02 - Die Gefangene des Wikingers
Leidenschaft und Zärtlichkeit festzuhalten. In seinem ganzen Leben hatte er niemals etwas so Wunderschönes gesehen wie den Anblick seiner Frau, wie sie sein Kind wiegte.
Während sie das Kind stillte, streichelte er ihre Wange. »Hast du, dir wirklich gewünscht dass ich im Meer ertrinken soff? Du hättest doch auch darum beten können, dass mich eine Streitaxt erwischt.«
Sie hielt die Augen auf ihren Sohn gerichtet. »Das verstehst du nicht Eric. Ich weiß gar nicht, was ich während dieser Stunden alles gesagt habe. «
»Hat es so weh getan?« fragte er sie mitfühlend.
»Es war grauenhaft!« antwortete sie, aber dann lächelte sie, und schließlich blickte sie ihn an. »Aber es war es weit! Ach Eric, er ist es wert… alles! Alles. «
Er holte tief Luft und blickte ihr in die Augen. Er berührte das platinblonde Haar seines Sohnes. »Du liebst das Enkelkind eines Wikingers aus dem Hause von Vestfald«, erinnerte er sie.
Sie blickte ihm in die Augen und lächelte dann langsam. Sein Blut fing zu kochen an, und er ermahnte sich, dass er derartige Gefühle nicht haben durfte, denn es war noch viel zu früh nach der Geburt ihres Kindes, um überhaupt Begierde zu empfinden.
»Ich mag deinen Vater sehr gern«, erklärte sie ihm.
»Tatsächlich?«
»Ja, tatsächlich. «
Er grinste, dann nahm er ihre Hand und küsste sie. Einen endlosen Augenblick starrten sie einander an, und dann entfuhr Rhiannon ein aufgeregtes-, »Oh! Nimm ihn, Eric, er schläft schon, dabei muss er doch noch sein Bäuerchen machen.«
Er hob das Baby hoch und legte es sich gekonnt über die Schulter, während Rhiannon ihr Gewand verschloss und sich aufrichtete, wobei sie bebte vor Freude über die Rückkehr ihres Gatten und seine Freude über das Kind. »Du machst das sehr gut«, staunte sie, und das tat er tatsächlich. Der hervorragende Krieger mit dem goldenen Haupt, dem Mantel in königlichem Purpur und dem starken Schwertarm schien mit dem Baby auf seiner Schulter keinerlei Probleme zu haben.
»Ich bin schon etliche Male Onkel«, erinnerte er sie lachend. Dann machte das Baby sein Bäuerchen, und Rhiannon lachte. Eric beschuldigte seinen Sohn scherzhaft des Aufruhrs, weil er auf die königliche Uniform seines Vaters gespuckt hatte.
»Ach, Eric! Ich habe so oft Angst gehabt!« erklärte ihm Rhiannon und ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
»Angst?«
»Dass du, nicht zurückkommen würdest«, sagte sie und senkte abermals die Lider und zupfte am Bettzeug herum. Sie konnte ihm nicht zu viel geben. Sie wagte es nicht. »Aber du bist zurückgekommen, und deinem Vater geht es auch gut und deinen Brüdern, und deine Mutter ist so glücklich darüber, und ich bin so schrecklich froh … « Ihre Stimme wurde immer leiser. Eric war plötzlich ganz still.
»Eric?«
»Garen schläft. Ich werde Daria holen, damit sie ihn nimmt. « Er ging zur Türe. Daria war unten in der Halle und unterhielt sich angeregt mit Bryan. Bryan sah Erics Augen und schien zu verstehen, dass jetzt der Augenblick gekommen war, um Rhiannon zu sagen, dass ihr Landsmann getötet worden war.
»Daria, geh und hol unseren Neffen«, befahl ihr Bryan. Eric nickte seinem Bruder kurz zu. Daria runzelte die Stirn, holte aber schnell das Kind. Eric trat wieder in das Gemach und schloss die Tür. Rhiannon saß aufgerichtet im Bett und starrte ihn voller Sorge an.
»Eric, was ist los?«
Er konnte nichts machen; er konnte weder seine Schuld noch ihren Schmerz vermindern. »Rowan wurde getötet«, sagte er unumwunden zu ihr. Und dann beobachtete er ihre Gesichtszüge, als sie die Bedeutung seiner Worte verstand, beobachtete, wie die Qual in ihre Augen trat und die Tränen in ihnen aufstiegen. Seine Stimme wurde rauh, als er fortfuhr. »Ich schwor, ihn zu beschützen, aber ich habe versagt. Ich habe ihn mit speziellen Gebeten begraben lassen. Ich konnte ihn nicht zurückbringen; die Umstände haben das nicht erlaubt. Ich - es tut mir so leid.«
Er wollte sie berühren, aber er wusste, dass sie das jetzt nicht ertragen würde. Sie hatte Rowan geliebt. Sie hatte ihn, mit ihrer Jugend geliebt, mit ihrer Unschuld, mit ihrer Leidenschaft und voller Lachen. Sie würde nicht wollen, dass der Mann, der diese Liebe zerstört hatte, sie jetzt tröstete.
»Es tut mir leid«, wiederholte er. Dann setzte er unbeholfen hinzu: »Ich verlasse dich jetzt. Wenn du mich brauchst, schicke nach mir. «
Er verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er hörte die leisen Schluchzer, die
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