02 - Im Netz der Vergangenheit
interessiert sein, du hast doch gehört, dass die Räume schon seit einer Weile leer stehen.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Laura lakonisch und rieb sich tatendurstig die Hände. »Also gut, lass uns jetzt noch ein bisschen tapezieren, je eher wir im Haus alles fertig haben, desto schneller können Sam und ich zu dir ziehen.«
Cassy lachte. »Na gut, wenn du dich mit meinen bescheidenen Handwerkskünsten zufriedengeben willst, dann lass uns loslegen.«
Sie verbrachten den restlichen Tag damit, in dem Raum neben Cassys Zimmer die alten Tapeten zu entfernen, und bis zum späten Abend hatten sie es geschafft, den halben Raum neu zu tapezieren.
Draußen war es bereits dunkel, nacheinander gönnten sie sich eine ausgiebige Dusche und saßen anschließend müde in der Küche und aßen ihr Abendbrot.
»Schade, dass ich morgen schon fahren muss, aber ich denke, bis dahin kriegen wir zumindest das Zimmer noch fertig«, sagte Laura bedauernd.
»Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, ich habe ja genug Zeit, ich mache dann eben alleine weiter.«
»Aber nicht dass du auf die Idee kommst, dir wieder Tyler …«
Weiter kam Laura nicht, in diesem Augenblick hörten sie durch die Tür zum Flur gedämpft das Klirren von Glas.
»Was war das denn jetzt?«, fragte Laura erschrocken.
Sie verließen die Küche, aber im Flur war nichts zu sehen. Cassy öffnete die Tür zum Wohnzimmer und schaltete das Licht ein. Sofort fiel ihr Blick auf die Fensterscheibe, in der ein großes Loch klaffte. Irritiert ging sie zum Fenster, betrachtete die Scherben auf dem Fußboden, und sah einen faustgroßen Stein zwischen dem Glas liegen, der mit Papier umwickelt war.
Mit einem unguten Gefühl löste sie den Faden und faltete das Blatt auseinander. Laura war zu ihr getreten und schaute ihr über die Schulter, zusammen lasen sie den Text, der darauf stand:
»Du solltest lieber verschwinden, solange noch Zeit ist.«
Kapitel 11
S chweigend starrten Laura und Cassy auf den Zettel.
»Cassy, was hat das zu bedeuten? Erst dein Auto und jetzt das – glaubst du immer noch, dass das nur ein paar Jugendliche waren?«
Stumm schüttelte Cassy den Kopf, und im gleichen Augenblick kamen ihr Amys bösartige Bemerkungen in den Sinn.
Konnte es sein, dass Amy dahintersteckte? Es gefiel ihr nicht, dass Cassy in Bridgewater war, daran hatte sie keinen Zweifel gelassen, aber würde sie wirklich so weit gehen?
Cassy dachte zurück an die Zeit, die sie damals im Haus ihrer Tante verbracht hatte.
Wirklich gut befreundet war sie mit Amy nie gewesen, und das hatte nicht nur daran gelegen, dass Amy drei Jahre jünger war als sie. Jack, Tyler, Laura und Cassy waren fast immer zusammen unterwegs gewesen, und sie hatten sich standhaft geweigert, die »kleine« Amy mitzunehmen, was diese oft zu Wutausbrüchen veranlasst hatte.
Als sich dann die Romanze zwischen Tyler und Cassy entwickelt hatte, war Amy kaum noch zu ertragen gewesen. Sie hatten sich ein Zimmer geteilt, und mehr als einmal hatte Cassy Käfer, Spinnen oder sonstige Insekten in ihrem Bett vorgefunden. Amy hatte keine Gelegenheit ausgelassen, um Cassy bei Olivia und Joseph anzuschwärzen, und Cassy damit mehr als nur eine gepfefferte Standpauke verschafft.
Alles in allem war Amy ein Biest gewesen, aber dennoch konnte Cassy sich nicht vorstellen, dass sie so weit gehen würde, ein Auto zu zerstören oder Fensterscheiben einzuwerfen.
»Keine Ahnung«, erklärte sie jetzt achselzuckend, »Lass uns jetzt kein großes Theater darum machen, ich sehe zu, dass das Fenster morgen ausgetauscht wird, und damit hat sich die Sache.«
Laura schaute sie entgeistert an.
»Das ist alles? Macht dir das keine Angst? Ich meine, nach allem was wir erlebt haben, solltest du dir vielleicht doch ein paar mehr Gedanken machen, oder?«
»Jetzt lass mal die Kirche im Dorf, das sind alberne Kindereien, mehr nicht«, sagte Cassy kopfschüttelnd, und versuchte, sich ihr leichtes Unbehagen nicht anmerken zu lassen.
»Ich bin immer noch der Meinung, du solltest zur Polizei gehen.«
»Was sollen die denn groß tun? Meinst du, die stellen mir einen Wachposten vors Haus oder wie? – Jetzt beruhig dich wieder, lass uns schlafen gehen und diesen Unsinn vergessen.«
Widerstrebend folgte Laura ihr nach oben.
»Cassy, ich habe kein gutes Gefühl dabei, morgen wegzufahren und dich hier alleine zu lassen.« betonte sie nochmal, nachdem sie sich hingelegt hatten.
»Mach dir keine Sorgen, mir wird hier nichts passieren, ich glaube
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