Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Die Gefangene des Wikingers

02 - Die Gefangene des Wikingers

Titel: 02 - Die Gefangene des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
zurück. Sie glauben, dass er die Nacht nicht überstehen wird. «
    »Wie du willst, Mutter«, antwortete Eric. Er küsste ihr die Hand, dann nahm er Rhiannons Ellbogen und führte sie mit derartig langen Schritten aus der Halle, dass sie ihm kaum folgen konnte. Er führte sie über Treppen und durch Korridore bis er schließlich eine Tür öffnete und sie hineinstieß. Rhiannon stürzte fast zu Boden und blieb in der Mitte des Raumes stehen. Es war mit jedem Zentimeter das Zimmer eines Mannes - Erics Zimmer. Ein riesiges, geschnitztes Bett, schwere Holztruhen, Tapeten an den Wänden, auf denen Schlachtszenen zu sehen waren, ein Holztisch mit Trinkhörnern, eine große Wasserschüssel mit Krug. Am anderen Ende des Raums war ein großer Kamin mit einem gewaltigen Eisbärfell davor, Felle lagen auch auf dem Bett, und an den Wänden hingen verschiedene Waffen wie ein Schwert, ein Bogen, mehrere Piken und ein Schild mit den Insignien des Wolfs.
    Sie hörte auf, das Zimmer zu betrachten und blickte wieder auf Eric. Erschrocken stellte sie fest dass er sie aufmerksam ansah.
    »Was - was hat Euer Großvater zu mir gesagt?« flüsterte sie. »Für wen hat er mich gehalten?«
    »Tut mir leid, ich habe jetzt wirklich keine Zeit, mich zu unterhalten«, erwiderte Eric kurz angebunden. »Das Haus hat alle Annehmlichkeiten. Es wird bald jemand zu Euch kommen mit Speisen und Getränken und allem, was Ihr befehlt. «, Er starrte sie immer noch an, und sie schauderte. Jetzt schien er nicht mehr so kalt zu sein, aber abweisend. Und plötzlich bemerkte sie, dass er litt, aber dass er das nie zugeben würde. Sie wollte ihn gerne umarmen.
    Er hatte sie hierher gezerrt. Sie selbst oder ihre Gefühle waren ihm egal. Das einzige, was ihn interessierte, war, dass sie gehorchte, dass sie auf seine Befehle hin sprang.
    Sie drehte sich weg, und abermals rollten Tränen aus ihren Augen. Sie konnte ihn nicht lieben! Sie konnte keine so große Närrin sein, und sie konnte auch ihren Stolz nicht einfach beiseiteschieben. Er benutzte sie ständig. Er bedrohte sie mit seiner Stärke. Sie würde ihm nichts geben, nicht einmal Mitgefühl. »Es wird mir gut gehen«, sagte sie steif zu ihm.
    Doch er ging noch nicht. Erst Augenblicke später hörte sie, wie sich die Tür öffnete und schloss.
    Sie setzte sich auf das Bett, schluchzte und wusste nicht, ob sie wegen sich selbst weinte, oder wegen Eric, wegen Erin, wegen des Ard-ri, oder vielleicht wegen ganz Irland.
    Schließlich versiegten ihre Tränen. Ein Mädchen namens Grendal kam mit Stew und warmem Met. Dann brachten etliche Burschen einen schön geschnitzten Badezuber und viele Eimer Wasser, und genauso unauffällig schafften sie den Zuber wieder hinaus, als sie fertig war und ein neues Nachtgewand aus zartem, besticktem, irischen Leinen trug. Rhiannon krabbelte in das riesige Bett mit den vielen Fellen und schlief auf der Stelle ein.
    Einige Zeit später erwachte Rhiannon, ohne zu wissen, warum. Dann stellte sie fest dass sie nicht allein im Zimmer war. Eric saß mit ausgestreckten Beinen vor dem Feuer, sein goldenes Haupt schwer zwischen seinen Händen vergraben. Das Feuer krachte und knisterte, aber von dem Mann kam kein Geräusch. Rhiannon setzte sich auf und hielt inne, erinnerte sich daran, dass er sie äußerst brutal und gefühllos gezwungen hatte, hierher zu kommen, aber dann stand sie trotzdem auf, erinnerte sich an die liebevollen Worte, die er ihr in dem Flüsschen zugeflüstert hatte. Sie konnte ihn verabscheuen, aber es gab etwas zwischen ihnen, das sie verband. Sie kniete sich neben ihn und bot ihm etwas zu hinken an. Aufgeschreckt drehte er sich zu ihr um. Er nahm den Met und betrachtete sie misstrauisch. »Was wollt Ihr, Rhiannon?«
    Sie sprang auf und wich vor ihm zurück. »Was ich will?« wiederholte sie.
    »Ja«, sagte er trocken. »Jedes Mal, wenn Ihr zu mir kommt, führt ihr etwas im Schilde. «
    Sie wollte sich umdrehen und gehen, aber er packte ihre Hand und hielt sie fest. »Ihr werdet nicht heimfahren«, sagte er zu ihr.
    »Ich bat nicht darum, heimfahren zu dürfen«, erwiderte sie kühl.
    Er starrte sie an, nickte dann und blickte wieder abwesend ins Feuer. »Er ist gegangen«, flüsterte er leise. »Aed Finnlaith ist gegangen, und mit ihm der Frieden vieler Jahrzehnte. «
    »Es tut mir … so leid«, sagte sie sanft. Sie konnte seinen Schmerz fühlen und wollte ihn erleichtern.
    Er gab ihre Hand frei. Unbeholfen stand sie da. »Wirklich, Eric, es tut mir leid.

Weitere Kostenlose Bücher