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02 - Die Gefangene des Wikingers

02 - Die Gefangene des Wikingers

Titel: 02 - Die Gefangene des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Garth wuchs heran, und Eric hatte viel Freude an dem Kind und spielte oft mit ihm. Und doch schlief er auch weiterhin anderswo. Verletzt wie sie war, fühlte Rhiannon, wie in ihr Wut entbrannte, und die Peinlichkeit ihrer Situation gab diesen Flammen Nahrung. Wenn Eric sie begehren würde, würde er sie einfach in die Arme gerissen und genommen haben. Sie besaß nicht die Kraft, ihn irgendwohin zu tragen. Und sie war zu stolz, um ihn zu bitten, zu ihr zu kommen. Er hatte sie umarmt und ihr versprochen, sie niemals gehen zu lassen.
    Und seitdem hatte er sie nicht mehr berührt.
    Aus dem Februar wurde März. Der Tag, an dem er fortreiten würde, kam immer näher, und sie war davon überzeugt, dass sie das nicht ertragen würde. Mergwin war gereizt und sprach nichts. Das schürte ihre Angst. Da sie unbedingt mit Eric sprechen musste, ehe er fortging, machte sich Rhiannon schließlich doch auf den Weg zu seinem Zimmer. Sie klopfte an seine Tür, die bereits einen Spalt weit offengestanden hatte und sich jetzt ganz öffnete. Sie sah, dass Eric bis zum Hals in einem dampfenden Bad saß. Und an seiner Seite stand zu seiner Bedienung kein junger Diener, sondern niemand anderer als das zartgliedrige Mädchen Judith.
    Er hatte das Klopfen nicht gehört und sah sie auch nicht, weil er seinen Kopf auf den Rand der Wanne gelegt hatte und sein Gesicht von einem heißen Tuch bedeckt war. Rhiannon warf stolz den Kopf in den Nacken und betrat das Zimmer. Als Judith sie erblickte, riss sie die Augen auf. Rhiannon lächelte sie ungemein süß an und bedeutete ihr, den Raum zu verlassen. Dann schloss sie hinter Judith die Tür.
    »Ach, Judith, schrub mir doch den Rücken, ja?« sagte er. Rhiannon stieß erstickt so etwas wie eine Zustimmung hervor, trat hinter ihn und zog das Tuch von seinem Gesicht. Er beugte sich nach vorne und wendete ihr seinen nackten Rücken zu. Geschickt schrubbte sie seinen Rücken und biss sich dabei ständig auf die Lippen, um ihn nicht zu schlagen. Bei seinen nächsten Worten stieg heiße Wut in ihr auf. »Nachdem du meinen Rücken behandelt hast, Mädchen, wie wär’s jetzt mit meiner Vorderseite?« Der heisere Ton seiner Stimme ließ keine Frage über die Bedeutung seiner Worte aufkommen.
    »Oh, Mylord! Nichts mache ich lieber, als mich um Eure Vorderseite zu kümmern - und zwar ständig!« fuhr sie ihn an. Und ehe er antworten konnte, hatte sie ihm Wasser über sein Gesicht und seinen Bart gespritzt. Und dann wirbelte sie herum und rannte mit Tränen in den Augen und brennender Wut im Herzen aus dem Zimmer.
    »Rhiannon!« brüllte er in scharfem Kommandoton hinter ihr her. Sie beachtete ihn nicht und lief weiter.
    Sie rannte die Treppe hinunter, vorbei an Patrick und Rollo und den Männern in der Halle, an Adela und Daria, die zusammen an einem Wandteppich stickten.
    »Rhiannon!« donnerte er abermals. An der Tür packte sie ihren dicken Umhang und rannte zu den Ställen. Sie stieg die Stalljungen beiseite, legte einer Stute in fliegender Hast die Zügel an, sprang auf ihren nackten Rücken und galoppierte an den Wachen vorbei durch die Tore hinaus.
    Sie wusste nicht, wohin sie wollte. Es war ihr, als wäre sie endlos dahingaloppiert, bis sie bemerkte, dass sie der armen Stute eine Ruhepause gönnen musste. Als sie ihr Tempo schließlich verringerte, wurde ihr bewusst dass es schneite und dass die Nacht bitter kalt war. Um sie herum war es dunkel, und sie, die dieses Land wie ihre eigene Tasche kannte, hatte sich verirrt.
    Aber das schien keine Rolle zu spielen. »Zum Teufel mit ihm!« schrie sie in den Nachtwind. Und dann rannen ihr die Tränen über die Wangen. Sie achtete nicht darauf, wo ihr Pferd hintrat, und so wurde sie völlig überrascht, als die Stute plötzlich wieherte und emporstieg. Rhiannon presste zu spät ihre Schenkel zusammen und rutschte an dem Pferd hinunter und landete unsanft auf ihrem Hinterteil. Benommen lag sie auf dem Boden.
    Dann drehte sich die treulose kleine Stute um und galoppierte davon - in Richtung Heimat zur Wärme, zu einem Stall voller Heu.
    Rhiannon erhob sich und rieb sich ihr misshandeltes Hinterteil. Doch dann begann sie zu zittern, und das Herz blieb ihr fast stehen. Garth! Er schlief jetzt die Nächte durch, aber am Morgen würde er erwachen, hungrig und weinend und ganz allein. Sicherlich würden sie sich um ihn kümmern. Adela und Daria waren ja da; sie würden ihn niemals leiden lassen. Und es gab Ziegenmilch, die er hinken konnte…
    Sie konnte hier draußen

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