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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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Mann, der Ihnen zur Flucht ver-holfen hat.«
    »Aber das stimmt doch nicht«, protestierte ich.
    »Egal«, sagte er unbeirrt. »Wir brauchen einen Film, der beim Publikum ankommt, und eine Liebesgeschichte kommt an.«
    Harry und Mary Jane musterten ihn mit eisigem Schweigen. Ich war entsetzt. Wenn es beim Film so zuging, dann wollte ich damit nichts zu tun haben, auch wenn ich keinen Einfluß mehr auf das Drehbuch hatte, da ich bereits eine entsprechende Vereinbarung unterschrieben hatte. »Das würde mir wirklich nicht gefallen«, sagte ich tonlos.
    »Also gut«, erwiderte der Autor. »Wenn Sie keine Liebes-
    geschichte wollen, dann werden Sie vom CIA gerettet - entweder das oder das andere.«
    Als er gegangen war, versuchten die Uflands mich zu trösten. Zu meiner Erleichterung versicherten sie mir, daß die Geschichte ihnen so gefalle, wie sie war, und daß sie keinen Grund sähen, eine neue Handlung zu erfinden.
    Die Uflands konnten es kaum erwarten, Mahtab kennenzulernen. Wenige Tage nach Dads Begräbnis trafen wir uns in einem eleganten französischen Restaurant in Washington D. C. Harry fiel ein, daß der Abend für eine Sechsjährige recht lang werden könnte, und er entschuldigte sich: »Wir hätten in ein Restaurant für Kinder gehen sollen. Sie wird auf der Speisekarte nichts finden, was ihr schmeckt.«
    »Keine Sorge«, sagte ich, »Mahtab mag fast alles.« Als ich meine Tochter dazu bewegen wollte, eines ihrer Lieblingsgerichte zu bestellen, nämlich Weißfisch, zögerte sie. »Ach, ich weiß nicht, Mom, haben die auch Hummer? Mir ist heute abend wirklich nach Hummer!«
    Ich wollte Mahtab auf keinen Fall sofort zur Schule schik-ken, damit sie die erste Klasse abschließen konnte.
    Alles auf einmal hätte sie überfordert. Sie hatte im Iran zwar gelernt, Farsi zu lesen und zu schreiben, aber ihr Englisch war schlechter als das anderer Kinder ihres Alters. Sie mußte mit so vielem fertig werden: mit dem Verlust ihres Vaters und all ihrer kleinen Spielgefährten im Iran; mit dem Tod ihres Großvaters; mit einem neuen, hektischen Zuhause.
    Aber Mahtab erhielt in den ersten Monaten nach unserer Rückkehr einen ganz anderen Unterricht. Nelson Bates, ein Beamter der örtlichen Kriminalpolizei, kam in Uniform zu uns. Das sollte Mahtab die Scheu nehmen, Polizeibeamte anzusprechen. Er brachte ihr bei, wie sie im Fall einer versuchten Entführung - im Haus oder auf der Straße - zu reagieren hatte. »Mahtab«, sagte ich zu ihr, »ich will nicht, daß 45
    du mir entführt wirst. Du weißt, was du zu tun hast, wenn jemand das versucht. Wir tun, was wir können, aber letzten Endes kommt es auf dich an.«
    Im September 1987, als Mahtab sieben Jahre alt wurde, blieb mir keine Wahl: Ich meldete sie unter einem anderen Namen an einer Privatschule an. Wir wählten den Namen am Vorabend des ersten Schultags aus, und in den folgenden Tagen begann Mahtab ihre Schreibübungen immer damit, daß sie ein Blatt Papier, auf das ich in Druckschrift ihren Decknamen geschrieben hatte, zu Rate zog. Ihre Lehrer und der Schuldirektor waren über ihre Vergangenheit informiert und zur Geheimhaltung verpflichtet worden.
    Mahtab nahm ihre geheime Identität sehr ernst. Eines Abends, als sie eine Klassenkameradin eingeladen hatte, bei uns zu übernachten, kam John nach Hause und begrüßte sie wie gewöhnlich: »Hi, Tabby, wie geht's?«
    Mahtab rannte zu ihm, ergriff seine Hand und zog ihn in den Wäscheraum. »Pst!« sagte sie schnell. »Du darfst mich nicht so nennen, wenn Katrina dabei ist.« Wie im Iran war ein Geheimnis bei ihr gut aufgehoben.
    Die Lehrerin der Erstkläßler, Ruth Hatzung, konnte gut verstehen, was es für Mahtab bedeutete, von mir getrennt zu sein. Sie lockte Mahtab aus ihrer anfänglichen Reserve und schenkte ihr verständnisvolles Gehör. Mit am wichtigsten war, daß sie ihr half, sich wieder in Amerika einzuleben und die Vergangenheit in die richtige Perspektive zu rücken. Das gelang ihr so gut, daß Mahtab weiter keine Therapie brauchte.
    Das erste Erntedankfest nach unserer Rückkehr war von besonderer Bedeutung. Unsere pakistanischen Freunde Ta-riq und Farzana Ali kamen mit ihren zwei Kindern aus dem nördlichen Teil des Staates New York, um den Feiertag mit uns zu begehen. Wir hatten uns vor Jahren kennengelernt, als Moody und ich noch in Corpus Christi in Texas lebten,
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    einer Stadt mit vielen ausländischen Akademikern. Wir waren damals Mitglieder der Islamischen Gesellschaft, der auch Inder, Ägypter und

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