02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
getäfelten
Wänden zurückgeworfen wurde und unstet über die schwarzen und weißen Steine,
Sophies schlanke Finger und Quills rotbraune, glänzende Haarsträhnen glitt.
Die Partie verlief
ruhig, bis Sophie zum zweiten Mal einen Pasch warf.
Quill hob den Blick
und schaute mit einem Glitzern in den Augen zu seinem Bruder hinüber. »Wen hast
du mir denn hier gebracht, um meine Einsamkeit zu mildern, Peter? Eine
Meisterin dieses Spiels?« Belustigt musterte er Sophie. »Welch ein Glück, dass
ich zu sehr Gentleman war, ein Pfand vorzuschlagen!«
Sophie erwiderte
seinen Blick mit einem zurückhaltenden Lächeln. Ihr einziges Talent bei
Brettspielen bestand darin, immer wieder einen Pasch zu werfen, damit hatte sie
ihren Großvater immer zur Verzweiflung getrieben, als sie noch ein Kind war.
Sie nippte an ihrem Glas, das neben ihrem Ellbogen stand, und fühlte sich schon
um einiges fröhlicher. Die Bibliothek war ein schimmerndes Refugium, eine
ruhige, vom flackernden Feuerschein erhellte Oase, in die sie sich vor dem
ungezügelten Hunger flüchten konnte, der ihren Körper in Besitz genommen zu
haben schien.
Als sie den
nächsten Pasch warf, quittierte sie Quills gemurmelten Protest mit einem
schadenfrohen Lächeln und sie grinste ihn mit unverholener Freude an, als es
ihr am Ende des Spiels gelang, einen letzten Pasch - mit zwei Sechsen! -
zu werfen.
Genau in diesem
Moment betraten die beiden Männer, nach denen sie den ganzen Abend Ausschau
gehalten hatte, nämlich Braddon Chatwin, der Graf von Slaslow, und sein guter
Freund Patrick Foakes, die Bibliothek. Braddon steuerte direkt auf die Frau zu,
mit der er gerade gegenüber seinem alten Schulfreund voller Stolz geprahlt
hatte.
Patrick blieb
jedoch an der Tür stehen. Das Kaminfeuer hinter Sophie ließ ihr Haar
aufleuchten und verlieh ihm die Farbe von reifen Pfirsichen, wenn nicht gar die
von in Flaschen gegärtem Aprikosenwein. Sie hatte das Haar aufgesteckt, aber
die Locken, die ihr auf den Rücken herabhängen sollten, waren nach vorne
gefallen. Sie schienen in fünfzig verschiedenen Schattierungen zu schimmern,
die von Rot über Gold bis zum reinsten Sonnengelb changierten. Zudem hatte sich
ihr feines Haar zu immer kleineren Löckchen geformt, die Sophies Kopf das
Aussehen eines weichen, daunigen Pfirsichs verliehen. Dies und die
verheißungsvolle sonnige Farbe bargen das Versprechen, dass ihr Haar so weich
sein würde wie eine reife Sommerfrucht an den Lippen.
Patrick hätte
beinah auf dem Absatz kehrt gemacht. Sophie lachte und ihre Augen funkelten.
Das änderte sich jedoch schlagartig, als sie ihn erblickte. Ihr Lächeln
verschwand einen Moment lang völlig und dann fuhren ihre Mundwinkel wieder in
die Höhe, ohne dass das Lächeln ihre Augen erreichte. Sie hat wahrscheinlich
Angst, dass ich Braddon verrate, wie geübt sie in der Kunst des Küssens ist,
dachte Patrick mürrisch.
Braddon war wie ein
übereifriger Welpe zu der Gruppe vor dem Kamin geeilt, hatte alle begrüßt und stand
nun da und strahlte auf seine zukünftige Braut hinunter. Patrick hingegen
schlenderte langsam auf den Kamin zu. Sollte ihn doch der Teufel holen, wenn er
sich durch ein anziehendes Frauenzimmer aus der Fassung bringen ließ, das den
Nerv besessen hatte, ihn wegen eines Titels abzuweisen. Sie hatte bekommen, was
sie wollte. Nun war sie mit dem einzigen Grafen verlobt, der dieses Jahr auf
dem Heiratsmarkt im Angebot war, und wenn man bedachte, dass es ansonsten nur
einen unverheirateten Herzog gab, nämlich den alten Siskind mit seinen acht
Kindern, dann hatte sie sich den Besten geangelt - zumindest, bis er
selber Herzog würde. Patricks Augen glühten vor unbändigem Zorn.
Sophie warf einen
Blick auf sein Gesicht und wandte sofort hastig die Augen ab. Dabei stieg ihr
eine leichte Röte in die Wangen, zart wie der pinkfarbene Champagner in ihrem
Glas. Braddon hatte sich auf den Teppich geworfen und rückte die
Backgammonsteine zurecht. Er war entzückt, weil er feststellte, dass seine
zukünftige Frau das Spiel beherrschte. Sophie zwang sich, ihn anzulächeln.
Aus dem Schatten
seines hohen Ohrensessels hatte Quill beobachtet, wie die charmante Lady Sophie
zuerst erstarrte und dann eine oberflächliche Fröhlichkeit an den Tag legte; er
drehte sich zur Seite, um herauszufinden, wer sie von einer bezaubernden jungen
Frau in eine glatte, unterkühlte Dame der Gesellschaft verwandelt hatte.
Also tauchte eine
schlanke braune Hand aus dem Sessel auf und eine sarkastische
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