02 - Die Gefangene des Wikingers
Brust. Zusammen mit dem Wikinger-König von Dubhlain kniete sie nieder und sprach ein Gebet, und als sie sich erhob, nahm ihr Schwiegervater sie wieder am Arm. Er stellte sie allen vor, und dann kam Erin und führte sie zu einer Tafel. Doch ehe Rhiannon Platz nehmen konnte, fühlte sie, wie sie am Arm gepackt wurde. Sie drehte sich schnell um, und da stand Eric. »Mutter, ich danke dir. Wenn du erlaubst werde ich jetzt mein Weib übernehmen.«
Er sprach so freundlich, so zärtlich mit seiner Mutter. Gott sei Dank, dachte Rhiannon, dass er zu ihr nicht so freundlich war, denn die Zärtlichkeit würde sie zu sehr schmerzen. Darüber brauchte sie sich keine Gedanken zu machen, dachte sie trocken, als er ihr recht unfreundlich befahl, mitzukommen. Er setzte sie zwischen sich und seinen Vater, und obwohl sie einen Kelch mit ihrem Ehemann teilte, war es ihr Schwiegervater, der mit ihr sprach, der sie in die Unterhaltung einbezog und sie über Sitten und Gebräuche aufklärte. Als die Mahlzeit vorbei war, brachte Eric sie die Treppen hinauf öffnete die Tür und schubste sie in das Zimmer. Sie drehte sich um und sah nur noch, wie er bereits wieder die Tür schloss, um sie schon wieder zu verlassen.
»Eric!« rief sie.
»Was ist?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich … « Sie schwieg und holte tief Luft. Sie erinnerte sich an die Versicherung ihres Schwiegervaters: Kein Mann bringt eine Frau übers Meer mit in ein fremdes Land, wenn er ihre Gegenwart nicht schätzt.
Oder wenn er nur darauf aus ist, ihre eigenen Wünsche zu durchkreuzen, dachte Rhiannon verbittert. Aber sie senkte züchtig ihre Lider ‘und sagte: »Mir gefällt es nicht, Euch so leiden zu sehen. «
Einen Augenblick lang war er ganz still, und sie hatte das Gefühl einen eisigen Luftzug zu spüren. Doch Eric trat wieder ins Zimmer, schloss die Tür und baute sich vor ihr auf. Seine Berührung war nicht sehr sanft, als er ihr Kinn hob und sie zwang, ihm in die Augen zu blicken. »Ihr wollt mich nicht leiden sehen! Warum denn, Lady? Ich dachte immer, dass es Euer innigster Wunsch ist, mich in Öl sieden zu sehen. «
Sie entwand sich ihm, aufgeschreckt durch die Tränen, die in ihren Wimpern hingen. »Tatsächlich, das habe ich vergessen. So ist es!«
Er ging ihr nicht nach, doch sie glaubte auf seinem Gesicht den Anflug eines Lächelns gesehen zu haben, und als sie ihn betrachtete, schien sich ihr Herz zu überschlagen. Sie grub sich die Nägel in die Handflächen, denn sie wäre am liebsten quer durch den Raum zu ihm gelaufen. Wie er dort stand, wirkte er so einnehmend, so königlich in seiner Haltung, so groß, dass er den Raum beherrschte, so golden, dass er geradezu Licht auszuströmen schien. »Ich leide unter dem Verlust meines Großvaters«, sagte er sehr sanft zu ihr. Das Lächeln verlöschte, aber er blickte sie immer noch freundlich an’ »Aber Ihr könnt die große Bedeutung dessen nicht ermessen. Großvater war das Rückgrat der Insel. Er war Irland. Er war… so etwas ähnliches wie Alfred, wisst Ihr. Er war ein sehr alter Mann, über neunzig Jahre alt, und er lebte ein großes und majestätisches Leben. Er wird in den Himmel aufgenommen werden, und die Normannen, die er gekannt hat, werden ihm einen Platz am Tisch in Walhalla frei halten. « Er hielt inne, kam dann zu ihr, und die Freundlichkeit war verschwunden. Seine Augen glitzerten eisig, als seine Finger durch ihr Haar glitten und kraftvoll ihren Kopf zu sich zogen. »Mein Vater ist stark, meine Brüder und ich sind stark, und jetzt müssen wir diese Stärke bereithalten, um meinem Onkel Niall von Ulster, zu helfen und ihn zu unterstützen. Versteht Ihr das?«
»Ihr tut mir weh!« sagte sie.
Er verringerte den Druck nicht. Seine Lippen wanderten über ihre, und sein Flüstern erwärmte und berührte sie. »Es wird Krieg geben. Und Ihr werdet hier bleiben, innerhalb der Sicherheit dieser Mauern, solange er dauert. « Er ließ sie nicht los, sondern wartete auf ihren Protest. Ausdruckslos gab sie seinen Blick zurück, ohne Antwort, ohne Widerspruch, ohne Tränen und ohne Gegenwehr. »Mylord, Ihr zieht mich am Haar!«
Er ließ sie los, drehte sich um und war weg. Sie ging durch das Zimmer auf und ab, ewig, wie es ihr schien. Ihre Truhen waren gebracht worden; aber sie zog trotzdem das wunderschöne Nachtgewand aus irischem Leinen an, das sie bereits letzte Nacht getragen hatte.
Das Feuer brannte herunter, und Rhiannon fror, als sie schließlich zwischen die Laien und Felle des Bettes
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