dass ich faul bin und meine Übungen nicht regelmäßig mache. Vielleicht auch deshalb, weil ich spüre, dass das Stottern ein Teil von mir ist. Früher habe ich mich oft nicht getraut, den Mund aufzumachen. Heute stehe ich dazu. Wer Torres will, der muss auch sein Stottern nehmen.«
    »Wir waren bei Averroës«, erinnerte ihn der Maure mit milder Stimme.
    »Ach ja.« Torres gab sich einen Ruck. »Er war ein bekannter Arzt, Jurist und Philosoph. Und er gehörte einer Geheimgesellschaft an, über die man leider nie viel in Erfahrung gebracht hat. Aber das war zu jener Zeit nichts Besonderes. Diese Gesellschaften gab es an jeder

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