02 - Die Gefangene des Wikingers
lächelte und sich entspannte.
Doch selbst, als die Winde des Januar an den dicken Steinmauern der Stadt zerrten, ritt Eric täglich aus. Seine Schiffe waren repariert und für die Reise nach Osten, in ihre
Heimat, mit Proviant versorgt worden. Es schien so, als wäre er wesentlich begieriger darauf, Dubhlain zu verlassen, als sie.
Das Abfahrtsdatum wurde auf Ende des Monats festgelegt. Rhiannon fand ihren Ehemann in dem spärlich möblierten Raum, den er sich ausgesucht hatte, und protestierte gegen diese Abfahrt. »Du mutest deinem Sohn zu, über ein stürmisches, windgepeitschtes Meer zu reisen! Eric, wir müssen warten … «
»Ich kann nicht warten«, sagte er ungeduldig zu ihr. Er saß vor dem Feuer und schliff sorgsam die Klinge seines Schwertes. Sie wusste, dass er das Schwert Vengeance, die Rache, genannt hatte. Sogar der Tod, den er verteilte, hatte einen Namen. Er blickte auf, als sie stehen blieb, und seine Augen waren genauso frostig blau, abweisend und kühl wie früher. Nichts hatte sich wirklich geändert. Er war sein eigener Herr, und sie war lediglich sein Eigentum, das er herumkommandieren konnte, auch. wenn er seinen Sohn liebte. »Ich kann nicht warten! Ich habe Alfred von Wessex die Hilfe meines Schwertes versprochen. Ich bin gegangen, um für meine Verwandten zu kämpfen, was Alfred verstanden hat, aber er hat vor, im Frühjahr Gunthrum anzugreifen, und ich muss dabei sein!«
»Eric … «
»Mylady, es ist eine Frage meiner Ehre.«
Tränen stiegen in ihre Augen. »Ist denn der Tod wirklich so ehrenvoll?«
Er blickte sie wieder an. »Das ist er, Mylady, für einen Mann ist er die einzige Tür zu den Hallen von Walhalla.«
Sie drehte sich um und verließ ihn. Als die Tage verstrichen, sprachen sie nur noch selten miteinander, und Rhiannon betrachtete den grauen und abschreckenden Himmel. Dann war das Abfahrtsdatum da, und Rhiannon stellte erleichtert fest, dass der Wind etwas abgeflaut hatte, auch wenn das Meer immer noch voller schaumiger Wellen war.
Rhiannon suchte ihren Schwiegervater auf und bat ihn darum, zu versuchen, Eric aufzuhalten. Aber Olaf lächelte sie nur freundlich an. »Er muss zurückfahren. Er hat geschworen, Alfred zu helfen. Er hat das Land genommen, er hat dich zur Frau genommen, er hat einen schönen kleinen Sohn. Er muss zurückkehren.«
»Aber … «
»Rhiannon, nichts kann ihn aufhalten. Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut ausgehen. Mergwin hat vorhergesagt, dass die Seereise gut ablaufen wird, und in derlei Dingen hat er sich noch nie getäuscht. Ich werde ihn sehr vermissen.«
»Er fährt mit uns?«
Olaf nickte, umarmte sie zärtlich und küsste sie auf den Kopf. »Es ist Zeit. Es gibt keinen anderen Weg, den ein Mann gehen kann. Wenn du jemals zurückkehren möchtest, wenn du uns jemals brauchen solltest, zögere nicht. Das Meer ist wirklich keine unüberwindbare Entfernung zwischen uns.«
Nichts und niemand würde ihr helfen können. Sie würden abfahren. Mergwin hatte gesagt, dass sie sicher sein würden, aber trotzdem fuhr er mit-ihnen . Wenn er sich so sicher war, dass ihnen nichts passieren würde, warum kam er dann mit, wenn doch sein Herz Irland gehörte?
Rhiannon dankte Erics Mutter für ihre Gastfreundschaft und drückte nochmals ihr Beileid für den Verlust von Erins Vater aus. Die Königin lächelte und beruhigte sie: »Ich weiß, dass mein Vater die Zeit, seit meine Mutter vor ein paar Jahren gestorben ist, nur noch abgesessen hat. Ich glaube, dass die beiden jetzt wieder vereint sind, und dass sie uns beschützen. Kümmere dich um meinen Sohn und um mei nen Enkel, darum bitte ich dich. «
Sie konnte sich nicht um Eric kümmern, niemand konnte das, aber das sagte sie Erin nicht. Sie küsste ihre Schwiegermutter auf die Wange, und dann nahm sie von Megan ihren fest eingepackten Garth in Empfang. Anschließend stellte Rhiannon fest, dass Daria sich entschlossen hatte, sie zu begleiten. Sie war sehr froh darüber.
Rhiannon war schon an Bord des Schiffes ihres Mannes gegangen, als sie Mergwin entdeckte, der sich von Erin verabschiedete. Ein paar Augenblicke später war auch er an Bord, ging durch die Reihen der Seeleute und setzte sich neben sie in das Heck des Schiffes. Rhiannon stellte fest dass Daria an Bord von Patricks Boot reiste.
Rufe und Befehle waren zu hören, und dann konnte sie beobachten, wie an diesem grauen Morgen die Stadt Dubhlain mit ihrer wunderbaren Stadtmauer langsam am Horizont versank. Warme Finger schlossen sich
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