02 - Die Gefangene des Wikingers
sein!« protestierte Rhiannon.
Alfred zitterte vor Zorn. Sie verstand den Grund für seine Gemütsbewegung nicht und war völlig überrascht.
»Ich klage nicht dich an, Rhiannon, aber irgend jemand hat mich verraten - und dich. Und das, ..was passiert ist, kann schwerwiegende Folgen haben, noch sehr viel tödlichere als die, die es, bis jetzt schon gab. «
Rhiannon löste sich aus der Umarmung der Königin und stand bebend da, um sich zu verteidigen. »Noch schrecklicher als das Meer von Blut in meiner Stadt? Hast du vergessen, Alfred? Männer, gute Männer, meine heben Freunde, liegen tot … «
»Habt Ihr vergessen, Lady, dass ich der König bin?« fuhr er sie an. »Und Rhiannon, es können sehr wohl deine lieben und treuen Freunde gewesen sein, die zu Verrätern wurden, denn es wurde die Botschaft übersandt, dass der Prinz von Irland zu dir unterwegs ist, dass er mit jeder Höflichkeit begrüßt und zu mir eskortiert werden soll. «
»Ich habe keine Botschaft erhalten, Mylord!« rief sie aus. »Und glaub mir, Sire, ich sah keinen irischen Prinzen, nur eine Horde von räuberischen Wikingern!«
Er drehte sich um und beachtete sie nicht m ehr.
»Bei allen Heiligen, Alfred!« rief Alswitha ihm nach. »Wie kannst du nur so grausam sein und diesem Mädchen misstrauen!«
Er wendete sich den beiden wieder zu, und sein Blick schien leer zu sein. »Weil vielleicht das Schicksal von ganz Wessex davon abhängt. Weil vielleicht der Frieden von der Gewogenheit oder dem Zorn eines ausländischen. Prinzen abhängt.« Er zog seinen Umhang um sich und schloss ihn. »Ich reite weg, Mylady«, informierte er sein Weib, »zur Küste. Rhiannon hat überlebt, und ich bin davon überzeugt, dass sie unter deiner Obhut sicher ist. «
Als er sie verließ, starrten sie ihm nach. Alswitha schien noch mehr verwirrt zu sein als Rhiannon.
»Er hebt dich. Aus ganzem Herzen«, sagte Alswitha.
Rhiannon drehte sich ihr zu und versuchte zu lächeln. Der Versuch schlug fehl. »ja, sicher, er hebt mich. Aber nicht so sehr wie Wessex.«
»Er liebt nicht einmal mich so sehr wie Wessex«, erwiderte Alswitha trocken. Sie bemerkte, dass Rhiannon zitterte, und sie rief nach ihren Mägden, die hastig herbeieilten. »Schnell, macht warmes Wasser und bereitet für Lady Rhiannon vor dem Feuer ein Bad, sonst wird sie uns noch krank.«
Von draußen klang Hufgeklapper zu ihnen herein und das Klirren und Knarzen von Pferdegeschirr, als die Männer ihre Pferde bestiegen. Alswitha legte einen Arm um Rhiannons Schulter und führte sie zum Feuer. Sie wusch eigenhändig Rhiannons Haare und versuchte, unbeschwert mit ihr zu plaudern. Doch als Rhiannon gebadet war und eingehüllt in ein Handtuch vor dem Feuer kauerte, fing sie wieder zu zittern an.
Alswitha, die mit ihren honigfarbenen Augen und den zarten Gesichtszügen immer noch sehr schön war, saß neben ihr und versuchte sie zu beruhigen.
»Wir werden für deine Leute Messen lesen lassen. Wir werden noch heute abend für sie beten. «
Rhiannon nickte. Sie schluckte. »Alswitha, du musst mir glauben. Das waren keine Iren,- ich habe sie gesehen. Das waren Wikinger.«
»Rhiannon, ich glaube dir, dass du mir erzählst, was du gesehen hast. Ich glaube nur, du verstehst einfach nicht dass dieser irische Prinz einen norwegischen Vater hat und vermutlich fast genauso wie ein Wikinger aussieht. Kannst du das begreifen? Die Schiffbaukunst der Wikinger ist die Beste, deshalb sahen die Schiffe wahrscheinlich wie Drachenschiffe aus. Alfred braucht solche Männer, um gegen die blutrünstigen Dänen antreten zu können. Der irische Prinz, den Alfred jetzt besänftigen will, stammt zwar aus Dubhlain, aber von seiner Herkunft väterlicherseits ist er Normanne.«
Rhiannon überlief ein, Schauder. »Ich sage dir, Alswitha, Alfred ist da einen Pakt mit Dämonen eingegangen! Ich habe sie gesehen, und sie waren keine irischen Christen, sondern Heiden!«
Heiden mit dem goldenen Haar der nördlichen Sonne und den blauen Augen der eisigen Kälte. Alfred war mit ihnen einen Pakt eingegangen. Es war gut möglich, dass sie diesen Hauptmann der Wikinger des Prinzen sehr bald wiedersehen würde.
»Oh, Gott!« flüsterte sie und fühlte sich krank. Der blonde Wikinger hatte dem irischen Prinzen ganz sicher von dem sächsischen Frauenzimmer erzählt, das versucht hatte, ihn mit Pfeilen zu durchlöchern. Alfred war jetzt schon sehr wütend auf sie. Das würde sich noch steigern, wenn er erst an der Küste angelangt war.
»Wie
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