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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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»›Herrlich hintergründig, cool und ironisch‹, Wayne Rooney«; »›Ein Buch wie eine Fahrt mit der Achterbahn, atemberaubend, furios, schwindelerregend und süchtig machend‹, Iris Murdoch«; »›Das Härteste vom Harten: Bukowski wird von Burroughs und Gibson gemeinsam vergewaltigt, und ein Bastard wird geboren‹, Ann Widdecombe« – so was in der Art. Inzwischen gibt es online einen Auktionsmarkt für die gebundenen Druckfahnen bekannterer Autoren, aber Mitte der Achtziger waren sie einfach nur Makulatur und wurden weggeworfen, sobald man sie gelesen und rezensiert hatte. Heutzutage sorgen E-Mail, PDF-Dateien, das E-Buch und iPad allmählich für das Ende der gebundenen Druckfahnen, so wie sie allmählich auch die Motorradkuriere überflüssig machen. In den Achtzigern waren in jedem Telefongespräch zwischenRedakteuren und Journalisten, Agenten und Klienten, Produzenten und Autoren, Anwälten und Anwälten Sätze zu hören wie: »Ich werd’s Ihnen gleich per Bike bringen lassen«, »Schicken Sie’s per Bike rüber, ich unterschreibe und schick’s per Bike zurück«, »Ist es klein genug für ein Bike, oder brauchen wir ein Cab?« Mitte der achtziger Jahre dröhnten, brummten und bratzten die 550er Hondas und 750er Kawasakis durch London, attackierten pfeilschnell, schlingerten im Slalom durch den dichten Verkehr, rasierten Außenspiegel ab, ließen die Motoren an der Ampel ohrenbetäubend aufheulen und terrorisierten die brave Bürgerschaft mit ihrem rücksichtslosen Rowdytum.
    Ich möchte abschweifen, um eine erhellende Geschichte zu erwähnen, die mir zu jener Zeit eine Freundin erzählte. Ihre Tante war ins Moorfields Eye Hospital eingeliefert worden, wo sie ein Hornhauttransplantat bekommen, am grauen Star operiert werden oder einem ähnlichen augenärztlichen Eingriff unterzogen werden sollte, der zwar inzwischen Routine war, sich aber auch als heikel erweisen konnte. Sie lag im Bett und fragte sich, was wohl als Nächstes passieren würde, als der Chefarzt eintrat.
    »Hallo, Miss Tredway, wie geht es Ihnen? Hat man Ihnen die Operation erklärt? Was wir machen werden: Wir schneiden Ihre miese alte trübe Linse heraus und ersetzen sie durch eine funkelnagelneue Spenderlinse. Nichts einfacher als das. Das Problem ist nur, dass wir im Moment keine Spenderaugen zur Verfügung haben.«
    »Oh.«
    »Ich würde mir an Ihrer Stelle aber keine Sorgen machen.« Er ging ans Fenster und sah hinaus auf denStadtring. »Es regnet, also wird es nicht mehr sehr lange dauern.«
    Man weiß, dass irgendwas nicht stimmt, wenn ein Arzt absolut garantieren kann, dass bei rutschigen Straßen irgendwo in der Stadt ein Kurierfahrer einen tödlichen Unfall haben wird und dass anschließend ein frisches, gesundes Augenpaar im Eiltempo in den Operationssaal geliefert wird, schön verpackt in einer Kühlbox. Einer Kühlbox, die aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Soziussitz eines Motorrads festgeschnürt war …
    Nun, das war London in den Prä-Fax- und Prä-Internet-Achtzigern. Kuriere und Autos taten die Arbeit, und es war Material in Form massenhafter Atome und nicht Inhalt in Form masseloser Elektronen, das von einem Ort zum anderen geschafft werden musste.
    Aber ich sprach doch von dem Mistding. Es war unausweichlich, dass ich als Literaturkritiker früher oder später das Package eines Kuriers öffnen (klingt doch verlockend, oder?) und ein Buch finden würde, über das es auch nicht ein Körnchen Gutes zu sagen gab.
    »Nun, wenn du nichts Nettes zu sagen hast, dann sag lieber gar nichts«, lautet die Empfehlung der meisten Mütter, und wie immer ist ihr Rat bedenkenswert. Die Schwierigkeit stellt sich ein, wenn, wie schon erwähnt, ein Panzer deine Seele umgibt und Nächstenliebe, Mitgefühl und Anteilnahme aus ihr entwichen sind.
    Ich werde es unterlassen, Namen und Buchtitel zu nennen, aber das Mistding war ein Werk, das mich in die reine Boshaftigkeit trieb. Ich spitzte den Federkiel, tauchte ihn in das gefährlichste Ätzmittel, das ich auftreiben konnte, und machte mich daran, mich meiner Gefühle zu entäußern. Genau wie ein schöner Mensch in all seinen Zügen und körperlichen Merkmalen schönist – Haar, Nase, Fesseln, Augenwimpern und Nacken –, scheint ein schlechter Autor in jeder Hinsicht schlecht zu sein, vom Stil und von der Syntax bis zur moralischen Haltung und spirituellen Substanz. Es wird unter den Lesern dieses Buchs Menschen geben, die zum selben Urteil über mich gekommen sind, obwohl sie es

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