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02 - Beiss mich, wenn du kannst

02 - Beiss mich, wenn du kannst

Titel: 02 - Beiss mich, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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der Lage, das jetzt durchzuziehen.
    Ich ging zu den Fenstern und starrte in die Umgebung hinaus. Es war noch früh am Abend, kaum sieben Uhr, und Autos flitzten die Straße entlang. Da und dort gingen Menschen, einige kamen von der Arbeit nach Hause, andere machten sich auf den Weg und gingen aus. Im Wohnhaus gegenüber erhaschte ich einen Blick auf einen Mann und eine Frau, die gerade zusammen Abendessen kochten. Ein anderer Mann saß im Schneidersitz mitten auf dem Fußboden, mit nach oben gerichteten Handflächen, sein Gesicht war eine passive Maske, die pure Yoga-Zufriedenheit ausdrückte.
    Ich hatte mich gerade einer Frau in den Zwanzigern zugewandt, die ein Handy in der einen und ein riesiges Stück Pizza in der anderen Hand hielt, als mich mit einem Schlag eine Empfindung überwältigte. Meine Arme prickelten, und ein vages Gefühl der Warnung schauerte über mein Rückgrat nach oben. Mein Blick zuckte auf die Straße unter mir. Eine Gruppe von Frauen auf dem Weg zur Ecke. Ein Geschäftsmann ging gemächlich in die entgegengesetzte Richtung, eine Zeitung unterm Arm. Ein paar Meter weiter stand ein Taxi mit laufendem Motor am Straßenrand, während eine Frau einen kleinen Jungen mit der einen Hand festhielt und mit der anderen in ihrer Handtasche wühlte.
    Keine verdächtig aussehenden Figuren in schwarzer Kleidung. Keine Scharfschützen, die mich vom gegenüberliegenden Dach aus ins Visier genommen hatten. Nichts wirkte beängstigend oder ungewöhnlich.
    Und doch fühlte ich es. Angst und eine hartnäckige innere Stimme, die mir sagte, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Entweder das, oder ich litt unter Verfolgungswahn.
    Ich entschied mich für Möglichkeit Nummer zwei, schüttelte das seltsame Gefühl ab und konzentrierte mich wieder auf mein aktuelles Problem: etwas - irgendwas - zu finden, das ich tun könnte. Ich wanderte vom einen Ende des Apartments zum anderen. Ich drehte die Stereoanlage auf und Fuel dröhnte aus den Lautsprechern. Ich versuchte zu tanzen, aber Heavy-Metal-Rockballaden eigneten sich nun mal nicht für meine Art zu tanzen, also bewegte ich schließlich meine Lippen und tat so, als würde ich singen.
    Bevor ich meinen letzten Rest von Menschenwürde verlor und anfing zu putzen (ich weiß, ich musste ganz, ganz dringend da raus), ging ich zurück in den Schlafzimmerbereich. Zwei Uhr nachts war noch so schrecklich weit weg, und ich wusste, das konnte ich nicht schaffen. Nachdem ich Tys Schubladen durchwühlt hatte, machte ich mich mit voll beladenen Armen auf den Weg ins Bad.
    Ein paar Minuten später betrachtete ich mein Spiegelbild. (Was ist das eigentlich für Gerede, von wegen, Vampire hätten kein Spiegelbild? So was von nicht wahr ist das. Zum Glück. Ich meine, können Sie sich vorstellen, in alle Ewigkeit zu leben, ohne auch nur einmal in der Lage zu sein, sich den Lippenstift richtig aufzutragen?)
    Aber ich schweife ab.
    Ich betrachtete mich aus verschiedenen Blickwinkeln. Nachdem Ruhe und Entspannung als Lockmittel, zu Hause zu bleiben, nicht ausgereicht hatten, schaffte mein Spiegelbild das locker.
    Da es nicht in Frage kam, in all der mir so eigenen und modebewussten Herrlichkeit aus dem Haus zu gehen, hatte ich mein Bestes getan, mir eine effektive Verkleidung zuzulegen. Ty war eher der Cowboy-Typ - also lagen hier keine Baseball-Caps herum -, und ich hatte nicht vor, unnötig Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Deshalb hatte ich auf den schwarzen Stetson verzichtet und mich stattdessen für ein rot-schwarzes Harley-Kopftuch entschieden, das ich in der obersten Schublade gefunden hatte. Ich hatte mir einen Pferdeschwanz gemacht und das Tuch in bester Biker-Tussi-Manier um den Kopf geschlungen. Dazu trug ich eine seiner Sonnenbrillen. Ich hatte auch eins seiner schwarzen T-Shirts angezogen, in dem ich praktisch verschwand und das mir bis zur Mitte meiner Oberschenkel reichte. Eine alte Jogginghose bedeckte meine untere Hälfte. Das Einzige, was noch auf meinen fabelhaften Geschmack hinwies, waren meine Schuhe (ich konnte ja schließlich nicht gut Tys Latschen in Größe 45 anziehen). Also hatte ich meine schwarzen Stiefeletten von Nine West an, die ich während der Flucht aus meiner Wohnung an mich gerafft hatte. Nicht ultrateuer, ist ja klar, aber sie hatten halt griffbereit dagestanden, und außerdem passten sie zu allem.
    Außer zu Jogginghosen.
    Auf gar keinen Fall würde ich in diesen Klamotten auch nur einen Fuß aus Tys Wohnung setzen.
    Ich streifte die Stiefeletten ab,

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