02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
Patrick.«
»Tut mir Leid wegen
dieses verdammten Gauls.«
Quill schmunzelte.
»Schuld war meine Reiterei. Ich hoffe, ich sehe dich bald wieder.«
Gemeinsam verließen
sie die Bibliothek. Der Körper des einen Mannes war ein fließendes Muskelspiel,
das nur durch die engen Beinhosen des Londoner Gentleman maskiert wurde. Der
Körper des anderen Mannes war nicht minder muskulös, aber diese Muskeln waren
knotig und verkrampft und weigerten sich, den Befehlen ihres Herrn zu folgen.
Eiserne Selbstkontrolle half Quill, den Perserteppich zu überqueren und sich in
das Refugium seines Bettes zurückzuziehen; kontrollierte Leidenschaft führte
Patrick in die andere Richtung, zu den schimmernden, aufreizenden Locken einer
Frau, die er mit einer Heftigkeit begehrte, die er an sich selber verachtete.
Kapitel 4
Lakaien in tristen braunroten Uniformen
standen immer noch steif in der mit Marmor verkleideten Eingangshalle herum,
als Patrick die Bibliothek verließ und die Treppe hinunterging, doch langsam
leerte sich das Haus der Dewlands. Als er eine Stunde zuvor die Stufen
hinaufgegangen war, war die warme Luft von Stimmen, Schritten und dem Klang der
Instrumente erfüllt gewesen, aber nun hallten seine Schritte laut von den
Wänden wider.
Er betrat den
Ballsaal. Die Kerzen in den Halterungen an den Wänden brannten immer noch hell,
aber die des Kandelabers über der Tanzfläche tropften und verloschen bereits,
da sie schon vor Stunden angezündet worden waren. Die Mitte des Ballsaals
wirkte zu dieser späten Stunde wie eine große Höhle und die langen Schatten der
restlichen Gäste griffen wie Finger nach den erhellten Wänden. Hier und dort
wandelten Damen in bunten Kleidern und leicht ergraute Herren umher. Es waren
jene störrischen Getreuen des Morgengrauens, für die ein Abend ein Fehlschlag war,
wenn sie vor sechs Uhr morgens nach Hause zurückkehrten.
Sie war natürlich
bereits gegangen. Lady Sophie würde man nie unter den letzten Gästen eines
Festes antreffen. Das entspräche nicht der Mode.
Besser man ging,
bevor jemand gähnte oder bevor der Verehrer des Abends unschicklich berauscht
war. Aber Braddon ... Braddon, der arme Trottel, wusste nie, wann es Zeit war
zu gehen.
Patrick musste
nicht lange nach ihm suchen. Braddon lümmelte sich in einem Sessel in der Ecke
des Saals und unterhielt sich mit jemandem, den Patrick nicht sehen konnte, da
ihm Braddons wild gestikulierenden Hände die Sicht versperrten. Er redete wie
ein Wasserfall. Bestimmt über Pferde, dachte Patrick und verspürte unfreiwillig
einen Anflug von Zuneigung für seinen Schulfreund. Der gute alte Braddon. Es
war eine Schande, dass die englische Gesellschaft zahlenmäßig so begrenzt war,
dass die Frauen unter Männern aufgeteilt wurden, die sich kannten, seit man sie
mit sechs oder sieben Jahren in die kalten Flure Etons verbannt hatte.
Aber seine Schritte
beschleunigten sich, als er erkannte, mit wem sich Braddon unterhielt. »Alex!«
Das Wort hallte laut durch den sich leerenden Saal.
Sein Zwilling
blickte auf, und ein Lächeln erhellte seine schwarzen Augen. »Ich habe auf dich
gewartet, was keine leichte Aufgabe war. Braddon nimmt wieder mal einen
Anlauf.«
Patrick setzte sich
neben seinen Bruder und spürte, wie die Anspannung von ihm abfiel.
Braddon lehnte sich
nach vorne, seine Augen funkelten und sein breites Kinn zitterte vor Aufregung.
»Diesmal ist es
nicht nur ein Anlauf, Patrick diesmal ist es das Wahre! Mein Leben ist
geregelt, komplett, unter Dach und Fach.« Er lächelte und -verschränkte
die Hände über seiner bestickten Weste.
»Meine
Glückwünsche«, sagte Patrick leise.
Braddon schien die
unterschwellige Drohung in Patricks Stimme nicht gehört zu haben und sprach
hastig weiter. »Mein Gott, sie ist wunderschön. Sie hat den schönsten, runden
kleinen Popo, den ich je gesehen habe, und ihre Brüste - sie sind wie -
wie ...« Braddon fehlten die Worte, und das nicht zum ersten Mal in seinem
Leben. »Nun, sie sind groß und wunderschön, wirklich recht groß für eine so
kleine, zierliche Person.«
Eine eisige Kälte
kroch Patrick den Rücken hinauf, und seine Hände begannen zu zittern. Er würde
diesen Hurensohn bald schlagen müssen. Das Blut pulsierte ihm hart durch die
Schläfen.
»Ich habe sie
zufällig an der Stalltür erwischt«, fuhr Braddon fort, der Patricks
Gesichtsausdruck überhaupt nicht bemerkte. »Ich stand dicht hinter ihr und habe
nach ihr gefasst und sie gekniffen, und bei Gott, ich habe
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