02 - Geheimagent Lennets erster Auftrag
sagte der Unbekannte. »Sie haben offenbar von jemandem den Auftrag erhalten, das Fräulein zu entführen. Ich nehme hiermit die Dame in aller Form gegen Sie in Schutz. Sie sind ein Spion.«
»Sie schmeicheln mir. Nun gut, ich bin ein Spion und entführe Fräulein Marais ins Kino. Gute Nacht.« Lennet gab Silvia ein Zeichen, einzusteigen. Der Schwarzkopf stemmte die Fäuste in die Hüften und rief: »Passen Sie gut auf, mein Junge. Sie beginnen mir langsam auf die Nerven zu gehen. Ich weiß nicht, wer Sie sind, und es ist mir auch egal. Ich bin Ihnen gefolgt, ich habe Sie hier erwartet. Sie haben mich ertappt, na schön, reden wir nicht mehr drüber. Es war falsch von mir, allein hierherzukommen. Aber vergessen Sie nicht, daß auch Sie allein sind.«
»Nein, ich bin bei ihm!« rief Silvia tapfer.
Der Mann zuckte verärgert mit den Achseln. »Diese Frauen!« zischte er, die Augen himmelwärts gewandt. »Unmöglich, mit ihnen ernsthaft zu reden. Junger Freund, hören Sie mich an.
Nichts wäre mir lieber, als Sie für Pierre Bris zu halten. Mein lieber Pierre Bris, ich habe zwei Worte mit Fräulein Marais zu reden und bin bereit, diese zwei Worte teuer zu bezahlen.«
Der Schwarzkopf stemmte die Fäuste in die Hüften
»Schau, schau! Das beginnt ja recht interessant zu werden. Wieviel?«
»Tausend Franc.«
»Pro Wort?«
»Pro Wort.«
»Lachhaft.«
Lennet schritt um den 2 CV herum und öffnete, während er noch sprach, die Wagentür.
»Zweitausend Franc", lockte der Schwarzhaarige, indem er ihm folgte.
»Augenblick, ich wende nur.«
Lennet setzte den Wagen in Gang und brachte ihn in Abfahrtstellung. Der Motor tuckerte.
»Ich lasse ihn warmlaufen", erklärte er. »Nun, fahren Sie fort.
-Bei wieviel standen wir?«
»Dreitausend Franc kriegen Sie, wenn Sie sich diskret entfernen, und obendrein mein Ehrenwort, daß Fräulein Marais kein Härchen gekrümmt wird...«
Lennet unterbrach ihn: »Hätten Sie die Liebenswürdigkeit, sich ein wenig mehr rechts hinzustellen?«
Der Schwarzhaarige gehorchte. Plötzlich wurde er von aufflammendem Scheinwerferlicht geblendet. Gleichzeitig vernahm Silvia ein leises Klicken. Lennet hielt einen winzigen Fotoapparat in der Hand.
»Vielen Dank für die Aufnahme", rief er, zur Tür hinausgebeugt. »Sie wird bestimmt glänzend gelungen sein.«
»Scheren Sie sich zum Teufel!« schrie der Mann. »Ich biete Ihnen fünftausend Franc, um zwei Worte mit dem Fräulein zu reden! Hören Sie mich? Ich stelle Ihnen sofort einen Scheck aus.«
»Aber, aber", antwortete Lennet und legte grinsend den ersten Gang ein, »sehr ritterlich finde ich Ihren Vorschlag nicht.«
Ratternd und knatternd tauchte der 2 CV im finsteren Hohlweg unter.
»Kostet es wirklich soviel, zwei Worte mit mir zu reden?« fragte Silvia erstaunt.
»Machen Sie sich keine Illusionen, daß es dabei um Ihre schönen Augen geht. Es geht um die Ihres Vaters.«
Im Rückspiegel konnte man den Schwarzhaarigen wie wahnsinnig mit den Händen fuchteln sehen.
»Er wird uns mit seinem großen Fiat verfolgen!« sagte Silvia.
Lennet lenkte den Wagen, so schnell er konnte, durch die Pfützen. Ein schalkhaftes Lächeln umspielte seine Lippen.
»Haben Sie nicht gesehen, was ich ihm antat, während Sie die Karosserie bewunderten?«
»Nein. Was denn?«
»Ich habe mit dem Taschenmesser seine Reifen bearbeitet ein sehr wirksames Mittel.«
Silvia holte tief Luft. Was für eine Welt war das, in der man freundschaftlich so viel Geld und Messerstiche in die Reifen austauschte?
Sie bogen in die Hauptstraße ein. Lennet befahl: »Öffnen Sie mit aller Kraft das Handschuhfach. Neben dem Mini-Fotoapparat finden Sie ein Sprechfunkgerät.«
»Ich sehe da kein Sprechfunkgerät. Nur eine Art Köfferchen aus Plastik.«
»Eben das meine ich. Drücken Sie unten rechts auf den Knopf.«
Silvia gehorchte. Auf der einen Seite sprang eine Antenne heraus, auf der anderen befand sich ein Mikrofon. Lennet ergriff das Gerät mit der einen Hand, während er mit der anderen lenkte.
»Sonne von Merkur, Sonne von Merkur, hören Sie mich?
Sprechen.«
Eine ferne, aber trotzdem deutliche Stimme ließ sich vernehmen: »Hier Sonne, hier Sonne. Merkur, ich höre Sie, bitte sprechen.«
»Sonne von Merkur, Plan A undurchführbar. Bitte um Anwendung von Plan B. Sprechen.«
»Hier Sonne. Werde unverzüglich per Funk mit Jupiter und Mars Kontakt aufnehmen bezüglich Anwendung von Plan B. Ist es Ihnen gelungen, sich des Satelliten zu
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