02 - Die Gefangene des Wikingers
sehen!«
Während er sprach, fühlte er den Boden erbeben. Allen von Kent, einer seiner vertrauenswürdigsten Gefolgsmänner, galoppierte auf ihn zu. Alfred stand schnell auf, und Allen sprang vom Pferd und fiel vor seinem Kriegsherrn nieder. Alfred wusste, dass er schlechte Nachrichten bringen würde.
»Steht auf, Allen, und berichtet. Was ist passiert? Hat der irische Prinz seine Meinung geändert und weigert sich zu kommen?« Der Himmel hatte ihn gewarnt. Er hatte schön darauf gewartet.
»O nein, mein König. Er kam, und das war der Fehler. Eure Botschaft erreichte die Küste nicht. Die Leute dort fühlten sich bedroht und versuchten, als erste anzugreifen. Die Lady Rhiannon befahl den Angriff. Der irische Prinz wurde nicht willkommen geheißen, sondern mit einem Pfeilhagel empfangen.«
Entsetzt packte Alfred Allen bei der Schulter: »Woher wisst Ihr das?«
»Ich war auf dem Weg zu Lady Rhiannon und traf unterwegs einen Überlebenden, der versuchte, sich hierher durchzuschlagen.« Allen konnte dem König nicht in die Augen schauen. Alfred fragte sich, was der Mann ihm wohl verschwieg. Dann sagte er sich, dass Allen seinen Blick vermutlich aus Trauer und aus Mitleid für Rhiannon senkte.
»Und Ihr seid Euch sicher, dass das alles wahr ist?«
»Ja, ich bin mir sicher. Die Stadt ist fast völlig zerstört.«
»Das habe ich nicht anders erwartet«, erwiderte der König. Er hatte eine Bestie am Schwanz gepackt - er hatte gedacht, dass es eine zivilisierte Bestie wäre. Aber er kannte den Ruf des Mannes, und er betete darum, dass die Auswirkungen auf das beschränkt bleiben würden, was, bereits geschehen war. Eric von Dubhlain könnte genauso gut inzwischen mit einem Kriegsschrei nach Vergeltung auf den Lippen auf Wessex zumarschieren. Der irische Prinz nahm garantiert an, dass der König von Wessex ihn verraten hatte. Hatte Rhiannon Alfred verraten? Unmöglich! Insgeheim wunderte sich Alfred über Rhiannon und fragte sich, was dort wohl tatsächlich passiert war, aber zu Allen sprach er als König. Er hatte keine Wahl. In erster Linie war er König. Es gab nur einen Weg, wie er einen Teil Britanniens für die Sachsen behalten konnte.
»Wo ist Eric jetzt?«
»Er hat die Stadt übernommen.«
»Er ist nicht ins Landesinnere marschiert? Woher wollt Ihr das wissen?«
»Eine unheilverkündende Stille lag über der Stadt. Ich weiß es, Sire, weil ich an die Küste ritt, um selbst zu sehen, was dort passiert ist, ehe ich wie der Teufel zu Euch geritten bin.«
Alfred dankte kurz Gott, dass der irische Wikinger nicht auf sofortige Vergeltung aus war. Dann fragte er nach Rhiannon: »Meine Cousine?«
Allen schüttelte sorgenvoll das Haupt. »Von ihr war nichts zu sehen. Aber der Mann, den ich traf, war sich sicher, dass sie entkommen konnte.«
Alfred schlug seinen Umhang zurück und starrte wieder in den Frühlingshimmel: »Allen, findet Rowan und lasst ihn mit seinen Männern nach Lady Rhiannon suchen. Wenn sie am Leben ist und gefunden werden kann, dann wird seine Liebe den richtigen Weg finden. «
»Und Ihr, Sire?«
Alfred blickte den Mann an und zögerte. Er und Alfred waren im selben Alter. Sie waren durch die ständigen Kämpfe in guter Kondition. Allen war dunkel, mit scharfen, grauen Augen und einem Mund, der sich grausam verziehen konnte. Sie alle waren hart wie Granit geworden, dachte der König.
»Ich werde zu Eric von Dubhlain reiten. Ich werde versuchen, das Unrecht wieder gutzumachen. « Er drehte sich um und ging auf das Haupthaus zu, sein Umhang wehte hinter ihm. Er blieb stehen und blickte zu Allen zurück. »Wie konnte so etwas geschehen? Wurde die Botschaft überbracht?«
»Sire, ich weiß, dass ein Botschafter losgeschickt wurde. Der Mann, mit dem ich sprach , wusste davon allerdings nichts. Er meinte, dass sich vielleicht Egmund aus seinem übergroßen Hass auf alle Normannen geweigert hat seiner Lady die Botschaft weiterzugeben. Er starb im Kampf, also werden wir niemals die Wahrheit erfahren. «
»Der König lächelte grimmig. »Oh, wir werden sie erfahren, Allen. Wir werden den Grund dafür sobald wie möglich herausfinden. «
»Sire!«
Der Ausruf klang schrill und weiblich. Er ließ Alfred herumfahren und zu dem dichten Wald im Osten blicken. Er kannte den Klang der Stimme, und Erleichterung überkam ihn.
Er erblickte Rhiannon. Sie galoppierte auf einem Rotschirnmel auf ihn zu, quer über die Wiese und die Lichtung. Abgerissen und verschmutzt, wild und schön wie immer.
»Mein
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