02 - Das Weltenschiff
Ensendor-Gefährte, Lehrer, Liebhaber und einer der Zeugen, die bei ihrem Prozess gegen sie ausgesagt hatten. Sie verzog den Mund (ein Mensch hätte das gewiss fälschlicherweise als Lächeln interpretiert), doch was sie spürte, waren Schmerz und Wut.
Vergiss nicht: Dieser John Bandicut ist nicht Ensendor!
Aber will ich wirklich mein Exil weiterhin in Einsamkeit verbringen? Und angenommen, diese Fremden finden tatsächlich einen Weg, wie man Schiffwelt verlassen kann; würde ich von hierfortgehen wollen? Sie war sich nicht sicher. Doch es wäre ihr auf jeden Fall lieber, wenn sie wenigstens die Möglichkeit hätte, diese Entscheidung zu treffen.
Mit einem leisen, entschlossenen Murmeln ging sie durch den grottenähnlichen Raum zum Eisnetz-Terminal und machte sich daran, eine Nachricht zu verfassen – adressiert an den, den sie unter dem Namen Bandie kannte.
Nachdem Bandicut sich mit Ik und Li-Jared beraten hatte, berührte er wieder Napoleon. Er wollte, dass sich das Quarx Copernicus’ Erinnerungsdaten noch einmal näher ansah.
///Sie scheinen echt zu sein///,
meinte Charlie und öffnete für Bandicut ein Fenster, damit er sich die Nachrichten der Schattenleute ansehen konnte.
Die Daten glichen einem verwirrenden Strudel: Einige waren reine Audiodaten, andere wiederum in visuelle Muster umgewandelt. Die visuellen Daten waren Bandicut völlig unverständlich; sie glichen Berggipfeln, an denen ein Flugzeug trudelnd vorbeiraste, wobei die Berge von glühenden Flecken erhellt wurden, die für Gefahr standen. Bandicut bekam genug akustische Daten mit, um zu erkennen, dass er die Stimmen der Schattenleute hörte. Ihre Worte folgten zu schnell aufeinander, als dass er ihnen hätte folgen können, doch waren sie durchsetzt von dringlichem Kreischen – als wären es Hilferufe. /Charlie?/, fragte er benommen.
///Hier gibt es eine ganze Menge Informationen,
alle ziemlich verwirrend.
Aber ich glaube den Schattenleuten.///
/Aber woher wissen sie, was der Boojum vorhat? Erklären sie das irgendwie?/
///Sie beobachten Muster. Sie sagen,
sie lauschen dem Eisnetz und sprechen mit den Maksu und mit anderen Datenhändlern;
und sie kennen Leute, die den Baum aus Eis hören können.///
Ein Tosen schwoll in Bandicuts Bewusstsein an und er sah eine Dutzend Lichtstreifen, die zu einem Wasserfall zusammenliefen. Während er zusah, gefror der Wasserfall; Bandicut hörte ein tiefes, immer lauter werdendes Trommeln und spürte, was es bedeutete: die Aktivitäten des Boojum, beobachtet aus verschiedenen Blickwinkeln.
///Sie sind gut darin, Einzelinformationen
zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen.
Wie der Translator.///
Plötzlich setzte sich der Wasserfall wieder in Bewegung. Das Tosen wurde unerträglich. /Genug!/, schrie Bandicut, das Fenster schloss sich wieder, dann kehrte Stille ein.
Bandicut ließ den Roboter los und taumelte zurück. Er brauchte einen Moment, um sich zu erholen. »Es stimmt alles«, keuchte er, »soweit ich das beurteilen kann. Die Schattenleute haben Angst vor dem Boojum. Wenn sie Recht haben, ist wirklich der ganze Kontinent in Gefahr! Vielleicht sogar das ganze Weltenschiff! Sie sagen, es gibt hier niemanden mehr, der uns helfen kann. Ich kann nichtglauben, das sich das sage, aber wir sollten wohl besser tun, was sie von uns verlangen.«
»Hrrrr!«, grollte Ik. »Wir müsse die Maksu kontaktieren; hoffentlich haben sie nichts dagegen, die Führung zu den Eishöhlen zu verschieben.«
»Charlie sagt, die Schattenleute haben Kontakt mit den Maksu. Sie können ihnen vielleicht eine Nachricht übermitteln.«
Li-Jared hatte sich hingehockt und neigte den Kopf leicht hin und her, als studiere er eine Karte auf dem Boden. »Also schön.« Bwonng-ng. »Gottverdammte Scheiße! Lasst uns gleich aufbrechen!« Er erhob sich. »Wo treffen wir die gottverdammten Schattenleute?«
»Granit-Drei-West, an der Fahrspur des Spurblitzes«, erläuterte Napoleon.
Bandicut warf ihm einen verblüfften Blick zu. »Ist das eine Haltestelle? Weißt du, wo sie liegt?«
»Ja«, bestätigte Napoleon. »Sind wir uns also einig?«
Bandicut steckte sein Notepad weg und hängte sich den Rucksack um. »Ja. Auf geht's.« Und gemeinsam gingen sie den Hügel hinab.
Copernicus beobachtete den Aufbruch seiner Freunde mit Bedauern. Er hatte den dringendsten Teil seines Auftrags erfüllt. Doch schmerzte es ihn, seine Freunde ziehen zu lassen, ohne mit ihnen gesprochen zu haben. Hatte er die richtige Entscheidung getroffen? Würde
Weitere Kostenlose Bücher