02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
war. Das letzte, was Sophie benötigte, war eine
Belehrung darüber, was Männer von Frauen wünschten.
»Du kannst ihm
einen Kuss gestatten, vielleicht auch zwei, aber mehr nicht«, sagte Eloise
nachdrücklich. »Ich bin sicher, du verstehst, wie wichtig diese Einschränkung
ist, Sophie. Ich denke dabei nur an dich. An deine Reputation ...«
Nun blitzte es in
Sophies Augen auf und sie richtete ihren Blick direkt auf ihre Mutter, die jedoch
inzwischen eine Stelle an der Wand betrachtete.
»Du hast darauf
bestanden, Kleider zu tragen, die im Grunde nichts weiter als Stofffetzen sind.
Deine Weigerung, ein Korsett zu tragen, muss allen aufgefallen sein, und
manchmal habe ich mich gefragt, ob du überhaupt ein Unterkleid trägst. Dein
Verhalten, nennen wir es mal kokett, hat mich des Öfteren in Verlegenheit
gestürzt. Es bietet sich dir hier die Chance auf eine ausgezeichnete Partie und
ich verlange, dass du dir diese Chance nicht dadurch ruinierst, dass du
Graf Slaslow Freiheiten gewährst.«
Sophie konnte
spüren, wie ihr vor Zorn das Herz bis zum Hals schlug. »Willst du andeuten,
dass mein Verhalten nicht korrekt war, Maman?«
»Ja, das würde ich
so sagen«, erwiderte ihre Mutter. »Als ich in deinem Alter war, wäre es mir
ebenso wenig in den Sinn gekommen, mit einem Mann alleine zu sein, wie nach
Amerika zu reisen. Vor deinem Vater hat mich kein anderer Mann geküsst. Ich
kannte meinen Platz und wusste, was sich in meiner Stellung geziemte. Du jedoch
hast der Stellung, in die du hineingeboren wurdest, keinerlei Respekt gezollt.
Du hast deinen Vater und mich immer wieder durch dein zügelloses Benehmen
blamiert.«
Unwillkürlich
spürte Sophie einen Anflug von Demütigung. Ach habe nie etwas Unziemliches
getan, Maman«, protestierte sie. »Heutzutage tragen alle diese Kleider
und das Verhalten ist viel freier als zu der Zeit, als du in meinem Alter
warst.«
»Ich übernehme
einen Teil der Verantwortung; ich habe erlaubt, dass du mit deinen
extravaganten Eskapaden fortfährst und ich habe über viele deiner Fehltritte
hinweggesehen. Aber nun wirst du bald eine Gräfin sein, und was man einemjungen
Mädchen noch als jugendlichen Übermut nachsieht, ist bei einer Gräfin
unverzeihlich.«
»Welche Fehltritte?
Ich habe nie einem Mann Freiheiten erlaubt!«
Ach weiß, dass
Keuschheit ein aus der Mode gekommenes Wort ist, aber es ist keineswegs eine
unmoderne Wertvorstellung«, erwiderte ihre Mutter scharf. »Deine Scherze und
dein kokettes Auftreten lassen dich erfahrener wirken als du bist. Im Grunde
verhältst du dich nicht anders als eine erstklassige Kurtisane, Sophie!«
Einen Moment lang
starrte Sophie ihre Mutter zornig an, aber dann holte sie tief Luft, um ihre
Wut zu zügeln. »Ich habe niemals etwas Ungehöriges getan, Maman«, wiederholte
sie mit fester Stimme.
»Wie kannst du das
sagen? Lady Prestlefield hat dich erst kürzlich in den Armen von Patrick Foakes
angetroffen, und zwar alleine in einem Salon«, gab ihre Mutter zurück. »Als du
dich indiskret und im höchsten Maße ungehörig verhieltest, wurdest du noch dazu
von einer der klatschhaftesten Frauen ganz Londons überrascht. Es wäre ja etwas
anderes, wenn du dich mit Foakes verlobt hättest. Aber sich beim Küssen in
einer Ecke ertappen zu lassen! Du hast mich gründlich bloßgestellt, Sophie. Ich
werde es dir also noch einmal sagen - ich verbiete dir, Graf Slaslow mehr
als nur ein harmloses Pfand deiner Zuneigung zu gewähren. Noch mehr von diesen
hitzigen Umarmungen, und dein Ruf wird für immer ruiniert sein. Außerdem wird
Slaslow allen Grund haben, die Verlobung zu lösen, wenn er dein zügelloses
Wesen argwöhnt.«
»Maman!«
»Dein zügelloses
Wesen«, wiederholte Eloise. »Welches du übrigens von deinem Vater geerbt hast«,
fügte sie hinzu. »Er hat dich obendrein noch ermutigt. Seit er dich in deinem
Studium der Sprachen unterstützt, leistet er deinem undamenhaften Wesen noch
Vorschub. Es gibt kaum etwas Undamenhafteres als das Erlernen des Lateins.«
Sie hob die Hand,
als Sophie zu einer Erwiderung ansetzte. »Glücklicherweise ist es damit nun
vorbei. Wenn du eine Gräfin bist, wirst du zu beschäftigt mit den
Angelegenheiten eines großen Haushalts sein, um dich mit solch fruchtlosen
Dingen zu beschäftigen.«
Plötzlich erinnerte
sich Eloise an ihren vordergründigsten Kummer. »Wenn du Foakes geheiratet
hättest, wäre das Gerede verstummt, aber dein Ruf hat natürlich gelitten, seit
du ihn abgewiesen hast.« Ohne
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