02 - Aus Liebe zu meiner Tochter
wie im Flug, als wir auf den Tag der Veröffentlichung von Nicht ohne meine Tochter warteten.
Mit je-
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dem Telefonanruf von Michael kamen neue erfreuliche Nachrichten, die uns der Publikation des Buches näherbrachten. Im Herbstkatalog von St. Martin's Press bekam es eine volle Seite. Ladies Home Journal war die erste Zeitschrift, die meine Geschichte in Fortsetzungen veröffentlichen wollte. Der schönste Moment jedoch war, als ich das erste gebundene Exemplar von Nicht ohne meine Tochter in Händen hielt. Es war ein richtiges Buch!
Aus Anlaß der Veröffentlichung traten Mahtab und ich im September in der Fernsehsendung Good Morning America auf. Joan Lunden war auf Mutterschaftsurlaub und wurde an jenem Tag zufällig von Barbara Walters vertreten, was mich außerordentlich freute. Während einiger Werbespots bereiteten wir uns auf das Interview vor, und Barbara fragte, wie es Mahtab gehe. Ich deutete zur Seite und sagte: »Der geht es gut. Dort drüben ist sie übrigens.«
Zum Schrecken des Regisseurs sagte Barbara sofort: »Bringt sie her!« Mahtab war nicht in der Maske gewesen, und auf der Bühne befanden sich nur zwei Stühle. Barbara sagte: »Sie kann hier auf meinem Schoß sitzen und mein Mikrofon benutzen.« Ungeachtet der Fragen, die sie vorbereitet hatte, begann Barbara das Interview, indem sie sich Mahtab zuwandte und sagte: »Das hier ist meine Freundin, meine Freundin Mahtab - stimmt's?
Wir kennen uns nun schon über ein Jahr.«
Bill Hoffer kam nach New York und nahm Mahtab im Zug mit zu sich nach Virginia, wo ich am Wochenende zu den beiden dazustoßen sollte. Glücklich machte sie sich mit Bill auf den Weg. Er gehörte jetzt zur Familie.
Ich konnte nicht länger anonym bleiben und ließ meinen Decknamen fallen. Zu meiner Erleichterung verstanden meine neuen Freunde, weshalb ich einen fremden Namen angenommen hatte, und hielten weiterhin zu mir. Ich ging mit meinem Buch auf Vortragsreise, die in 18 Städte des Landes führen sollte. So anstrengend das Schreiben gewesen war, die Tournee war noch anstrengender. Ich kam nachts mit dem Flugzeug in einer Stadt an, ging sofort ins Hotel, bügelte meine Kleider, schlief ein paar Stunden und stand im Morgengrauen auf. Dann rannte ich den ganzen Tag in der Stadt herum und gab Interviews für das örtliche Fernsehen, den Rundfunk und die Zeitung. Danach schaffte ich es gerade noch zum Flug in die nächste Stadt. Zwischen den Terminen waren meine Gedanken immer wieder bei Mahtab, die ohne meine schützende Gegenwart auskommen mußte.
Im Herbst 1987 traf ich mit dem Flugzeug aus Miami in Los Angeles ein und fuhr sofort zum Beverly Hills Country Club, wo mein erster Vortrag stattfinden sollte. Ich teilte das Podium mit den Autoren Leonard Maltin und Clifton Daniels. Leonard Maltin gibt einen jährlich erscheinenden Fernsehfilm- und Videoführer heraus, Clifton Daniels stellte die Chronik des zwanzigsten Jahrhunderts zusammen, eine Sammlung von Leitartikeln über geschichtliche Ereignisse.
Daß Maltin einmal meinen Film rezensieren würde, schien damals noch in weiter Ferne zu liegen. Im Verlauf unserer Diskussion merkte ich, daß ich keine Ahnung hatte, welche Filme während meiner Abwesenheit herausgekommen waren. Ich öffnete Clifton Daniels' Buch und war fasziniert von den Schlagzeilen aus aller Welt vom 1. August 1984 bis zum 7. Februar 1986. Erst jetzt wurde mir klar, wie isoliert ich -wie die gesamte iranische Bevölkerung - vom Weltgeschehen gewesen war. Im Iran hatte ich nur lesen oder hören können, was das Ministerium für Islamische Führung genehmigt hatte.
In den folgenden Tagen besuchte ich weitere Städte, und schließlich kam ich nach Tucson, Arizona. Hier sollte ich zusammen mit drei anderen Autoren im Rahmen einer jährlich stattfindenden Autorenlesung vorgestellt werden. Einer der anderen Autoren war Dave Barry, der Spaßvogel des Miami 53
Herald, der drei Jahre später den Pulitzerpreis erhielt. Dave war damals kein Fremder mehr für mich, denn wir waren uns während der vergangenen Wochen bei Talk-Shows überall im Land begegnet.
Wie es schon bei früheren Lesungen vorgekommen war, wollten mir auch hier einige Menschen ihre persönlichen Erfahrungen mitteilen. Eine Frau, die ich Beverly nennen will, sprach von ihren Ängsten. Nervös sagte sie: »Ich weiß, daß mein Mann meine Tochter Sabrina in den Iran entführen will. Was soll ich tun?« Als sie fortfuhr, stellte sich heraus, daß sie bereits zu einer Lösung gekommen war:
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