02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Lippen.
»Ich werde versuchen,
da zu sein«, sagte Alex und legte einen Arm um die Schultern seines Bruders.
»Warte nur, bis die kupplerischen Mamas Wind von der Neuigkeit bekommen«, sagte
er schadenfroh. »Du wirst eine Sensation sein.«
Patrick schüttelte
es bei diesem Gedanken. »Ein weiterer Grund, sofort nach Wales aufzubrechen.«
Kapitel 3
Als Lady Sophie York im Ballsaal der
Dewlands angekündigt wurde, erhob sich ein leises Stimmengewirr. Sophie war ein
wildes, unbändiges Mädchen - das schlimmste Beispiel für die Jugend von
heute, murmelten die altern Jungfern in den Ecken des Raums.
Für die männlichen
Richter der Londoner Mode war sie jedoch die schönste Frau Englands. Sie war
klein, aber umwerfend schön; sie war kokett, zugleich jedoch die Tochter der
förmlichsten Aristokratin Londons, nämlich der Marquise von Brandenburg.
Eloises kühle, französische Ermahnungen hatten schon so mancher Reputation
eines jungen Mädchens geschadet, das den schmalen Grad zwischen ungebührlichem
Verhalten und purer Schamlosigkeit überschritt. Es war nur natürlich, dass
Eloises bissige Kommentare über die Anständigkeit von jungen Damen die
Freizügigkeit ihrer eigenen Tochter umso köstlicher, umso bemerkenswerter
machten.
Sophie blieb am
oberen Ende der Treppe stehen, während sich ihr Papa in die Menge stürzte, um
sich (ohne Zweifel) auf die Suche nach der lieblichen Dalinda zu machen. Ihre
Mama folgte ihm mit strenger Miene und ihr kerzengerader Rücken verriet ihren
Zorn, der durch die Jahre kaum geringer geworden war. Sophie suchte zwischen
den Gästen nach, wie sich einredete, Lord Slaslow.
Innerlich wusste
Sophie jedoch, dass diese Lüge nur ihre Schwäche und ihren Mangel an Moral
verdeutlichte, wie ihre Mutter es womöglich ausgedrückt hätte. Sie suchte in
Wahrheit nach einem Mann, der so breite Schultern besaß, dass er sich in feinem
Wolltuch beinah unbehaglich zu fühlen schien. Sie suchte nach zerzaustem Haar,
das mit silbernen Strähnen durchzogen war. Sie hatte Patrick nicht mehr
gesehen, seit sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte und nun konnte sie ihn
nicht entdecken.
Ihre Mutter, die
bereits am Fuß der Treppe angelangt war, drehte sich verärgert zu ihr um.
»Sophie!«, zischte
sie.
Nachdem Sophie
gehorsam die restlichen Stufen hinuntergegangen war, packte Eloise mit
stählernem Griff ihr Handgelenk.
»Hör auf, dich so
zur Schau zu stellen!«
Die Gentlemen
stürzten sich auf Mutter und Tochter und umringten Sophie. Sie flehten sie um
einen Tanz an, reichten ihr Tanzkarten un
warfen ihr
schmachtende Blicke zu. Eloise begnügte sich damit, Sophie tadelnd anzuschauen,
bevor sie sich in die Ecke der Anstandsdamen zurückzog, wo nur jene Damen
sitzen durften, deren Titel sich mit ihrer Bissigkeit messen konnte.
Lachend schenkte
Sophie ihre Aufmerksamkeit den eifrigen Gentlemen, auch wenn das ganze
Unterfangen unaufrichtig war. Am nächsten oder spätestens am übernächsten Tag
würde in der Times eine diskrete Bekanntmachung erscheinen:
Der Graf von
Slaslow verkündet seine baldige Vermählung mit Lady Sophie York, der Tochter
des Marquis von Brandenburg. Die Zeremonie wird in der Kirche von St. George
stattfinden und der offizielle Empfang wird im Saal des Hosenbandordens im St.
James's Palace abgehalten.
Dann würde die schwatzende Schar von ihr
ablassen und in ganz London bekannt werden, dass sich die große Erbin, Sophie
York, endlich einen Ehemann ausgesucht hatte. Bis Februar würde sie mit Braddon
Chatwin, dem »Liebenswerten Grafen«, wie er des Öfteren genannt wurde,
verheiratet sein. Braddon war tatsächlich liebenswert und würde einen
angenehmen Gatten abgeben. Er mochte Pferde wahrscheinlich lieber als
menschliche Wesen, aber er wettete nicht übermäßig bei den Rennen.
Und er machte den
Eindruck, als wäre er zu freundschaftlicher Zuneigung fähig. Dies war genau das
Gefühl, das Sophie in die Verbindung einzubringen gedachte. Sie würden schöne
Kinder haben (ein wichtiger Punkt) und Braddon würde seine Mätressen
unauffällig im Hintergrund halten. Es wäre zu abschätzig, ihn nur verlässlich
zu nennen, dachte Sophie, als der erste Tanz des Abends begann. Braddon war gütig
und, so weit sie wusste, hatte er keine größeren Laster. Sie würden glücklich
miteinander werden.
Der Abend nahm
seinen Verlauf und weder ihr Verlobter, noch jemand anderes Wichtiges tauchte
an ihrer Seite auf. Sophie tanzte voller Eleganz und mit außergewöhnlicher
Grazie;
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