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02 - Die Gefangene des Wikingers

02 - Die Gefangene des Wikingers

Titel: 02 - Die Gefangene des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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lange in ihren Gräbern lagen, unschuldig gewesen, denn bestimmt waren es keine Geister gewesen, die später den Dänen Ragwald vor Erics Anmarsch gewarnt hatten.
    Aber irgend jemand hatte es getan …
    Wenn es nicht sein Weib gewesen war, dann irgend jemand, der Alfred beängstigend nahe stand. Wer? Rhiannon
    musste eine Vorstellung haben, wer es sein könnte. Sie war Alfreds Patenkind; sie kannte alle seine Leute und zwar sehr gut. Beschützte sie jemand? Oder war sie tatsächlich so unschuldig, wie sie behauptete?
    Vielleicht wünschte sie immer noch seinen Tod, hatte aber inzwischen schlauerweise gelernt, geduldiger zu sein, ruhiger darauf zu warten.
    Nein, so etwas konnte er nicht glauben. Er wusste, dass sie immer noch tiefe Gefühle für Rowan hegte. Als sich in Tara ihre Wege trennten, hatte sie ihn abermals darum gebeten, sich um ihre Landsleute zu kümmern. Es waren ungefähr zwanzig Männer aus Wessex bei ihnen. Aber er hatte gewusst, dass ihre Bitte Rowan galt, auch wenn sie sich um die anderen ebenfalls sorgte.
    Sie würden ein Kind haben. Falls er in dieser Schlacht fallen würde, würde er eventuell einen Sohn hinterlassen. Seine Hände zitterten plötzlich, und er blickte zum Himmel auf und betete’ obwohl er sich nicht ganz sicher war” an welche Gottheit er seine Gebete eigentlich richtete. Er wollte ,am Leben bleiben. Er hing jetzt mehr am Leben, als er es sich jemals vorher klargemacht hatte. Er wollte sein Kind sehen, egal ob es ein Sohn oder eine Tochter war, und er wollte die Chance haben, das Leben zu führen, das er sich ausgemalt hatte.
    Hinter ihm erklang ein leises Geräusch, und er wirbelte herum, das blanke Schwert in der Hand.
    Mergwin stand vor ihm. Eric ließ mit einem Seufzer das Schwert sinken und steckte es leise fluchend wieder in die Scheide. »Bei Odin, Mergwin, du tauchst so lautlos auf wie ein Gespenst aus der Dunkelheit!« Mergwin sollte nicht bei ihnen sein, dachte Eric. Aed Finnlaith war bei seinem Tod über neunzig Jahre alt gewesen. Mergwin war sogar noch älter als Aed; viel zu alt, um in den Krieg zu ziehen. Und doch hatte er darauf bestanden.
    Jetzt zerrte der Wind an seinem Haar und an seinem Bart, und in seinen Augen spiegelte sich der mitternächtliche Mond; er sah aus wie der Inbegriff des Magiers, des Zauberers. »Ich bin gekommen, um dich zu warnen, dass am morgigen Tag üble Dinge passieren werden«, sagte Mergwin.
    Eric lächelte. »Sehr üble, Mergwin. Wir werden gegen einen wilden und talentierten Krieger antreten, und die Zukunft dieses Landes und des Hauses von Aed Finnlaith und des norwegischen Wolfes stehen auf dem Spiel. «
    Mergwin schüttelte den Kopf. »Das ist nur eine einfache und abschätzbare Schlacht.«
    Einfach und abschätzbar? dachte Eric. Eine Schlacht war niemals einfach. Es war immer ein Horror aus Blut und Schmerz und Tod. Aber Mergwin hatte während seines langen Lebens schon so viele Schlachten gesehen, und es machte den Eindruck, als wusste er, dass alles noch sehr viel schlimmer sein konnte.
    Der alte Mann warf ihm einen nachdenklichen Blick zu und ließ sich auf der Klippe nieder. »Etwas wird ganz schwerwiegend schiefgehen. Ich folgte dir nach England, weil ich es gefühlt habe. Ich bin bei deiner Braut geblieben, weil ich mich davor gefürchtet habe. Und jetzt hier, ist es wieder ganz nahe gekommen. « Seine Finger ballten sich zu Fäusten.
    »Bei Odin und allen Heiligen im Himmel! Ich kann diese Sache fühlen, aber ich kann sie nicht benennen! Ich kann dich nur warnen, auch hinter das Offensichtliche zu schauen. Unterlaufe die Kriegsaxt, pariere den Schwertschlag. Aber darüber hinaus musst du noch weitaus mehr auf dich aufpassen.«
    Er erhob sich wieder. Er blickte Eric an, und Eric blickte ihn ernst an. »ja, Mergwin, ich werde höllisch auf mich aufpassen. Und wenn ich es schaffe, am Leben zu bleiben, werde ich versuchen zu erfahren, was dahinter steckt. «
    Mergwin nickte. Er begann sich zu entfernen, blieb dann aber noch einmal stehen und blickte zurück. »Übrigens, mein Prinz, es ist ein Junge. «
    »Was?« fragte Eric scharf.
    »Dein Kind. Es ist ein Sohn. «
    Mergwin verschwand ebenso lautlos in der Dunkelheit, wie er gekommen war. Eric sah ihm nach und lächelte langsam, dann verblasste sein Lächeln.
    Was war das, das Mergwin fühlen, aber nicht nennen konnte? Konnte ihm irgend etwas Bedrohliches von Wessex bis zu diesen Klippen gefolgt sein?
    Das war unmöglich. Die bevorstehende Schlacht machte Mergwin so unsicher.

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