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02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren

Titel: 02 - Hinter goldenen Gittern - Ich wurde im Harem geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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wie man richtig hilft?
    Ich ergriff die Gelegenheit mit beiden Händen, als Amara nach Joshuas erstem Geburtstag sagte: „Wir beide haben in den letzten zwölf Monaten eine Menge gelernt über diese fremde Krankheit. Dir tut diese neue Aufgabe gut und deinem Sohn hilfst du dadurch auch. Ich habe lange nachgedacht und mache dir heute ein Angebot: Willst du meine Schülerin werden? Alles lernen, was ich weiß?
    Über die Heilkräuter, wo du sie findest, wann sie zu ernten sind, welche Teile ich verwende, wie ich sie zubereite, wie ich sie anwende?“
    Dass Amaras Arbeit Joshua half, davon konnte ich mich mit eigenen Augen überzeugen. Indem ich von ihr alles lernte, würde ich meinem Jungen zur Seite stehen können. Das war mein erster Gedanke, als ich sie voller Freude umarmte.
    Aber da war auch das Gefühl der Bewunderung, die ich für Amara empfand.
    Früher hatte ich Bisi um ihre - verglichen mit Amara wesentlich bescheideneren
    - Fähigkeiten beneidet. Durch das Angebot der Heilerin schloss sich nun der Kreis, der in meiner Kindheit begonnen hatte.
    Mit meiner Antwort begann mein neuer Weg. Ich entschloss mich, das zu werden, was Amara als ihren Beruf angibt - ein Herbalist. Auf der Farm hatte ich mich zum ersten Mal und voller Begeisterung mit Pflanzen beschäftigt. In Lagos jedoch war es ein echtes Problem, stets an frische Kräuter zu kommen.
    Wir mussten mit Amaras Lieferwagen weite Strecken fahren, um jene Stellen zu finden, wo die Heilkräuter gediehen, aus denen die Medizin frisch hergestellt wurde.
    Deshalb schlug ich eines Tages vor, die Sache gründlich anzugehen. Hinter dem Mädchenhaus, in dem Joshua und ich wohnten, hielt Amara Hühner, ein paar Ziegen und zwei Schweine.
    „Warum legen wir dort nicht einen Kräutergarten an? Das erspart uns lange Wege“, fragte ich sie, als wir eines Abends wieder erschöpft von einer unserer Touren zurückkamen.
    „Bis die Pflanzen groß genug sind, kann es lange dauern“, entgegnete Amara.
    Aber sie sah ein, dass wir die Medizin wohl noch lange gebrauchen würden.
    Sehr lange. Also überlegten wir nicht großartig, sondern brachten die Tiere bei unseren Nachbarn unter und rissen die einfachen Ställe nieder.
    Bei Joshs erstem Geburtstag hatte meine Mutter Amara und mir erzählt, dass sie, Ada und Bisi im Harem für die Betreuung der Babys zuständig seien. Seit einiger Zeit traten dort die gleichen Probleme auf, mit denen Joshua zu kämpfen hatte. Die ihr anvertrauten Kinder starben meiner Mutter unter den Fingern weg.
    Die meisten erlebten nicht einmal ihren ersten Geburtstag. Nur wenige hatten von der Natur so viel Energie mit auf den Lebensweg bekommen, dass sie durchkamen.
    Mutter wusste dank meines und Joshs Schicksal die Zeichen richtig zu deuten:
    „Ist es nicht furchtbar?“, fragte sie, als wir im Anschluss an die Geburtstagsfeier noch zusammensaßen. „Wir haben hohe Mauern, Wächter vor den Türen und Gitter an den Fenstern. Und all das nützt nichts! Unseren Kindern wird das Leben gestohlen. Wenn das dein Vater noch erlebt hätte ..“
    „Glaubst du wirklich, dass Vater an einer Lungenentzündung gestorben ist, Mutter? Kann es nicht das sein, was ich schon früher vermutete?“
    „Nein, mein Kind, diese Seuche hat ein anderer in den Harem gebracht.“
    Ich schwieg. Was sollte ich Mutter noch mehr beunruhigen? Ich hatte ja keine Erklärung anzubieten, wie Vater sich infiziert haben könnte. Das Sexualleben des charismatischen Papa David traute ich mich nicht zu analysieren. Außerdem lag mein Augenmerk auf den Sorgen, die mich umgaben und mit denen Mutter, Ada und Bisi Tag für Tag zu kämpfen hatten: dem Tod der Babys. Und ständig kamen neue infizierte Kinder zur Welt.
    „Wir müssen den Kindern im Harem ebenso helfen wie Joshua!“, sagte ich am nächsten Morgen zu Mutter und Amara, während mein kleiner Sohn zu unseren Füßen spielte.
    „Kind, das ist viel zu gefährlich!“, widersprach Mutter. „Felix hat zwar aufgegeben, nach dir zu suchen. Aber sobald er merkt, dass wir in engem Kontakt stehen, wird sein Misstrauen wieder geweckt.“
    „Was deine Mutter sagt, ist richtig“, stimmte Amara ihr zu. „Du musst jetzt an dich und deinen kleinen Jungen denken.“
    „Ich sage ja nicht, dass ich Felix höchstpersönlich die Medizin für die kranken Kinder in die Hand drücken will!“, ereiferte ich mich. „Aber wir haben die Mittel, um anderen zu helfen. Also müssen wir es auch tun. Die Babys sind schließlich unschuldig an ihrem

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