02 - Heiße Nächte der Leidenschaft
nickte,
überrascht über ihre eigene Gedankenlosigkeit. Ihre Reputation würde
ernsthaften Schaden nehmen, wenn sie erneut mit einem Mann verschwände.
Viscountess Dewland
betrachtete das Paar mit einem wohlwollenden Lächeln und verließ den
behaglichen Kreis der Klatschmäuler, um in die Bibliothek zu schlendern. Man
wird mich nie dabei ertappen, dass ich mich abfällig über Sophie Yorks
Verhalten äußere, dachte sie. Das Kind hat ein gütiges Herz.
Mit dem wachsamen
Auge einer Mutter bemerkte Kitty Dewland, dass Lady Sophie keine
Anziehungskraft auf ihren geliebten Peter auszuüben schien. Wenn sie sich nicht
irrte, und das kam ihrer eigenen Überzeugung nach sehr selten vor, dann war die
junge Frau ganz offensichtlich in den Grafen von Slaslow verliebt. Die
Gerüchte, die ihr über die bevorstehende Bekanntgabe ihrer Verlobung zu Ohren
gekommen waren, bestätigten ihren Eindruck.
Kitty seufzte
romantisch berührt. Welch wunderbaren Abend hatte sie selber doch erlebt, als
die Verlobung mit ihrem lieben Thurlow verkündet wurde. Ein wenig rühmliches,
aber köstliches Triumphgefühl hatte sie durchströmt, als sie inmitten der
anderen jungen Damen ihre Runde durch den Saal machte und die Gewissheit
auskostete, dass ihre Zukunft gesichert war! Kitty rief sich innerlich zur
Ordnung und betrat die Bibliothek, um Quill und Lady Sophie einander
vorzustellen.
Quill - oder
Erskine - war ganz und gar nicht das, was Sophie erwartet hatte. Sie
erinnerte sich vage an ein schmales, bleiches Gesicht, das während des
Feuerwerks im Garten der Dewlands hinter der Fensterscheibe auftauchte. Aber
das Gesicht, das aus dem Ohrensessel zu ihr hoch blickte, war braun gebrannt
und viel dunkler, als das der meisten Gecken in London, die an Amüsements im
Haus und an gemächliche Ausflüge in überdachten Kutschen gewöhnt waren. Quills
Gesicht war hager und von Schmerzen gezeichnet, aber auffallend intelligent und
sehr gut aussehend.
Nun stand er vor
ihr und seine kühlen Lippen streiften ihren Handrücken. Es schien ihm keine
Probleme zu bereiten, aufrecht zu stehen, und erst als er sich wieder in den
Sessel sinken ließ, bemerkte sie, welche Anstrengung es ihn kostete, sich zu
erheben. Schnell nahm sie auf der erstbesten Sitzgelegenheit Platz, die sie
entdeckte, und zwar auf einem kleinen, gepolsterten Hocker vor dem Kamin. Sie
wollte Quill kein Unbehagen verursachen, weil er in Gegenwart einer Dame nicht
stehen bleiben konnte.
Peter zog einen der
schweren Ledersessel heran und seine Mutter ging zu dem Ehrenwerten Sylvester
Bredbeck hinüber, der sich in die Bibliothek zurückgezogen hatte, um seinen von
der Gicht befallenen, linken Knöchel auszuruhen.
Quill betrachtete
Sophie unter schweren Augenlidern und sein Gesicht war so ausdruckslos, dass man
keinerlei Verlegenheit darauf erkennen konnte, sollte er tatsächlich welche
empfinden.
»Genießen Sie den
Ball, Lady Sophie?«, fragte er gedehnt.
Sophie errötete ein
wenig. Sie spürte Spott, fühlte sich an diesem Abend jedoch geistig nicht agil
genug, um darauf zu reagieren. Um genau zu sein schienen sich alle
schlagfertigen Bemerkungen, die eine Unterhaltung zwischen den Männern und
Frauen der feinen Gesellschaft charakterisierten, aus ihrem Gedächtnis
verflüchtigt zu haben.
»Nicht besonders«,
erwiderte sie aufrichtig.
»Hm«, murmelte
Quill, und sein Blick bemerkte die leicht herabhängenden Winkel ihres Mundes.
»Vielleicht würden Sie sich gerne eine Pause von dem unablässigen Frohsinn dort
unten gönnen? Wir könnten eine Partie Backgammon spielen, wenn Sie möchten?«
Sophie dachte
hastig nach. Damen zogen sich nicht in die Bibliothek zurück, um während eines
Balls Backgammon zu spielen. Andererseits wurde sie von niemand geringerer als
der Gastgeberin höchstpersönlich begleitet und es wäre sehr angenehm, ihren
angestrengten Nerven eine kleine Erholung zu verschaffen. Weder Braddon noch
Patrick würden die Bibliothek betreten, also war ihr ein Moment der Ruhe
sicher, bevor sie in den Ballsaal zurückkehren musste.
Sie hob den Blick
und begegnete Quills grünen Augen. »Es würde mir sehr große Freude bereiten,
Ihnen Gesellschaft zu leisten.«
Auf das Nicken
seines Bruders hin sprang Peter auf und holte einen kleinen Tisch herbei,
dessen Oberfläche aus einer Einlegearbeit in Form eines Backgammonspiels
bestand. Sophie und Quill legten schweigend die Steine auf das Brett, während
der flackernde Widerschein des Kaminfeuers von den mit Walnussholz
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