02 - Die Gefangene des Wikingers
ihr entfuhren, stöhnte auf und eilte die Treppe hinunter.
Sie brauchte ihn nicht, oder zumindest schien es so zu sein. Die Stunden dieses endlosen Tages verstrichen, und sie schickte nicht nach ihm. Als die Abenddämmerung hereinbrach, aß er mit seiner Familie, dann fand er Trost mit einem Horn voll Ale vor dem Feuer, während die Nacht verstrich und es immer später wurde.
Niemand störte ihn, bis ziemlich spät in der Nacht sein Vater kam, sich neben ihn setzte und in das Feuer starrte. »Du solltest zu ihr gehen«, sagte er zu Eric.
»Sie will mich nicht sehen«, antwortete er einfach.
Olaf lehnte sich vor und betrachtete die Flammen. »Einmal bin ich aus einer Schlacht zurückgekehrt und musste deiner Mutter mitteilen, dass sowohl ein sehr alter Freund - der irische König, den sie vielleicht geheiratet hätte - als auch ihr Bruder am selben Tag gefallen waren. Und nachdem ich das getan hatte, blieb ich ihr fern. Ich verließ sie, damit sie allein weinen konnte. «
»Und was willst du von mir?« fragte Eric ihn.
Olaf lächelte langsam. »Ich machte einen Fehler. Ich möchte nicht, dass du denselben Fehler machst. Geh zu deiner Frau. Halt sie fest. Erleichtere ihren Schmerz, so gut du kannst.«
»Und was, wenn sie mich nicht sehen will?« fragte Eric bitter.
»Sie will dich sehen!« antwortete eine sanfte Stimme, und Erin trat aus dem Schatten und stellte sich hinter ihren Mann. Sie lächelte ihrem Sohn zu. »Ich weiß, dass sie dich sehen will Sie braucht dich. Genauso wie ich deinen Vater brauchte Geh zu ihr, Eric.«
Er erhob sich und blickte die beiden an. Dann verließ er -seinen Platz am Feuer, stieg die Stufen empor und ging zu seinem Zimmer. Dort blieb er stehen, dann stieß er die Tür auf. Sie lag in ihrem Bett, immer noch glänzten Tränen in ihren Augen. Er hob sie hoch und trug sie vor das Feuer. Dort hielt er sie eng an sich gepresst. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken, und sie schluchzte leise, aber sie legte den Kopf an seine Brust.
Er hob ihr Kinn und küsste sanft ihr tränenüberströmtes Gesicht. Er strich ihr zärtlich das Haar zurück und flüsterte ihr dann zu: » Laß mich dich halten, meine Geliebte. Lass mich dich einfach nur festhalten. «
Ihre Arme schlangen sich enger um ihn, und sie zitterte. Er fragte sie, wovor sie Angst habe.
Ihre silbrigen Augen blickten ihn an. »Ich habe einfach nur Angst, dass du mich verlässt!« flüsterte sie.
Er starrte sie lange Zeit an und erwiderte dann: »Niemals. Niemals, meine Geliebte. «
Sie lehnte sich an ihn und seufzte leise. Und dann fielen ihr die Augen zu.
Sie schlief in seinen Armen, schlief dort, bis die Morgendämmerung anbrach und sie beide erwachten, weil Daria erschien mit ihrem kostbaren - und sehr lautstarken - Sohn in den Armen.
Bald würde ein neuer Tag beginnen. Sie hatten die Nacht überstanden, dachte Eric.
Und vielleicht hatten sie beide tatsächlich einen neuen Anfang gemacht.
Kapitel 17
Weihnachten kam und wurde mit christlicher Würde gefeiert. Eric beschenkte Rhiannon mit einem eleganten Umhang, der mit Juwelen besetzt und feinen Goldfäden bestickt war und von einer Brosche mit keltischem Muster gehalten wurde. Sie beschenkte ihn mit einem edlen Dolch, den sie von einem fahrenden Händler erstanden hatte, die WikingerSchätze aus den baltischen Ländern anboten, und mit einer schönen, goldumrandeten Tunika, die sie während den langen Monaten seiner Abwesenheit mit eigenen Händen angefertigt hatte.
Es war ein frohes Fest für Rhiannon. Sie hatte angefangen, Dubhlain und Erics Familie sehr zu mögen, und es fiel ihr ziemlich schwer, sich daran zu erinnern, wie sehr sie den Gedanken, hierherzukommen, verflucht und gehasst hatte.
Doch es gab zwei Dinge, die sie störten. Zum einen, dass Rowan in einem fremden Land den Tod gefunden hatte, in das er - wenn auch nur indirekt - ihretwegen gekommen war. Und die zweite Sache war, dass sie viele einsame Stunden hatte, in denen sie über Rowans Tod nachgrübeln konnte, denn nach der Nacht, in der Eric sie mitfühlend getröstet hatte, hatte er beschlossen, künftig auf der anderen Seite der Halle zu nächtigen. Als Grund dafür gab er an, er hätte Angst, sie oder das Baby zu stören.
Sie war auch weiterhin uneingeschränkt entzückt von ihrem Sohn, und sie hatte den Eindruck, dass Garth jedes Mal, wenn ihre Gedanken zu dem schmerzlichen Verlust von Rowan abschweiften, mit dem Saugen aufhörte und sie wissend und verwundert anstarrte, bis sie wieder
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