02 - Das Weltenschiff
beunruhigte Ik und Li-Jared zwar zutiefst, doch entdeckte Ik einen potenziellen Silberstreifen am Horizont: Wenn das Eisnetz Bandicuts Registrierung abgebrochen hatte, glaubte der Boojum vielleicht, dass er Bandicut getötet habe – und würde ihn fortan in Ruhe lassen. Bandicut zuckte die Achseln. Ich würde mich lieber mit dem Boojum anlegen, wenn ich dafür das Quarx zurückbekommen würde, dachte er. Er wechselte das Thema: »Was habt ihr von den …«, er kramte in seinem Gedächtnis nach der richtigen Bezeichnung, »… von den Maksu erfahren? Und habt ihr irgendwas über Copernicus herausgefunden?« Flüchtig blickte er zu Napoleon, der sich neben ihn gehockt hatte und beinahe traurig wirkte.
»Um deine zweite Frage zuerst zu beantworten: Leider nichts«, erwiderte Ik. »Aber was die Maksu betrifft …« Er erklärte Bandicut, wie das Gespräch verlaufen war – von der Abmachung, dass Ik und Li-Jared ihr Wissen über den Boojum gegen das Versprechen getauscht hatten, zu den Eishöhlen geführt zu werden. »Wir hoffen«, beendete Ik seinen Bericht, »dass du uns begleiten willst. Aber ich wäre nicht ehrlich, wenn ich behaupten würde, die Reise sei ungefährlich.«
Bandicut starrte ihn an, vorübergehend keines Wortes fähig.
Li-Jared neigte stumm den Kopf zur Seite.
»Du musst dich nicht jetzt entscheiden«, beruhigte Ik ihn. »Wir ruhen uns eine Weile aus, ehe wir die Maksu wieder kontaktieren.« Er ließ seine hornigen Lippen zuschnappen, mit einem Gesichtsausdruck, den Bandicut als besorgt interpretierte. »Aber ich muss sagen, ich würde dich vermissen, wenn du nicht mitkämst.«
Bandicut nickte. Gewiss beabsichtigte er nicht, die einzigen Freunde zu verlassen, die er auf Schiffwelt hatte. Aber andererseits wollte er sich auch nicht kopfüber in ein neues Abenteuer stürzen, das er nicht verstand. Genau das hatte er nämlich inzwischen schon so oft getan, dass es ihm für den Rest seines Lebens reichte. Eigentlich.
Wie sehr er die Stimme und den Rat des Quarx vermisste!
Schließlich sagte er: »Danke, Ik. Ich würde … euch Jungs auch sehr vermissen!« Erstarrte Li-Jared an: Die Augen des Karellianers pulsierten. Bandicut räusperte sich, als ihm plötzlich wieder Antares einfiel: die Thespi-Drittfrau und das menschenähnlichste Wesen, dass er bislang auf dieser verrückten Welt gesehen hatte. »Ah, aber da wäre noch was: Ehe ich wieder an Aufbruch denke, würde ich gerne eine bestimmte … Person … kontaktieren. Zumindest will ich herausfinden, wer oder was sie ist. Zum Teufel, ich weiß ja noch nicht einmal etwas über diesen Raum hier. Oder über das Hotel, die Stadt hier. Über den Kontinent, über diese ganze verdammte Welt! Könnt ihr mir nicht ein paar Dinge erklären?«
»Frag uns nur«, forderte Ik ihn auf. »Jetzt haben wir Zeit dafür.«
Bandicut atmete tief durch und begann, Fragen zu stellen. Ik und Li-Jared beantworteten sie ihm, und sie redeten über Atrium City und Schiffwelt, bis Bandicut fast die Augen zufielen. Schließlich suchte sich jeder ein Zimmer aus und legte sich schlafen.
Gähnend wälzte Bandicut sich herum und setzte sich im Bett auf. Bett! Er rieb sich die Augen, als ihm wieder alles einfiel. Das war der erste erholsame Schlaf, den er seit langer Zeit gehabt hatte. Aber es war keine ruhige Nacht gewesen. Seine Träume waren voller Erzählungen gewesen, voller Bilder von Schiffwelt …
(Wie groß ist diese Welt? Milliarden von Kilometern? Oder größer?)
(Schwer zu sagen; sie ist unzusammenhängend, nicht all ihre Teile sind im Normalraum miteinander verbunden, sondern durch »N-Raum-Konnektoren« miteinander verknüpft, zwischen denen zu wechseln möglich ist; zwar in unregelmäßigen Abständen, aber fast ohne Zeitverzögerung.)
(Und diese Wechsel finden ausschließlich außerhalb meiner Heimatgalaxis statt?)
(Mehr oder weniger. Aber es gibt auch bestimmte »Sternenkoppler«, die tausende von Welten aus dieser Galaxis mit Schiffwelt verbinden. Natürlich nicht immer; die Sternenkoppler öffnen sich unvorhersehbar und nur für kurze Zeit, wozu zweifellos eine gewaltige Menge Energie nötig ist.)
(Transportieren sie Leute hierhin?)
(Oder dorthin.)
(Oder ganze Kulturen.)
(Aber wer hält Schiffwelt in Betrieb? Wer wartet sie? Wer verwaltet sie?)
(Das ist von Sektor zu Sektor verschieden. An einigen Orten übernehmen das die Schattenleute, an anderen Orten jemand anders. Verschiedene Wirtschaftssysteme, Gesellschaften, redundante Infrastrukturen – es
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